# taz.de -- Atomkraft in Afrika: Wettlauf der AKW-Bauer
       
       > Um den rasant steigenden Energiebedarf zu decken, ist jedes Mittel recht:
       > Aktuell baut China Atomkraftwerke in Kenia und nun auch im Sudan.
       
 (IMG) Bild: Bei Freunden darf man auch mal seinen Müll entsorgen. China trifft Südsudan im Jahr 2012
       
       Berlin taz | Die Nachricht vom Montag, dass China ein Atomkraftwerk im
       Sudan bauen will, lenkt den Blick auf einen der heikelsten Aspekte der
       sinoafrikanischen Zusammenarbeit: den Export von Nukleartechnologie, um
       Afrikas rasch steigenden Strombedarf klimaneutral zu decken.
       
       Sudan will sein erstes AKW im Jahr 2027 in Betrieb nehmen, nach sechs bis
       sieben Jahren Bauzeit. Ein Rahmenabkommen dafür unterzeichneten
       Regierungsvertreter beider Länder am Montag in Sudans Hauptstadt Khartum
       zum Abschluss des ersten Treffens der chinesisch-sudanesischen
       Energiekommission.
       
       Details wurden nicht bekannt, aber nach offiziellen sudanesischen Angaben
       gegenüber der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) sind zwei
       Hochdruckreaktoren mit einer Kapazität von je 600 Megawatt geplant. Derzeit
       verfügt Sudan eigenen Angaben zufolge über eine installierte Stromkapazität
       von 3.025 Megawatt, die Hälfte davon aus der Wasserkraft; der Bedarf steigt
       jährlich um 14 Prozent und nur 35 Prozent der Bevölkerung haben Strom.
       
       Neun mögliche AKW-Standorte im Sudan wurden im Jahr 2013 identifiziert. 70
       sudanesische Ingenieure wurden bereits in China in Atomtechnologie
       ausgebildet.
       
       ## China entsorgt heimlich Atommüll im Sudan
       
       China ist der wichtigste Handelspartner Sudans und ein unerschütterlicher
       Verbündeter des vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl wegen
       Völkermordes gesuchten Präsidenten Omar Hassan al-Bashir. China hat Sudans
       Ölindustrie mit aufgebaut, und auch Sudans bisher größtes Kraftwerk am
       ökologisch hoch umstrittenen Merowe-Staudamm am Nil wurde vor allem von
       chinesischen Firmen gebaut.
       
       Beim Bau des Merowe-Damms soll auch chinesischer Atommüll heimlich entsorgt
       worden sein. Der Leiter der sudanesischen Atomenergiebehörde bestätigte im
       November 2015 gegenüber dem Parlament, dass zwischen 2004 und 2009 60
       Fässer Atommüll aus China in den Sudan gebracht und in der Wüste nahe
       Merowe vergraben worden seien. Zuvor hatten lokale Politiker und
       Goldschürfer über eine starke Zunahme von Krebs- und Hauterkrankungen
       berichtet. In einigen Berichten ist von bis zu 500 Atommüllfässern an
       verschiedenen Orten im Norden des Sudan die Rede.
       
       Der Sudan-Rahmenvertrag markiert einen Punktsieg Chinas gegenüber Russland
       im nuklearen Wettlauf um Afrika. Nigeria vereinbarte im April 2015 mit
       Russland den Bau von vier Atomkraftwerken; über die Finanzierung wird noch
       verhandelt. Im November gab auch Ägypten Moskau den Zuschlag; vergangene
       Woche verkündete Russland einen 25-Milliarden-Dollar-Kredit an Kairo für
       den Bau und den Betrieb des geplanten AKWs.
       
       China konnte dagegen bisher nur einen Vertrag mit Kenia verbuchen. Der
       lukrativste Markt ist Südafrika, das Ende letzten Jahres den Bau von AKWs
       mit einer Kapazität von 9.600 Megawatt bis zum Jahr 2030 beschloss. Es hat
       sich noch nicht zwischen den beiden Anbietern entschieden.
       
       26 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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