# taz.de -- Hamburgs AfD bröselt: Nockemann bald allein Zuhaus
       
       > AfD-Rechtsaußen Ludwig Flocken tritt aus seiner Fraktion aus und kommt
       > damit wohl seinem Rausschmiss zuvor.
       
 (IMG) Bild: Nur noch Aufsteller: Wenn es so weiter geht, sieht Hamburgs AfD-Fraktion bald genauso aus
       
       HAMBURG taz | Die Bürgerschaftssitzung begann am Mittwoch mit einem
       Paukenschlag: Kurz nach 15 Uhr teilte die Präsidentin des Parlaments,
       Carola Veit (SPD), mit, dass der Abgeordnete Ludwig Flocken seinen Austritt
       aus der AfD-Fraktion erklärt habe. Er werde fortan sein Mandat als
       fraktionsloser Abgeordneter wahrnehmen. „Der Zerfallsprozess der AfD hat
       begonnen“, sagt ein SPD-Abgeordneter hinter vorgehaltener Hand.
       
       Ebenfalls hinter vorgehaltener Hand heißt es aus der AfD-Fraktion, Flocken
       sei seinem Rauswurf nur zuvor gekommen. Es habe „Differenzen und
       Meinungsunterschiede“ zwischen dem Orthopäden und dem Rest der Fraktion
       gegeben, teilte Fraktionsvize Dirk Nockemann nichtssagend und ohne ein Wort
       des Bedauerns mit. Nockemann vertritt derzeit Fraktionschef Jörn Kruse, der
       noch bis April bei vollen Diäten lieber im sonnigen Kalifornien als bei
       seiner Fraktion weilt. Damit ist die achtköpfige Fraktion auf derzeit noch
       sechs Abgeordnete geschrumpft.
       
       Kern der Differenzen zwischen Flocken, der als Rechtsaußen der AfD gilt,
       und dem Rest der Fraktion waren unabgesprochene Kleine Anfragen des
       Abgeordneten, in denen es vor rassistischen Formulierungen nur so wimmelte.
       Besonders die von Flocken formulierte Anfrage zu den „rassistischen
       Ausschreitungen in der Silvesternacht“ schlug seinen Fraktionskollegen auf
       den Magen.
       
       In ihr diffamierte Flocken Flüchtlinge als „Angehörige verschiedener nach
       Deutschland eingedrungener Ethnien“ und bewertete die sexualisierten
       Übergriffe der Silvesternacht als „Ausdruck der islamischen Verachtung für
       den Westen“. Den muslimischen Glauben vieler Schutzsuchender geißelte er
       als „totalitäre, intolerante, extrem gewalttätige, menschenfeindliche,
       rücksichtslose, als Religion getarnte Ideologie“. Nachdem die taz die
       Anfrage am 21. Januar in Auszügen veröffentlicht hatte, brach innerhalb der
       AfD eine Diskussion darüber los, ob Flocken noch tragbar sei.
       
       „In mehreren Aussprachen“, so Nockemann, versuchte die Fraktion Flocken
       einzunorden – erfolglos, der Abgeordnete zeigte sich uneinsichtig. Selbst
       für Nockemann, der ebenfalls zu den Rechtsauslegern der Fraktion gehört,
       war Parteikollege Flocken nicht mehr tragbar. Bald blieb nur noch die
       Frage: Schmeißt Flocken selbst hin oder lässt er sich rausschmeißen?
       
       Flocken ist bereits der dritte fraktionslose Abgeordnete in der derzeitigen
       Bürgerschaft. Vergangenes Jahr verließen die ehemalige
       Linkspartei-Fraktionschefin Dora Heyenn und Nebahat Güçlü, früher bei den
       Grünen, nach internen Querelen ihre Fraktionen. Flocken galt in der AfD
       schon lange als verbalradikal und schwer berechenbar. Gegner der islam- und
       fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung etwa bezeichnete er als „die neue SA“.
       
       Der Öffentlichkeit war der Facharzt für Orthopädie aus Bergedorf vor seiner
       Politkarriere vor allem dadurch bekannt geworden, dass er seinen Patienten
       freistellte, wie viel sie für ihre Behandlung zahlen wollen. Dafür hatte er
       vom Berufsgericht Hamburg einen Verweis erhalten.
       
       10 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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