# taz.de -- „Hart aber fair“ in der Kritik: Suggestiver Teaser, suggestive Fragen
       
       > Um Migranten und ihren vermeintlichen Hang zu Kriminalität ging es in
       > Frank Plasbergs Talkshow. Zu Gast: natürlich keine Flüchtlinge.
       
 (IMG) Bild: Markus Blume, Ruud Koopmans, Holger Münch, Isabel Schayani, und Annalena Baerbock zu Gast bei Frank Plasberg
       
       Den Shitstorm hatte Frank Plasberg schon am Hals, bevor er auf Sendung
       ging. In seiner Talkshow „Hart aber fair“ sollte es am Montagabend mal
       wieder um das Thema Flüchtlinge gehen – genauer um Flüchtlingskriminalität.
       Seit Monaten schon steht der Vorwurf im Raum, die zu Plattitüden
       einladenden Gesprächsformate im Öffentlich-Rechtlichen würden ein arg
       populistisches Bild von Migrations- und Integrationsfragen zeichnen und der
       AfD in die Hände spielen.
       
       Bei „Hart aber fair“ störte das aber offenbar niemanden – und so kündigte
       man die Sendung [1][schon im Vorfeld mit folgenden Worten an]: „Flüchtlinge
       und Kriminalität – Die Diskussion: Junge Männer, geflohen aus Krieg und
       archaischen Gesellschaften – für viele hierzulande Grund zu Sorge und
       Angst. Können solche Flüchtlinge überhaupt integriert werden? Wie unsicher
       wird Deutschland dadurch?“ In den sozialen Medien wurde die Talkredaktion
       für diese Zuspitzung kritisiert.
       
       Nicht ohne Grund, denn die Ankündigung nimmt das Ergebnis der Diskussion
       schon vorweg. Als würde man annoncieren: „Talkshows und Populismus:
       Medienmacher mit zweifelhafter Berufsethik – für Befürworter sachlicher
       Auseinandersetzungen hierzulande Grund zu Sorge und Angst. Kann man solche
       Fernsehformate überhaupt noch überarbeiten? Wie vergiftet wird der Diskurs
       dadurch?“
       
       Dementsprechend erwartbar wurde die Sendung. Nach einer Dokumentation über
       zwei von Flüchtlingen verübte Gewaltverbrechen an Mädchen diskutierte man
       über Migranten und ihren vermeintlichen Hang zu Kriminalität. Flüchtlinge
       selbst kamen nicht zu Wort. Das fiel aber lediglich Weltspiegel-Moderatorin
       Isabel Schayani auf, die als einzige Teilnehmerin des Panels einen
       Migrationshintergrund hat und die geistreichsten Wortbeiträge lieferte.
       
       Sie kritisierte die Architektur der Sendung und die häufig negative
       Berichterstattung zu Flüchtlingen. Man könne doch nicht so tun, als ob
       genug Talkshows dafür sorgen, dass Flüchtlinge schon wieder gehen würden,
       sagte die TV-Journalistin. Ähnlich äußerte sich Asmen Ilhan, der beim
       Berliner Integrationsprojekt „Heroes“ versucht, Jugendlichen mit
       Migrationshintergrund mithilfe von Rollenspielen Akzeptanz für die
       Gleichberechtigung von Frauen zu vermitteln. Ilhan forderte, man solle
       nicht immer so „defizitorientiert“ über Flüchtlinge reden, sondern mit
       ihnen. Eigentlich ein simpler Vorschlag – aber auch Ilhan durfte im Panel
       nicht mitreden. Plasberg interviewte ihn separat.
       
       Apropos Plasberg. Der musste wegen seiner Suggestivfragen sogar von Gästen
       zurückgepfiffen werden, die nicht unbedingt der Refugees-Welcome-Gruppe
       zuzuordnen sind. So fragte er CSU-Generalsekretär Markus Blume, wie oft er
       den Satz höre, dass „die ermordeten Mädchen noch am Leben“ wären, wenn man
       die Flüchtlinge nicht ins Land gelassen hätte. So was höre man, antwortete
       Blume ruhig, nachdem Plasberg dieselbe Frage zwei Mal stellte. Deshalb sei
       es wichtig, dass man „in der Diskussion entsprechend differenziert.“
       
       ## Zuspitzungen in der Berichterstattung
       
       Daran schien Plasberg aber kaum interessiert. Der Moderator wirkte während
       der Sendung, als habe er seine Haltung zum Thema schon gefunden. Einige
       Beispiele: In einem Einspieler schilderte ein Flüchtling, dass er zwar
       anfangs überrascht von öffentlich ausgelebter Homosexualität gewesen, nun
       aber daran gewöhnt sei. Plasberg nahm das dem Interviewten wohl nicht so
       ganz ab und fragte rhetorisch, ob da jemand nur einen Schalter umlege und
       „besonders guten Willen zeigen“ wolle.
       
       Derlei Zuspitzungen mögen im Fernsehen üblich sein. In einer ohnehin auch
       durch die Berichterstattung angeheizten Zuwanderungsdebatte hätte ein wenig
       mehr Fingerspitzengefühl dennoch nicht geschadet. Ein paar Twitter-Gegner
       hat Frank Plasberg wohl trotzdem am Montag noch auf seine Seite ziehen
       können. Am Tag der Ausstrahlung [2][sagte er dem] Tagesspiegel, dass man
       AfD-Fraktionschef Alexander Gauland wegen seiner Äußerung über [3][die
       NS-Zeit als „Vogelschiss“] der „erfolgreichen“ deutschen Geschichte nicht
       mehr einladen werde. Na, immerhin.
       
       5 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/video-fluechtlinge-und-kriminalitaet--die-diskussion-102.html
 (DIR) [2] https://www.tagesspiegel.de/medien/tv-talk-der-ard-plasberg-laedt-gauland-nicht-mehr-zu-hart-aber-fair/22641210.html
 (DIR) [3] /!5507575
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Wimalasena
       
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