# taz.de -- Polizei rät Flüchtlingen vom Karneval ab: Rassismus in der 5. Jahreszeit
       
       > Nach der Empfehlung an Flüchtlinge, dem Karneval fernzubleiben, hagelt es
       > für die NRW-Polizei Kritik von allen Seiten. Nun rudert die Behörde
       > zurück.
       
 (IMG) Bild: Kölner Karneval: ohne Flüchtlinge?
       
       Köln dpa | Flüchtlinge sollten besser nicht mit Karneval feiern – diese
       Empfehlung haben Polizisten in Nordrhein-Westfalen gegeben. Nach Kritik
       distanzierte sich das zuständige Landesamt für zentrale polizeiliche
       Dienste in NRW von der Empfehlung. Die Sprecherin des Festkomitees Kölner
       Karneval, Sigrid Krebs, sagte am Sonntag: „Im Kölner Karneval sind alle
       Menschen herzlich willkommen!“
       
       Wie der Kölner Stadt-Anzeiger am Samstag berichtete, hatte das Landesamt
       Ende Januar eine E-Mail an Flüchtlingseinrichtungen im Regierungsbezirk
       Köln verschickt. Darin heißt es: „In der vergangenen Woche wurde
       polizeilicherseits bekannt, dass es im vergangenen Jahr vorkam, dass
       Betreuer von Flüchtlingen und Asylbewerbern Besuche von
       Karnevalsveranstaltungen organisiert haben. (…) Aus polizeilicher Sicht
       sind diese Aktionen eher kritisch zu sehen, da so das massierte Auftreten
       von Flüchtlingen und Asylbewerbern bei Karnevalsveranstaltungen forciert
       wird. Da ebendies in Anbetracht der aktuellen Sicherheitslage in
       Deutschland, auch aufgrund der Ereignisse bei den vergangenen
       Jahreswechseln, in der Bevölkerung derzeit leider zu unerwünschten
       Wechselwirkungen führt, raten wir davon ab.“
       
       Der Kölner Flüchtlingsrat reagierte empört und warf der Polizei in einer
       Pressemitteilung sogenanntes Racial Profiling vor – ein gezieltes Vorgehen
       nach ethnischen Gesichtspunkten. Das Landesamt für zentrale polizeiliche
       Dienste (LZPD) distanzierte sich daraufhin von der verschickten Mail und
       bedauerte sie ausdrücklich. Es handele sich um ein internes und nicht
       autorisiertes Schreiben. „Die Formulierungen in diesem Schreiben sind
       ausgrenzend“, merkte Pressesprecherin Nadine Perske selbstkritisch an. „Es
       entsteht der Eindruck, dass Zuwanderer keine Karnevalsveranstaltungen
       besuchen sollten. (…) Das LZPD NRW (…) bedauert die zu Recht ausgelöste
       Betroffenheit zutiefst.“
       
       ## Jetzt erst recht!
       
       Für Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat ist die Sache damit aber
       nicht vom Tisch. „Intern war's ja wohl nicht, es ist rausgegangen“, sagte
       Prölß am Sonntag der dpa. „Für uns ist die Frage, welche Geisteshaltung
       dahintersteckt.“ Das Thema Racial Profiling beschäftige die Polizei in Köln
       ja schon länger, sagte Prölß unter Hinweis auf die letzte Silvesternacht,
       als die Polizei große Gruppen junger Männer mit Migrations- oder
       Flüchtlingshintergrund überprüft hatte. „Uns macht das große Sorgen.“
       
       Tatsächlich sei der Karneval sehr gut geeignet, um Flüchtlinge mit
       Deutschland vertraut zu machen und mit alteingesessenen Bürgern in Kontakt
       zu bringen. Die Erfahrungen seien hier sehr positiv, betonte Prölß: „Das
       Ganze ist für uns eine Ermutigung, jetzt erst recht Flüchtlinge in den
       Karneval zu bringen!“
       
       5 Feb 2017
       
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