# taz.de -- Der Berliner Wochenkommentar II: Ein orientalischer Sommer
       
       > Wenn das Wetter zu einem ernsthaften Thema wird: Alle BerlinerInnen
       > stöhnen, denn es ist viel zu heiß. Gehts' noch schlimmer? Entspannen!,
       > rät unsere Autorin.
       
 (IMG) Bild: Ein Wasserwerfer der Polizei bewässert das Grün am Bundeskanzleramt – und was ist mit dem Rest?
       
       Juli und August sind keine Monate, die man in Israel verbringen möchte. Bei
       durchgängig [1][35 Grad] und drüber schleichen die Leute vom voll
       klimatisierten Bus oder Pkw rüber ins voll klimatisierte Büro oder zum
       Supermarkt, ins Kino oder ins Einkaufszentrum – alles ist voll klimatisiert
       und eigentlich immer ein bisschen zu kühl. Vor dem Dauerschnupfen im Sommer
       gibt es kaum ein Entkommen. Nichts wie weg also, denkt sich die
       Nahostkorrespondentin, und zischt los für ein paar Wochen nach Berlin zur
       natürlichen Abkühlung. Wann gab es da schon einmal einen richtigen Sommer?
       
       Berlin im Juli 2018 ist anders. Heiß. Und auch ein bisschen feucht. Am
       U-Bahnhof Tempelhof zum Beispiel steht die Luft. Auf meiner Oberlippe
       bilden sich nach Sekunden die ersten Schweißtropfen. Als die Bahn kommt,
       klebt das Hemd unangenehm am Rücken. Noch schlimmer im Abteil, obwohl die
       Fenster offenstehen. Leicht bekleidete, leicht duftende und sehr tätowierte
       Menschen lassen mit vereinter Kraft noch mehr Feuchtigkeit in die immer
       dicker werdende Luft ab. Im Büro halten die Kollegen die verschwitzten
       Gesichter vor Miniventilatoren und diskutieren darüber, ob das Fenster nun
       besser offen bleibt in der Hoffnung auf einen Luftzug oder zugemacht werden
       sollte, weil’s von draußen noch heißer hereinweht.
       
       Dieser Sommer in Berlin macht über weite Strecken keinen Spaß. Es ist
       durchgängig überall heiß. Noch nie was von Klimaanlagen gehört? Schon kommt
       Sehnsucht auf nach [2][Tel Aviv.] Da ist es „indoor“ immer kalt, und selbst
       draußen weht von Zeit zu Zeit eine erfrischende Brise übers Meer.
       
       Hätten wir’s lieber, wenn dieser Sommer ein Sommer wie so viele vor ihm
       wäre? „Milki schmilki und was ist mit dem Wetter?“, sagen Israelis, die
       zwar neidvoll auf ihre Landsleute in Berlin blicken, wenn es um die
       vergleichsweise lächerlichen Preise für Schokopudding und vieles andere
       geht, die aber andererseits den deutschen Winter scheuen. Wenn wir ehrlich
       sind, ist es doch ganz nett mit dem orientalischen Klima in Deutschlands
       Hauptstadt. Vor allem an den Abenden. Nach Feierabend noch mal schnell an
       den See und rein ins kühle Nass. Herrlich.
       
       28 Jul 2018
       
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 (DIR) Susanne Knaul
       
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