# taz.de -- Serienkolumne Die Couchreporter: Außerirdische mit Teenie-Problemen
       
       > Und Cut: Nach „Torchwood“ bekommt die längste Sci-Fi-Serie „Doctor Who“
       > mit „Class“ noch einen neuen Ableger.
       
 (IMG) Bild: Im neuen „Doctor Who“-Ableger wird wieder zur Schule gegangen
       
       Die Briten haben bekanntlich eine Vorliebe für Schräges. Das gilt auch für
       Fernsehserien. Als ich Mitte der neunziger Jahre ein halbes Jahr in London
       studierte, legte mir mein Mitbewohner Paul den Kult schlechthin ans Herz:
       „Doctor Who“. Dabei handelt es sich um eine Science-Fiction-Serie der BBC,
       [1][die von 1963 bis 1989 ausgestrahlt wurde] und seit 2005 in Neuauflage
       fortgesetzt wird.
       
       Doctor Who reist mittels Zeit-Raum-Maschine durch Dimensionen und
       Jahrhunderte, die Maschine ist von außen als alte Polizei-Notrufzelle
       kaschiert. Und so wie die Notrufzelle sehen auch die Spezialeffekte aus,
       sie wirken wie hausgemacht. Das ist aber nicht schlimm. Die unglaublichen
       Geschichten entschädigen. „Doctor Who“ steht übrigens im [2][Guinnessbuch
       der Rekorde] als bislang am längsten laufende Science-Fiction-Serie.
       
       Es gibt immer mal wieder Serienableger der „Doctor Who“-Reihe, zuletzt
       „Torchwood“, die es von 2006 bis 2011 auf vier Staffeln brachte. Darin
       schützt eine verdeckt arbeitende Organisation die Erde vor außerirdischen
       Bedrohungen aller Art. Ich fand die Serie nur so lala, weil zu erwartbar.
       Die Akteure sind junge und natürlich gut aussehende Männer und Frauen, es
       gibt viel Sex, Gewalt und Kraftausdrücke. „Doctor Who“ ist sauberer, weil
       für die ganze Familie konzipiert. „Torchwood“ sollten nur die Erwachsenen
       gucken.
       
       ## Doofe Lehrer, nervende Eltern, erste Dates
       
       Ähnlich verhält es sich mit dem neuesten Ableger „Class“, der am 4. April
       auf One startet und über [3][funk.net online zu streamen] ist und richtig –
       so viel Wortspiel muss sein – klasse ist. Eine Schule ist Ort des
       Geschehens. Seltsame Schatten tauchen dort plötzlich auf und greifen
       einzelne SchülerInnen an. Schnell ist klar, dass das die Auserwählten sind
       im Kampf gegen, na klar, Außerirdische. Die rücken gleich in Armeestärke
       an. Sie haben es aber nicht auf Menschen abgesehen, sondern auf
       ihresgleichen: Außerirdische einer anderen Spezies beziehungsweise der Rest
       davon: Nur zwei sind noch übrig, ein Prinz und seine Beschützerin. Schon in
       der ersten Folge müssen deshalb Menschen sterben, sie lösen sich in Luft
       auf, Kollateralschäden eines Stellvertreterkrieges auf Erden.
       
       Das alles ist superflott inszeniert und die Dialoge sind richtig witzig,
       [4][so was können britische AutorInnen eben]. Und wieder sehen die
       blutjungen SchauspielerInnen umwerfend aus. Und natürlich geht es, hey, wir
       sind an einer Schule, um doofe Lehrer und Erfolgsdruck, nervende Eltern,
       ums erste Verliebtsein und Sexualität.
       
       Sehr schöner Einfall: die zentrale Figur, der Bilderbuch-Prinz vom andern
       Stern, kapiert erst langsam, wie wichtig es ist, ein Date zum
       bevorstehenden Schulball zu haben. Als der Groschen fällt, fragt er den
       hübschen Mateusz, der glatt zusagt – fertig ist eine schwule
       Liebesgeschichte. Endlich mal was Neues! Und Cut: In der nächsten Szene
       verliert ein dritter Hauptdarsteller ein Bein. Und Cut: Die Armee der
       Außerirdischen ist nicht mehr aufzuhalten. Und Cut: Plötzlich ist Doctor
       Who da. Er hat angeblich malals Hausmeister in der Schule gearbeitet.
       
       In Wirklichkeit haben seine viele Reisen durch die Dimensionen Risse in den
       Wänden von Zeit und Raum hinterlassen, nur so kommen die Außerirdischen in
       unsere Welt. Aber gut, dass der alte Doctor hier nur einen Gastauftritt
       hat.
       
       5 Apr 2017
       
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