# taz.de -- Kommentar Russlandkontakte der AfD: Mit dem Osten gegen den Westen
       
       > Russland soll AfD-Politiker unterstützt haben. Das passt: Der Osten war
       > dem rechten Milieu immer näher als das französische „Liberté, égalité,
       > fraternité“.
       
 (IMG) Bild: Verneigt sich die AfD vor Russland-Lobbyisten?
       
       Ohne Russland, ohne Wladimir Putin könnten viele der weltweiten Konflikte
       nicht gelöst werden. Das beteuert AfD-Bundesvize und Spitzenkandidat
       Alexander Gauland seit den Handelssanktionen gegen Russland immer wieder.
       
       Auch sonst sind pro-russische Töne nicht erst beim „Russlandkongress“ der
       AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt laut geworden. In Magdeburg erklärte
       Landtagsfraktionschef André Poggenburg nur, was aus der Partei immer wieder
       zu hören ist: Die Annexion der Krim durch Russland sein „nur eine fiktive
       Hilfskonstruktion und Alibi“ für die antirussische Politik des Westens.
       
       Der Verdacht, dass die AfD indirekt vom russischen Staat stark unterstützt
       werde, kursiert ebenfalls schon lange. Die deutschen Geheimdienste gehen
       nun Hinweisen nach, inwieweit Politiker der AfD gezielt von Russland
       umworben werden, um die Politik des Kremls nicht bloß in der Ukraine zu
       legitimieren. Auch in Frankreich hat der Front National über Russland einen
       Millionenkredit erhalten.
       
       Über das „Deutsche Zentrum für Eurasische Studien“ sollen die Kontakte zur
       AfD geknüpft wurden sein. Das wurde im vergangenen Jahr vom Chefredakteur
       des rechtsextremen Magazins „Zuerst!“, Manuel Ochsenreiter, und dem
       AfD-Funktionär Markus Frohnmaier gegründet. Der „Zuerst!“ war auch immer
       wieder zu entnehmen, dass AfD-Landtagsabgeordnete in separatistische
       Gebiete reisten.
       
       ## Lange Tradition
       
       Die Wahlbeobachter-Touren soll Ochsenreiter ausgerichtet haben. Bezahlt
       wurden die Reisen, schreibt die ZEIT, teilweise von der jeweiligen
       pro-russischen Regierung oder kremlnahen Think Tanks. Eine der
       Schlüsselfiguren ist ein weiterer Mitbegründer des Zentrums, Mateusz
       Piskorski, der im vergangenen Jahr in Polen als mutmaßlicher russischer
       Agent festgenommen worden war.
       
       Auch die deutschen Geheimdienste wollen Hinweise darauf haben, dass
       mindestens eine von Piskorski ausgerichtete Krim-Reise „durch russische
       Nachrichtendienste gesteuert oder zumindest maßgeblich beeinflusst wurde“.
       
       Hier geht es aber nicht bloß um mögliche finanzielle Unterstützung nach dem
       Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Mit dem Osten gegen den
       Westen zu kämpfen, hat im rechten Milieu eine lange Tradition. Der „tiefen
       russischen Seele“ fühlten sich schon im 19. Jahrhundert die Herren der
       Konservativen Revolution weit näher als dem französischen „Liberté,
       égalité, fraternité“. Autoritarismus versus Aufklärung.
       
       Der Verdacht der russischen Unterstützung für die AfD sollte einen weiteren
       Fakt nicht vergessen lassen: Wichtige AfD-Funktionäre – Frohnmaier ist
       Vorsitzenden der AfD-Jugendorganisation und Sprecher von
       Bundestagsspitzenkandidatin Alice Weidel – scheuen sich nicht, mit
       rechtsextremen Magazinen zusammenzuarbeiten.
       
       17 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Russland
 (DIR) André Poggenburg
 (DIR) Alexander Gauland
 (DIR) Krim
 (DIR) Neue Rechte
 (DIR) Rechte Szene
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) AfD Niedersachsen
 (DIR) Schwerpunkt Gegenöffentlichkeit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Brandanschlag in Ukraine: AfD-Mitarbeiter beschuldigt
       
       Medienberichten zufolge wird Manuel Ochsenreiter vorgeworfen, den Brand in
       der Ukraine in Auftrag gegeben zu haben. Er bestreitet dies.
       
 (DIR) Buch „Angriff der Antidemokraten“: Normalisierung des Antisemitismus
       
       Soll man mit den Feinden der Demokratie reden? Antisemitismusforscher
       Samuel Salzborn warnt eindringlich vor der Neuen Rechten.
       
 (DIR) WhatsApp-Chats der Sachsen-Anhalt--AfD: Widerstand, Machtergreifung, Smilies
       
       Nach dem Leak interner Debatten der AfD ist der Ärger in der Partei
       geblieben. Unsere Autorin hat die 300 Seiten Chat-Protokoll gelesen.
       
 (DIR) Zur Lage der AfD: Nahe an den fünf Prozent
       
       In Sachsen-Anhalt tauschen AfDler NPD-Parolen im Whatsapp-Chat aus. Gegen
       Parteichefin Petry besteht ein Meineidverdacht.
       
 (DIR) Vordenker des Rechtsextremismus: Der Pate der rechten Revolte
       
       Götz Kubitschek arbeitet an einer regressiven Gegenöffentlichkeit. Er
       liefert auch den „Identitären“ Ideen für den Widerstand von rechts.