# taz.de -- Tourismus-Steuerung: Weg mit den Bierbikes
       
       > Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) stellt neues Tourismuskonzept
       > vor: leiser, weniger Party-orientiert und weg vom Motto „365/24“
       
 (IMG) Bild: Senatorin Ramona Pop (Mitte) will keine Bierbikes mehr in Berlin dulden
       
       Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) will die sogenannten Bierbikes,
       rollende Tresen mit Fahrradantrieb, nicht länger auf Berlins Straßen sehen,
       wo sie mit Sondergenehmigung unterwegs sind. „Berlin sollte wie andere
       Städte auch diese Genehmigung zurückziehen“, sagte Pop am Mittwoch vor
       Journalisten. Ihr Vorstoß fügt sich ein in den Wunsch der
       Wirtschaftsverwaltung, den Tourismus in Berlin leiser, sanfter und weniger
       Party-orientiert zu gestalten. Dazu ist derzeit ein Konzept in Umlauf, das
       der rot-rot-grüne Senat bei seiner Klausurtagung Ende Januar beschließen
       soll.
       
       Die Anbieter von Bierbikes brauchen eine Sondergenehmigung, hatte das
       Bundesverwaltungsgericht schon 2012 entschieden. Die müsse eine Verwaltung
       nicht ausstellen, wenn sie nicht will, stellte ein anderes Gericht
       gleichfalls fest – und so sind Städte wie Düsseldorf oder Münster in
       Nordrhein-Westfalen bierbikefreie Zonen. In Berlin allerdings bekamen
       Bierbikes eine Genehmigung – für Pop ein Fehler.
       
       Der zuständige Stadtrat im Bezirk Mitte, Carsten Spallek (CDU), hält wie
       Pop die rollenden Tresen für störend. Doch für ein generelles Verbot der
       Trinkfahrten gebe es keine Rechtsgrundlage, äußerte er sich schon Anfang
       2016. Das Verbotsurteil aus Nordrhein- Westfalen habe sich auf Berlin nicht
       übertragen lassen. Pop sagte am Mittwoch, man prüfe derzeit, ob die grün
       geführte Senatsverwaltung für Verkehr die Sache übernehmen und die
       Sondergenehmigung entziehen könne, falls es der Bezirk nicht selbst macht.
       
       ## Neues Tourismuskonzept
       
       Die Bierbikes produzierten „ein Berlin-Bild, das wir nicht wollen“, sagte
       Pop. Was sie will, steht in dem Konzept mit dem Titel „Stadtverträgliche,
       nachhaltige und gerechte Entwicklung von Tourismus in Berlin“, das die
       Senatorin nun vorstellte. Ein Ziel ist es, Touristenströme von den stark
       besuchten Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg teilweise in
       Außenbezirke wegzuleiten. „Berlin hat viel mehr zu bieten als Brandenburger
       Tor, Reichstag oder Party“, sagte Pop; in den Bezirken gebe es ziemlich
       viel zu entdecken. Im Konzept ist das so formuliert: „Aktive
       Besucherlenkung zur besseren Entzerrung der Tourismusströme und
       Potenzialerschließung.“
       
       Im Pressegespräch widersprach Pop der Ansicht, dass das kaum etwas Neues
       sei und dass schon seit Jahrzehnten in Reiseführern von Highlights am Rande
       Berlins zu lesen ist, etwa von der Pfaueninsel in Zehlendorf, dem alten
       Dorf Lübars oder der Altstadt von Köpenick. Doch auch sie geht nicht davon
       aus, die an Wochenenden einfliegenden, viel kritisierten Partytouristen an
       den Stadtrand umlenken zu können: „Natürlich wird Berlin eine Party- und
       Clubstadt bleiben.“
       
       Pops Ansatz des stadtverträglichen Tourismus steht in Gegensatz zu dem noch
       jüngst von visitBerlin vermarkteten Mottos „365/24“. Das sollte offenbar
       den Eindruck einer stets wachen Stadt à la New York – „the city that never
       sleeps“ – vermitteln. Jetzt hingegen ist von einem „Ausgleich der
       Interessen“ zwischen Einheimischen und Touristen zu lesen und nur noch von
       moderatem Wachstum.
       
       22 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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