# taz.de -- Kommentar Spaltung der AfD: Das Ende des Aufstiegs
       
       > Mit dem Antisemitismus-Streit folgt die AfD den Republikanern und der
       > Schill-Partei. Ihr geht das liberal-konservative Image verloren.
       
 (IMG) Bild: Wer seine Schriften liest, erkennt sofort, dass es sich um Antisemitismus handelt: Wolfgang Gedeon
       
       Fast alle Versuche, in Deutschland rechtspopulistische Parteien zu
       etablieren, sind an dem gleichen Widerspruch zerschellt. Die Rechten
       polterten gegen den liberalen Mainstream und Migranten, wollten aber
       gleichzeitig als wahre Konservative gelten. Genau dieser Spagat ist
       Republikanern, Schill-Partei und anderen rechten Parteien in schöner
       Regelmäßigkeit misslungen. Die antiliberalen Hassreden zogen magnetisch
       Rechtsextreme an. Der Schein des Gutbürgerlichen verschwand, übrig blieben
       obskure rechte Spittergruppen.
       
       Die AfD schien bisher das Gegenteil zu beweisen. Doch der Aufstieg der
       Rechtspopulisten kann mit dem [1][Austritt von Parteichef Jörg Meuthen und
       einem Dutzend Abgeordneten aus der AfD-Fraktion in Baden Württemberg]
       vorbei sein. Spaltungen und innere Kämpfe wirken auf das rechtsbürgerliche
       Publikum, das es lieber aufgeräumt mag, ohnehin deprimierend.
       
       Dass der Chef der AfD nun aus der eigenen Fraktion flieht, ist mehr als ein
       Krisenzeichen. Meuthen beteuert zwar unverdrossen, dass die
       Rechtspopulisten „eine staatstragende Partei sind“. Doch das ist die AfD
       nicht. Die Fraktion in Stuttgart ist nicht in der Lage, einen Abgeordneten
       auszuschließen, der das „Talmud-Judentum“ für den „inneren Feind des
       christlichen Abendlandes“ hält.
       
       Schon die Vorgeschichte dieses Eklats war bezeichnend. Wer ein paar Zitate
       aus Wolfgang Gedeons Agitpropschriften las, wusste, dass man kein
       wissenschaftliches Gutachten braucht, um zu erkennen, dass es sich hier um
       puren Antisemitismus handelt. Doch knapp die Hälfte der AfD-Fraktion in
       Stuttgart ist nicht in der Lage, das Selbstverständliche zu tun.
       
       All das passiert nicht im Osten, wo Höcke & Co. völkische Propaganda
       forcieren, sondern im Südwestern der Republik. Dort, wo die AfD sich um das
       Image bemüht, das liberal-konservative Bürgertum zu verkörpern.
       
       ## Der Kitt war eine Legende
       
       Das Erfolgsgeheimnis der AfD war es bis dato, wie ein Staubsauger allen
       Verdruss aufzusammeln und gegen die da oben zu bündeln. Die Legende, die
       einzige Opposition in „der linksgrün versifften Republik“ zu sein, so
       Parteichef Jörg Meuthen, war der Kitt, der auch das Unvereinbare verband.
       
       Kann sein, dass es mit diesem glatten Aufstieg erst einmal vorbei ist. Der
       Gedeon-Eklat ist keine Etappe in einem Häutungsprozess, an dessen Ende eine
       rechtskonservative, demokratische Partei stehen wird. Er zeigt vielmehr,
       welchen geistigen Schutt die AfD mit sich führt.
       
       5 Jul 2016
       
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