# taz.de -- Japans Atomkraft nach Fukushima: Und dann waren es nur noch 35…
       
       > In Japan genehmigt die Atomaufsicht die Stilllegung von immer mehr
       > Atommeilern. Nun steht die Energiebranche vor neuen Herausforderungen.
       
 (IMG) Bild: Eine nach dem GAU von Fukushima evakuierte Familie zu Besuch in der ehemaligen Heimat
       
       Tokio taz | Die japanische Atomaufsicht NRA hat die Stilllegung von fünf
       Atomkraftwerken genehmigt. Damit ist die Zahl der Reaktoren seit dem
       Fukushima-GAU um gut ein Viertel geschrumpft. Aber die Probleme fangen erst
       an.
       
       Zwei Atommeiler von Kansai Electric Power in Mihama und jeweils ein Reaktor
       von Japan Atomic Power in Tsuruga, von Chugoku Electric Power in Shimane
       und Kyushu Electric Power in Genkai dürfen jetzt vom Netz gehen. Den Antrag
       auf Stilllegung hatten die Stromversorger 2015 gestellt.
       
       Der Grund: Die vorgeschriebene Nachrüstung von Sicherheitstechnik rechnet
       sich angesichts des hohen Betriebsalters nicht mehr, das teilweise deutlich
       über der Grenze von 40 Jahren liegt. Zwar wäre eine Verlängerung der
       Betriebsgenehmigung auf 60 Jahre möglich, aber die Umbauten würden sich
       kaum amortisieren.
       
       Damit ist die Zahl der betriebsbereiten Reaktoren in Japan von 54 vor der
       Fukushima-Katastrophe um mehr als ein Viertel auf 39 gesunken. Zieht man
       noch die vier Atommeiler im AKW-Komplex Fukushima Daini zehn Kilometer
       südlich von Fukushima Daiichi ab, denen wegen der Ablehnung der
       Lokalregierungen und der Anwohner kaum Chancen auf Weiterbetrieb nachgesagt
       werden, bleiben Japan sogar nur 35 Reaktoren.
       
       ## Die Geister, die ich rief
       
       Jetzt steht Japans Energiebranche vor neuen Herausforderungen: Man hat
       keine Erfahrung mit der Stilllegung von Atomkraftwerken. Eine Kooperation
       mit dem Ausland ist wohl unvermeidlich. Der Baukonzern Shimizu zum Beispiel
       will mit der britischen Cavendish Nuclear zusammenarbeiten.
       
       Und Japan hat bisher weder ein Zwischen- noch ein Endlager für radioaktive
       Abfälle, also weder für die abgebrannten Brennelemente noch für den
       unterschiedlich verstrahlten Bauschutt, der beim Abbau der Anlagen anfallen
       würde – je Reaktor mehr als 5.000 Tonnen.
       
       Nicht zuletzt dürften die Stromversorger nicht genügend Rücklagen für die
       Abbaukosten gebildet haben. Bisher schätzen sie den Aufwand für die jetzt
       genehmigten Stilllegungen auf umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Aber
       ausländische Experten glauben, dass eher 500 Millionen bis eine Milliarde
       Euro aufzubringen sind – für einen einzelnen Reaktor.
       
       21 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Fritz
       
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