# taz.de -- Filmfestival der Menschenrechte in Birma: Neue Regierung, alte Zensur
       
       > Die Regierung von Aung San Suu Kyi verbietet die Aufführung des Films
       > „Dämmerung über Burma“. Er zeigt die Brutalität des Militärs.
       
 (IMG) Bild: Die Österreicherin und ihr Shan-Prinz, der vom Militär verschleppt wird
       
       Rangun taz | Die ARD zeigte die Geschichte im März als kitschiges
       Liebesdrama, in Birma sorgt er jetzt für einen Eklat beim Filmfestival der
       Menschenrechte: Eine junge Österreicherin heiratet einen Prinzen aus Birma,
       gemeinsam haben sie große Pläne. Dann putscht das Militär und räumt den
       demokratiebegeisterten jungen Mann aus dem Weg.
       
       Die deutsch-österreichische Produktion „Dämmerung über Burma“ sollte
       Dienstagabend das Human Rights Human Dignity International Film Festival in
       Rangun eröffnen. Die Zuschauer saßen schon in ihren Kinosesseln, als im
       letzten Moment verkündet wurde: Der Film darf nicht gezeigt werden. Das
       habe die Zensurbehörde gerade beschlossen.
       
       Erzählt wird die wahre Geschichte der jungen Österreicherin Inge Sargent,
       die sich in den 50er Jahren beim Studium in den USA in einen jungen Mann
       aus Birmas Shan-Staat verliebt. Dass er dort ein Prinz ist, erfährt sie
       erst nach der Hochzeit und ihrer Übersiedelung in die exotische neue
       Umgebung. Das Paar setzt sich für die Minderheit der Shan ein, der Prinz
       träumt gar von Demokratie. Dann ändert der Militärcoup alles. Erst zwei
       Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden ihres Mannes verlässt Inge Sargent
       Birma.
       
       Seit Jahrzehnten herrscht im Vielvölkerstaat Birma Bürgerkrieg. „Wir können
       nichts zeigen, was das Verhältnis zwischen den verschiedenen Ethnien in
       unserem Land gefährdet“, begründete das Informationsministerium die
       Entscheidung zur Zensur.
       
       ## Begrenzte Demokratie
       
       Der Film zeigt explizit, wie Militärs einfache Bürger zusammenschlagen oder
       etwa den Shan-Prinzen in einen Käfig sperren. Für Festivalorganisatorin Mon
       Mon Myat zeigt der Fall, wie begrenzt der Wandel in Birmas neuer Demokratie
       ist: „Wir haben jetzt zwar sogenannte Menschenrechte, aber ein negatives
       Bild vom Militär darf dennoch nicht gezeigt werden.“
       
       Der Vorfall zeigt auch, wie sehr das seit Kurzem demokratisch regierte Land
       mit der Frage konfrontiert ist: Wie mit der Vergangenheit von 49 Jahren
       Militärdiktatur umgehen? Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi betont
       stets, wie sehr ihre Partei nationale Versöhnung wünscht.
       
       Seit der von den Generälen eingeleiteten demokratischen Öffnung 2010 hat
       sich die Situation in Birma immer weiter verbessert. Doch spätestens seit
       dem überragenden Wahlsieg der langjährigen Freiheitskämpfer von der
       Nationalen Liga für Demokratie (NLD) ist klar: Das Militär, mit 25
       unantastbaren Prozent im Parlament vertreten, kontrolliert weiter zentrale
       Ministerien und den Polizeiapparat. Noch in den letzten Monaten kamen
       Aktivisten für militärkritische Posts ins Gefängnis.
       
       „Dämmerung über Burma“ wurde bereits im benachbarten Thailand gezeigt. Der
       birmesischen Zeitung Irrawaddy sagte Sargent-Darstellerin Maria Ehrich
       damals, sie wünsche sich, dass die Birmesen endlich eine bessere Zukunft
       vor sich hätten. Die echte Inge Sargent und ihre Töchter fordern noch immer
       jedes Jahr von Birmas Regierung Nachforschungen zum Tod ihres Vaters und
       Ehemanns. So wie in den 60ern vor ihrer Residenz im Shan-Staat wachte vor
       dem Kino in Rangun noch am Mittwoch ein Polizeifahrzeug.
       
       17 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Verena Hölzl
       
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