# taz.de -- Kommentar WM-Auftakt in Russland: Der Fußball ist tot, es lebe der Fußball
       
       > WM2018: Muss damit nicht mal Schluss sein? Sollten wir das Werbespektakel
       > nicht einfach ausblenden? Nein, wir lassen uns das Spiel nicht nehmen!
       
 (IMG) Bild: Wir sind ja nicht zum Spaß hier. Oder? Diese argentinischen Fans sind es schon
       
       Wie oft haben wir das schon gehört: Der Fußball ist tot? Was haben wir
       diskutiert, als der erste Spieler für [1][100 Millionen Euro verkauft
       worden ist]. Ein Brausekonzern hat zu Werbezwecken einen Fußballklub [2][in
       der ersten Liga platzieren dürfen]. Skandal! 2010 hat die Fifa die WM an
       Russland und Katar verkauft. Das Ende! Dass die deutsche Super-WM von 2006
       [3][auch gekauft war], man konnte es damals nur ahnen. Menschen werden aus
       ihren angestammten Siedlungen vertrieben, damit ein Stadion gebaut werden
       kann, das nach einer Weltmeisterschaft nicht mehr gebraucht wird – an diese
       Geschichten haben wir uns beinahe schon gewöhnt.
       
       Jetzt steht die [4][Fußball-WM in Russland] an. Wir erzählen diese
       Geschichten wieder. Wir berichten von Korruption, von Sklavenarbeit an
       Stadionbaustellen, von politischen Häftlingen und Journalisten, die an der
       Ausübung ihrer Arbeit gehindert werden. Wir werden sehen, wie sich Wladimir
       Putin feiern lässt.
       
       Auch wenn wir es uns fest vornehmen, wir werden es – wenn der Ball rollt –
       nicht schaffen, immer auch daran zu denken, dass Russland in Syrien [5][mit
       einem Massenmörder kollaboriert], dass sich das Land ein Stück von der
       Ukraine mir nichts dir nichts einverleibt hat und dass in der Ostukraine
       ein Krieg mit russischer Beteiligung geführt wird, der Tausenden das Leben
       gekostet hat.
       
       Und dann sind da noch diese immer neuen Geschichten darüber, dass die Fifa
       alles dafür tut, für alle Zeiten ein intransparenter, korruptionsanfälliger
       Funktionärshaufen zu bleiben. Muss damit nicht mal Schluss sein? Sollten
       wir das Milliardenspektakel nicht einfach ausblenden. Sind wir nicht alle
       längst WM-urlaubsreif?
       
       Nein, wir lassen uns das Spiel nicht nehmen! Wir wollen beschreiben, wer
       gewinnt, wollen verstehen, warum die andere Mannschaft keine Chance hat.
       Wir wollen uns fragen, welche taktischen Rezepte im modernen Fußball zum
       Erfolg führen.
       
       Und manchmal können wir nicht anders und genießen einfach das schöne Spiel.
       Wir wollen uns vielleicht auch einmal mitfreuen, wenn sich WM-Touristen und
       Einheimische anfreunden. Von Putin haben wir genug, lasst uns also die WM
       nutzen, uns mit Russland zu beschäftigen! Die Fußball-WM ermöglicht uns
       vier Wochen lang Zugänge, die uns sonst meist verschlossen bleiben. Nutzen
       wir sie! Es lebe der Fußball!
       
       14 Jun 2018
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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