# taz.de -- Kommentar Petrys Rückzugsmanöver: Nicht zu früh freuen
> Frauke Petry will nicht für die AfD-Spitze kandidieren. Ihr Rückzug
> bedeutet aber nicht, dass die Partei alle Verbindungen zum Bürgerlichen
> kappt.
(IMG) Bild: Frank Plasberg und Anne Will werden sie vermissen: Frauke Petry war so talkshowtauglich
Die AfD befindet sich seit Längerem im Krisenmodus. Sie ist [1][innerlich
zerstritten], ihr Führungspersonal ist nach bürgerlichen Maßstäben teils
schlicht unseriös. Und sie ist unfähig, sich vom Rechtsextremismus
abzugrenzen. Als sich die Sporthallen hierzulande mit Flüchtlingen füllten,
schien ihr Aufstieg gleichwohl unabwendbar.
Doch das ist vorbei. Auch wegen Donald Trump und Martin Schulz ist der
Erfolg der AfD kein Selbstläufer mehr. Es ist naheliegend, [2][Frauke
Petrys Verzicht auf eine Spitzenkandidatur] nun für das Schwungrad zu
halten, das diesen Abstieg erst richtig in Fahrt bringt. Petry ist ja das
bekannteste Gesicht der Rechtspopulisten, eine Schnelldenkerin, die
habituell Modernität und Bürgerlichkeit verkörpert, fern von Höckes
dampfender Bierzeltrhetorik. Ist das also der Anfang vom Ende der AfD?
Es ist etwas komplizierter. Dieser Rückzug bedeutet nicht, dass die AfD
alle Verbindungen zum Bürgerlichen kappt. Petry ist eher eine politische
Hasadeurin, die sich auf das Jonglieren mit Images versteht. Die
Selbstinszenierung als Realpolitikerin, die gegen Fundi-Betonköpfe im
eigenen Lager kämpft, ist eine Mogelei. Denn in Petrys
Realpolitikvorstellungen zieht die AfD im Herbst in den Bundestag ein und
stellt 2021 den Kanzler, oder: die Kanzlerin. Das ist Polithalluzination,
die an Irrwitz grenzt.
Die Rechtspopulisten verlieren ihre am besten für Talkshows geeignete
Figur. Genauer: Sie tritt in die zweite Reihe zurück – erst mal. Es ist ein
Rückzug, kein Abschied. Auf der Habenseite steht für die AfD, dass ein
zermürbender Machtkampf abgewendet scheint. Falls das neue Spitzenduo aus
Alice Weidel und Alexander Gauland bestehen sollte, könnte das durchaus
effektiv sein – eine neoliberale Lesbe und ein grantelnder Reaktionär.
Für die AfD ist Petrys Rückzieher insofern nicht unbedingt eine schlechte
Nachricht. Ihr Grundproblem, Egozentriker an der Spitze, eine offene Flanke
zum Rechtsradikalismus, bleibt.
19 Apr 2017
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