# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Ein tiefgründiges Männermagazin
       
       > Mit „Ernst“ hat die Schweiz etwas, was man sich hier nur wünschen kann:
       > ein gut gemachtes Gesellschaftsmagazin für den Mann.
       
 (IMG) Bild: Teil der großen Zeitschriftenauswahl ist seit einiger Zeit das Männermagazin „Ernst“ aus der Schweiz
       
       Manchmal nimmt man sich in einer ruhigen Minute die Zeit und blickt nach
       Süden. Und wundert sich dann, was die kleine Schweiz alles kann, was es
       hier im großen Deutschland nicht gibt. Gut, Populismus in bislang eher
       bieder-bodenständigen Konservativparteien und -medien können wir
       mittlerweile auch ganz gut – einige der heutigen Schweizer Protagonisten
       haben ja in Deutschland trainiert. Etwa der
       „Die-Weltwoche-auf-rechts-Dreher“ Roger Köppel bei der Welt in Berlin.
       
       Bei den positiven Beispielen sieht’s dagegen anders aus: Ja, Schweizer
       Schoggi ist einfach besser als deutsche Schokolade. Und wenn in der Schweiz
       eine Initiative den öffentlich-rechtlichen Rundfunk per Volksabstimmung de
       facto abschaffen lassen will, kriegt die Eidgenossenschaft eine richtige
       und vor allem echt-wahrhaftige Diskussion über Sinn und Zweck des ganzen
       „Servis public“ hin. In allen Teilen der Gesellschaft, und am Ende
       engagiert sich sogar die Feuerwehr. Können sie hierzulande nur von träumen.
       
       Und noch etwas gibt es Made in Switzerland, was man sich auch für
       Deutschland wünschte: ein gut gemachtes Gesellschaftsmagazin für den Mann.
       Das viermal im Jahr erscheinende Blatt heißt Ernst – und ist auch so.
       Herausgegeben wird Ernst vom Schweizer Verein „Männerzeitung“.
       
       Wenn man den Wunsch nach mehr Scherz, Satire und schieferer Bedeutung mal
       kurz beiseite lässt: Ernst hat was. Jedes Heft hat ein Oberthema, die
       Juni-Ausgabe widmet sich dem „Heilen“ – angenehmerweise ganz weit weg von
       esoterischen Postillen, die sich hauptsächlich durch Anzeigen finanzieren,
       in denen der Erzengel Gabriel andere schwer Bewegte zum Einschwingen in den
       Klangschalenkurs lotst.
       
       ## Jede Menge Aufreger
       
       Nein, Ernst ist über weite Strecken sehr guter Journalismus, tiefgründig,
       aufmerksam, vielleicht hier und da in bisschen zu leise, aber nie künstlich
       und um des Effekts Willen aufgeregt.
       
       Dabei publiziert das Blatt jede Menge Aufreger, über sexuellen Missbrauch
       und die Scham. Über Altersarmut bei Männern, die aufgrund ihrer Einstellung
       zur Berufsarbeit und zur Rolle als angeblich unersetzliche Ernährer und
       Bestimmer at large keine Hilfe an sich heranlassen. Über Angriffe auf
       [1][LSBTTIQ-Menschen in Unterkünften für geflüchtete Menschen].
       
       Das ist momentan noch alles sehr schweizbezogen. Aber von einem klugen
       Tiefgang und gesellschaftspolitischer Schärfe, was man sich (neben Schoggi
       und einer echten Diskussion über öffentliche Medien) auch hierzulande
       wünschte.
       
       Und was die Schoggi angeht: Auch an der Foodfront ist Ernst zu Hause. Und
       verkündet zu Liebeskuchen mit Kardamom-Granatapfel-Joghurt unter dem
       schönen Motto „Hilft jetzt auch nicht viel in Sachen Liebe. Aber etwas mehr
       als Tiramisù“ noch eine süße Wahrheit: „Kuchen heilt alles“.
       
       4 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Queere-Fluechtlinge/!5264971
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Zeitschriften
 (DIR) Männer
 (DIR) Männlichkeit
 (DIR) Schweiß
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
 (DIR) Bundesverfassungsgericht
 (DIR) Filmpreis
 (DIR) Liebeserklärung
 (DIR) Zeit Magazin
 (DIR) Gender
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen: Chance verpasst
       
       Rundfunkgebühren – für viele ist das ein Reizwort. Am Mittwoch wird das
       Bundesverfassungsgericht darüber befinden, ob sie rechtens sind.
       
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen: Mit Sekt, Orchester und Politik
       
       Es gibt viele Filmpreise, doch der Friedensfilmpreis „Die Brücke“ sticht
       positiv hervor. Nur leider bekommt er nur wenig mediales Feedback.
       
 (DIR) Kolumne Liebeserklärung: Für Sexisten mit Klasse
       
       Der US-„Playboy“ druckt doch wieder nackte Frauen. Das ist nur konsequent:
       Die Kundschaft will nun mal Nippel und billigen Sexismus.
       
 (DIR) Chefredakteur über neues „Zeit“-Heft: „Magazin für erwachsene Männer“
       
       „Zeit Magazin Mann“ heißt der Lifestyle-Ableger des Blattes. An
       Zielgruppenjournalismus glaubt Chefredakteur Christoph Amend aber nicht.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Volle Kanne Mann
       
       Neues vom deutschen Ober-Maskulinisten: Die Geschlechtererforschung geht
       hardcore weiter.