# taz.de -- Feuer in Flüchtlingsunterkunft: Wachmann unter Verdacht
       
       > Ein Wachmann soll in einer Braunschweiger Flüchtlingsunterkunft Feuer
       > gelegt haben. Eine politische Motivation steckt offenbar nicht hinter der
       > Tat, sondern Rache.
       
 (IMG) Bild: Galt anfangs als musterhaft: die Unterkunft in Braunschweig-Gartenstadt bei der Eröffnung im April
       
       GÖTTINGEN taz | Und wieder hat es in einem Braunschweiger Flüchtlingsheim
       gebrannt: Während die Polizei für zwei Ende Juni im Stadtteil Bienrode
       gelegte Brände einen elfjährigen Bewohner verantwortlich macht, soll am
       vergangenen Sonnabend ein Mitarbeiter der mit der Bewachung einer
       Unterkunft in der Gartenstadt betrauten Sicherheitsfirma Feuer gelegt
       haben. Der 21-Jährige habe auch bereits ein Teilgeständnis abgelegt, sagte
       ein Polizeisprecher.
       
       Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen hatte der Mann ein mit
       Brandbeschleuniger getränktes Tuch durch ein offenes Fenster in einen Raum
       des erst vor wenigen Monaten von Geflüchteten bezogenen Hauses geworfen.
       Der 34 Jahre alte Bewohner des betroffenen Zimmers versuchte die Flammen zu
       löschen. Er erlitt dabei leichte Verletzungen, musste in einem Krankenhaus
       behandelt werden.
       
       Gleichzeitig löste ein Brandmelder Alarm aus und alarmierte Mitbewohner und
       wegen eines Grillfestes anwesende Gäste in der Unterkunft sowie die
       Feuerwehr. Ein Löschzug habe die restlichen Flammen schnell ersticken
       können, so die Polizei. Über die Höhe des entstandenen Sachschadens machte
       der Sprecher keine Angaben.
       
       Gegen den mutmaßlichen Täter erließ das Braunschweiger Amtsgericht auf
       Antrag der Staatsanwaltschaft noch am Wochenende Haftbefehl – der wurde
       inzwischen mit Meldeauflagen allerdings wieder ausgesetzt. Der Verdächtige
       müsse sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden, sagte Staatsanwältin
       Julia Meyer.
       
       Nach ihren Angaben gibt es nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen kein
       ausländerfeindliches Motiv für die Tat. Der Beschuldigte habe stattdessen
       erklärt, er habe aus Wut über einen Bewohner des Flüchtlingsheims
       gehandelt. Dieser habe sich über ihn bei seinem Arbeitgeber beschwert und
       deshalb habe er eine Abmahnung erhalten. Aus Rache habe er deshalb das
       Zimmer des Geflüchteten in Brand setzen wollen.
       
       Auch das gewöhnlich gut informierte Braunschweiger Bündnis gegen rechts hat
       keine Kenntnis, dass der mutmaßliche Brandstifter zur rechten Szene der
       Stadt gehört. Bündnissprecher David Janzen kennt aber den Fall eines
       Sympathisanten des Braunschweiger Pegida-Ablegers Bragida, der in der
       Unterkunft für minderjährige Geflüchtete beschäftigt war. Die Stadt
       Braunschweig habe, als sie von diesen Verbindungen erfuhr, schnell reagiert
       und den Mann entlassen.
       
       Die jetzt betroffene Asylbewerber-Unterkunft in der Gartenstadt war erst im
       April eröffnet worden, sie bietet Platz für 70 Menschen. Sie haben dort
       eigene Zimmer oder kleine Wohnungen. Betreiber der Einrichtung ist die
       Stadt Braunschweig. Der von der Kommune beauftragte Sicherheitsdienst
       teilte auf taz-Anfrage mit, es gebe „selbstverständlich“ Konsequenzen für
       den verdächtigten Mitarbeiter. Der 21-Jährige befinde sich noch in der
       Probezeit und werde zunächst von seinen Aufgaben im Flüchtlingsheim
       freigestellt. Über das endgültige Vorgehen werde nach Ende der Ermittlungen
       beziehungsweise nach einem Gerichtsurteil entschieden.
       
       Unterdessen hält die Polizei zwei Brände in einer Flüchtlingsunterkunft im
       Stadtteil Bienrode für aufgeklärt. Demnach sollen die Feuer von einem
       elfjährigen Jungen gelegt worden sein, der in dem Heim wohnt. Eine
       Einwirkung von außen werde ausgeschlossen, da die betroffenen Räume nur für
       Bewohner zugänglich seien.
       
       Am 28. Juni hatte in einer Waschküche ein Eimer mit Kleidung gebrannt,
       einen Tag später entdeckten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in einem
       Abstellraum einen brennenden Teppich. Sie konnten die Feuer löschen. In
       beiden Fällen soll sich der Junge bei Ausbruch der Brände in der Nähe
       aufgehalten haben. Bei seiner Vernehmung machte er keine Angaben.
       
       11 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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