# taz.de -- Demo gegen Abschiebung: Schüler kämpfen für Schüler
       
       > Hamburger Jugendliche protestieren gegen Abschiebung ihrer Mitschüler
       > mitten im Schuljahr. Auch die GEW fordert Verbot erzwungener
       > Rückführungen
       
 (IMG) Bild: Gegen die Ausschaffung ihrer MitschülerInnen protestieren Hamburger Schüler
       
       HAMBURG taz | „Keiner konnte sich von ihr verabschieden“, sagt eine
       Schülerin der Hamburger Stadtteilschule am Hafen. Eine ihrer Freundinnen
       sei vor knapp zwei Wochen nach Serbien abgeschoben worden. „Von einem Tag
       auf den anderen ist sie nicht mehr in der Schule erschienen. Keiner wusste,
       was passiert war.“
       
       Am Montag haben die Schüler in Hamburg gegen diese Abschiebung demonstriert
       und eine Petition eingereicht. Schon vor einer Woche hatten die Mitschüler
       dazu eine offizielle Protesterklärung abgegeben (taz berichtete).
       
       „Es kann nicht sein, dass behördliches Handeln und die geltenden
       Asylgesetze wichtiger sind als unsere Kinderrechte“, sagt Anja
       Besinger-Stolze, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
       (GEW) in Hamburg.
       
       Der GEW zufolge leben derzeit etwa 20.000 schulpflichtige geflüchtete
       Kinder und Jugendliche in Hamburg. Regelmäßig kommt es dabei zu plötzlichen
       Abschiebungen mitten im Schuljahr. „Dies ist ein Verstoß gegen die
       UN-Kinderrechtskonvention und den UN-Sozialpakt, nach denen jedes Kind das
       Recht auf Bildung hat“, sagt Besinger-Stolze.
       
       Deshalb fordert die GEW ein Verbot der Abschiebung von Schülern sowie die
       Aufhebung des neuen Asylpakets II. Das Gesetz beschleunigt
       Abschiebeverfahren für Flüchtlinge aus Ländern wie Albanien, Mazedonien
       oder Serbien. „Die Verschärfung des Asylrechts ist politisch inkorrekt“,
       ergänzt Fredrik Dehnert, stellvertretender Vorsitzender der GEW. Es könne
       nicht sein, dass Flüchtlinge aus sogenannten sicheren Herkunftsländern aus
       Kostengründen asylrechtlich eingeschränkt würden.
       
       Vor allem die Rückführung von Roma und Sinti sei unverantwortlich, sagt er.
       Tatsächlich werden sie in ihren Heimatländern diskriminiert. In manchen
       europäischen Staaten sind sie offener Verfolgung ausgesetzt. Insbesondere
       im Bildungswesen werden Roma und Sinti dort benachteiligt. Sie werden vom
       normalen Schulbesuch ausgeschlossen oder in Sonderschulen untergebracht.
       
       „Wir möchten nicht, dass unserer Mitschülerin ein solches Schicksal droht“,
       sagt Benita H., Schulsprecherin der Stadtteilschule am Hafen. Die
       elfjährige Mitschülerin Seherezada gehöre zur Minderheit der Roma. Der
       Asylantrag ihrer Familie sei kürzlich abgelehnt worden. Die Familie solle
       jetzt nach Serbien abgeschoben werden. Seherezada sei daraufhin nicht mehr
       zur Schule gekommen. „Weder die Schulleitung noch Lehrer oder Schüler
       wurden über die geplante Abschiebung informiert“, sagt H.
       
       „Seit Oktober 2015 wurden allein aus einer Klasse fünf Kinder abgeschoben“,
       sagt Dzoni Sicherschmitt, Bildungsberater für Sinti- und Roma-Kinder an der
       Stadtteilschule. Dies sei eine tägliche Bedrohung. „Plötzlich tauchten die
       Schüler nicht mehr in der Schule auf – ohne, dass jemand den Grund
       erfährt.“ Dennoch muss die Schule der Behörde nach einigen Tagen das Fehlen
       dieser Schüler melden.
       
       Auch in Niedersachsen komme es immer wieder zu Abschiebungen mitten im
       Schuljahr, sagt Kai Weber, Sprecher des niedersächsischen Flüchtlingsrats.
       So habe es im Dezember 2015 sowie 10. Februar Massenabschiebungen gegeben.
       127 abgelehnte Asylsuchende wurden in den Kosovo, nach Serbien und Albanien
       zurückgebracht.
       
       16 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Gröhn
       
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