# taz.de -- Wiederaufarbeitungsanlage in China: Protest gegen atomfreundliche Politik
       
       > Tausende Chinesen demonstrieren in Lianyungang gegen den geplanten Bau
       > einer Wiederaufarbeitungsanlage. Es soll zu Polizeigewalt gekommen sein.
       
 (IMG) Bild: Atomkraftwerk in Lianyungang im Dezember 2012
       
       PEKING afp | In der ostchinesischen Stadt Lianyungang haben nach Angaben
       von Augenzeugen tausende Menschen gegen Pläne für den Bau einer
       Wiederaufarbeitungsanlage von Kernbrennstoffen protestiert. Wie Anwohner am
       Montag berichteten, machten die Demonstranten am Wochenende in Sprechchören
       und mit Spruchbannern auf die Folgen der Anlage für Umwelt und Gesundheit
       aufmerksam. Zu der Demonstration hätten sich mehrere tausend Menschen
       versammelt, berichtete ein örtlicher Hotelmitarbeiter der
       Nachrichtenagentur AFP per Telefon.
       
       Ein anderer Bewohner der 480 Kilometer nördlich von Shanghai gelegenen
       Hafenstadt berichtete von „Zusammenstößen zwischen Demonstranten und
       Sicherheitskräften“. Auf Fotos in den sozialen Netzwerken waren
       Demonstranten auf einem öffentlichen Platz zu sehen, die von hunderten
       Polizisten umringt waren. Die Polizei dementierte ein „Gerücht“, wonach
       Beamte Demonstranten geschlagen haben und ein Teilnehmer an den Folgen
       seiner Verletzungen gestorben ist.
       
       Hintergrund der Proteste sind Pläne für den Bau einer
       Wiederaufarbeitungsanlage durch die staatliche chinesische Atomgesellschaft
       CNNC in Zusammenarbeit mit dem französischen Energiekonzern Areva. Die
       beiden Unternehmen einigten sich 2012 auf den Bau einer solchen Anlage in
       China, der Standort wurde allerdings noch nicht genannt. Die Bewohner von
       Lianyungang gehen davon aus, dass ihre Stadt die erste Wahl ist, weil CNNC
       in der Nähe bereits eine große Atomanlage baut.
       
       Die Proteste in Lianyungang verdeutlichen den wachsenden Unmut der
       chinesischen Bevölkerung über die atomfreundliche Politik ihrer Regierung.
       Peking setzt immer mehr auf Atomenergie und ermutigt staatliche Firmen,
       Nuklearanlagen im Ausland zu errichten. In China sind nach Angaben der
       World Nuclear Association bereits 34 Atomkraftwerke in Betrieb. 20 weitere
       Akw befinden sich im Bau, und für ein weiteres sollen bald die Bauarbeiten
       beginnen.
       
       Seit dem Atomunglück im japanischen Fukushima 2011 wachsen allerdings auch
       bei den Chinesen die Sorgen um die Sicherheit der Atomkraft.
       
       8 Aug 2016
       
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