# taz.de -- Kommentar Hamburgs AfD: Die Hassprediger
       
       > Wer immer noch glaubt, die AfD könnte eine bürgerlich-konservative Partei
       > werden, statt an den rechten Rand abzurutschen, ist gnadenlos naiv.
       
 (IMG) Bild: Aus der bürgerliche Traum: Jörn Kruse (4.v.l.) mit Bernd Lucke (3.v.l.) und Hans-Olaf Henkel (r.)
       
       Immer wieder diese Eiertänze. Immer wieder dieses vor und zurück, dieses
       rechts und links und doch wieder rechts. Die AfD, und hier ist nur die
       Hamburger gemeint, schlingert auf ihrem politischen und moralischen Kurs
       permanent hin und her. Die Frage indes, die es zu beantworten gilt, lautet:
       Sind die so klug – oder sind die wirklich so doof?
       
       Die Zeichen mehren sich, dass die zweite Interpretation die richtige ist.
       Das Nicht-Ausschlussverfahren der Partei gegen den
       Bürgerschaftsabgeordneten Ludwig Flocken belegt das. Sich von den
       [1][rassistischen und menschenverachtenden Ausfällen], die dieser Mann sich
       leistet, nicht zu distanzieren, bedeutet, sie zu billigen, und sei es nur
       klammheimlich. Es geht, damit es hier keine Missverständnisse gibt, um
       Rechtsextremismus. Und um die Haltung der Hamburger AfD dazu.
       
       ## Ein Funktionsverbot für Flocken ist lächerlich
       
       Ludwig Flocken, der die Fraktion verließ, bevor er herausgeworfen wurde,
       mit einem mehrmonatigen Funktionsverbot zu belegen, ist lächerlich. In neun
       Monaten könnte er sich theoretisch in den Parteivorstand wählen lassen,
       bliebe aber praktisch aus der Fraktion ausgeschlossen: Wer würde das wem
       rational erklären wollen und können?
       
       Vergleichbar ist die windelweiche Positionierung zu der Schandrede von
       [2][Ganz-Rechtsaußen Björn Höcke]. Wer die Formulierung des Thüringer
       AfD-Fraktionsvorsitzenden „für unglücklich und politisch falsch hält“, wie
       es die AfD-Fraktion in einer Pressemitteilung tat, begibt sich in
       gefährliche Nähe zur Leugnung des Holocausts.
       
       Wer Höcke und Flocken nicht die rote Karte zeigt, macht sich mit ihnen
       gemein und wird letztlich zu ihren Gefangenen: Nur glaubwürdige und
       unmissverständliche Abgrenzung schützt vor politischer Geiselhaft. Wer
       dafür die Kraft oder den Willen nicht aufbringt, handelt aus taktischem
       Kalkül oder aus politischer Dummheit, die aber bekanntlich vor Strafe nicht
       schützt.
       
       Wer wie Fraktionschef Jörn Kruse immer noch glaubt, die AfD könnte eine
       bürgerlich-konservative Partei werden, statt an den rechten Rand
       abzurutschen, ist gnadenlos naiv. Die anständigen Menschen in der AfD, die
       er beschwört, werden zu unanständigen – nicht umgekehrt. Sicher gibt es
       Hassprediger auf dieser Welt, und nicht zu knapp gibt es sie in der AfD.
       Wer das nicht sehen will, ist blind.
       
       27 Jan 2017
       
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