# taz.de -- Asylbewerber in Dänemark: Kurse in Sexualmoral
       
       > Die Dänen verordnen den Neuankömmlingen einen speziellen Unterricht.
       > Außerdem verlängert das Land Passkontrollen an der Grenze.
       
 (IMG) Bild: Flüchtlinge in Dänemark sollen in Kursen unter anderem etwas über den Umgang mit Frauen lernen.
       
       Kopenhagen dpa | Asylbewerber in Dänemark sollen in Sexualmoral
       unterrichtet werden, um den Umgang mit dänischen Frauen zu lernen. Das
       fordert eine breite Opposition im Kopenhagener Parlament. „Wenn man ohnehin
       in einem Asylzentrum sitzt, macht es Sinn, eine Einführung in unsere
       Sexualmoral zu bekommen“, sagte die rechtspolitische Sprecherin der
       Sozialdemokraten, Trine Bramsen, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Ritzau.
       „Ganz grundsätzliche Regeln, die wir kennen, weil wir hier geboren sind,
       aber die man lesen und verinnerlichen muss, wenn man hierherkommt.“
       
       Solche Kurse hatte das Parlament bereits im vergangenen Herbst diskutiert.
       Nach den Silvester-Übergriffen in Köln und anderen Städten in Europa kam
       das Thema erneut auf den Tisch. In der Silvesternacht waren Frauen am
       Kölner Hauptbahnhof von Männergruppen umzingelt, sexuell misshandelt und
       bestohlen worden. Nach ersten Ermittlungsergebnissen waren es überwiegend
       Nordafrikaner.
       
       Der Unterricht in Dänemark könnte die Behörden auch aufmerksamer auf
       diejenigen machen, die sich gegen die Regeln sträuben, meinte Bramsen.
       Rechtspopulisten, Konservative und Linksliberale unterstützen den Vorschlag
       nach dem Vorbild Norwegens.
       
       Dort gibt es bereits seit 2011 Kurse für Asylbewerber, um sexueller Gewalt
       vorzubeugen. Eine Serie von Vergewaltigungen in der Stadt Stavanger hatte
       das Land dazu bewegt. Inzwischen werden die Kurse in ganz Norwegen
       angeboten. In fünf Stunden lernen Männer und Frauen aus anderen
       Kulturkreisen Grundlegendes über Norwegens Gesetze, kulturelle Codes und
       unausgesprochene Regeln zwischen den Geschlechtern.
       
       ## Kontrollen bis zum 3. Februar
       
       „Wir wissen, dass Situationen missverstanden werden können, und deshalb ist
       es sehr wichtig, zu erklären, was Norweger darüber denken, alleine in der
       Stadt unterwegs zu sein, kurze Röcke zu tragen und so weiter“, erläuterte
       Linda Hagen, Leiterin des Asylzentrums des Betreibers „Hero“ in Stavanger,
       auf der Webseite des Zentrums.
       
       Zudem verlängert Dänemark verlängert die umstrittenen Passkontrollen an der
       Grenze zu Deutschland bis zum 3. Februar. „Ohne Grenzkontrollen an der
       dänisch-deutschen Grenze besteht immer noch ein ernstes Risiko, dass eine
       sehr große Zahl illegaler Ausländer in Dänemark stranden, wenn ihnen die
       Einreise nach Schweden untersagt wird“, erklärte das dänische
       Integrationsministerium am Mittwoch in Kopenhagen. Zuvor hatte Schweden die
       Kontrollen an seinen Grenzen in der vergangenen Woche um einen Monat
       verlängert.
       
       Am 4. Januar hatte Schweden zudem systematische Kontrollen an der Grenze zu
       Dänemark eingeführt. Verkehrsunternehmen sind seitdem verpflichtet, alle
       Passagiere in Zügen, Bussen und Fähren aus Dänemark zu überprüfen. Die
       Maßnahme hatte das Land ergriffen, um die hohe Zahl der Flüchtlinge
       einzudämmen. Dänemark hatte noch am selben Tag mit eigenen Kontrollen an
       den deutschen Grenzübergängen reagiert.
       
       Systematisch überprüft wie an der dänischen Grenze zu Schweden wird dort
       bislang nicht, auch wenn die Regierung die Mitarbeiter von
       Verkehrsgesellschaften laut Gesetz zu solchen Kontrollen verpflichten kann.
       Deren Einführung hatte Integrationsministerin Inger Støjberg bereits
       mehrfach angedroht und damit im deutsch-dänischen Grenzgebiet große
       Proteste ausgelöst. „Die Grenzkontrolle wird laufend überprüft und nach
       Bedarf intensiviert“, hieß es am Mittwoch.
       
       ## Bisher 28.000 Menschen kontrolliert
       
       Die stichprobenartigen Kontrollen hatte die liberale Regierung zunächst für
       zehn Tage eingeführt. Nun sollen sie noch einmal 20 Tage gelten. „Das ist
       nichts, das wir mit Freude machen, denn sowohl die schwedische als auch die
       dänische Grenzkontrolle schränken die freie Beweglichkeit ein, auf die wir
       in Europa gemeinsam viele Jahre lang hingearbeitet haben“, erklärte
       Støjberg. „Aber wir müssen als Regierung auf die außergewöhnliche Situation
       reagieren und das tun, wovon wir meinen, dass es nötig ist, um die
       öffentliche Ordnung und Sicherheit in Dänemark zu gewährleisten.“
       
       Bis Montag wurden laut dem dänischen Integrationsministerium rund 28 000
       Menschen überprüft. Knapp 200 stoppten die Polizisten an der Grenze.
       Insgesamt sind seit Einführung der Grenzkontrollen rund 700 Asylbewerber in
       Dänemark registriert worden.
       
       14 Jan 2016
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Dänemark
 (DIR) Sexualität
 (DIR) Asylsuchende
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Grenze
 (DIR) Grenzkontrollen
 (DIR) Köln
 (DIR) Minderjährige Geflüchtete
 (DIR) Dänemark
 (DIR) Diskriminierung
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Dänische Volkspartei
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Grenzkontrollen
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Übergriffe in Köln an Silvester: Wohl weniger Polizisten als behauptet
       
       In der Kölner Silvesternacht, bei der es zu sexuellen Übergriffen kam,
       waren weniger Polizisten vor Ort, als die Polizei angab. Es sollen 80 statt
       140 gewesen sein.
       
 (DIR) Minderjährige Flüchtlinge in Dänemark: Polizei nimmt Kindern Handys weg
       
       Die dänische Polizei hat alleinreisenden Flüchtlingskindern ihre Handys
       weggenommen. Kinderrechtler halten das Vorgehen für „verrückt“.
       
 (DIR) Reaktionen auf dänische Flüchtlingspolitik: „Ein unmenschliches Gesetz“
       
       Nach dem Europarat haben auch die Vereinten Nationen die Verschärfung des
       Asylgesetzes kritisiert. Amnesty International sprach von einem „schwarzen
       Tag“.
       
 (DIR) Diskriminierung in Freiburg: Integration ins Nachtleben
       
       Nach Berichten über ein „Club-Verbot“ für Flüchtlinge aufgrund vermehrter
       sexueller Übergriffe kündigt die Stadt Freiburg einen runden Tisch an.
       
 (DIR) Debatte Neuer Feminismus: Auf der Kippe
       
       Seltsame Allianzen gibt es nach der Kölner Silvesternacht. Gegen
       (antimuslimischen) Frauenhass hilft aber nur ein neuer Feminismus.
       
 (DIR) Schweinefleisch-Pflicht in Dänemark: Zur Frikadelle verdammt
       
       In der Gemeinde Randers ist Schweinefleisch auf Speiseplänen von Kitas bald
       Pflichtprogramm. Die rechte Volkspartei feiert das als Erfolg.
       
 (DIR) Schwedisch-dänische Grenze: Kalte Heimat
       
       Seitdem die Öresund-Brücke gesperrt ist, versuchen Flüchtlinge mit Booten
       nach Schweden zu gelangen. Die Meerenge könnte zur tödlichen Falle werden.
       
 (DIR) Konflikt- und Gewaltforscher Andreas Zick: „Wir stecken in der Populismus-Falle“
       
       Nach Köln verspricht die Politik schnelle Lösungen, die schwer umzusetzen
       sind, sagt Andreas Zick. Deren absehbares Scheitern stärke die
       Rechtspopulisten.
       
 (DIR) Flüchtlinge auf dem Weg nach Dänemark: Abwarten – und dann weiter
       
       Nach der dänischen Grenzschließung herrscht „gespenstische Ruhe“ am Bahnhof
       Flensburg. Viele Politiker sind verstimmt.
       
 (DIR) Reaktion auf Ausweispflicht in Schweden: Dänemark führt Grenzkontrollen ein
       
       Nach Einführung der Ausweispflicht in Schweden hat Dänemark an der Grenze
       zu Deutschland mit Kontrollen begonnen. Eine gesamteuropäische Lösung ist
       das nicht.
       
 (DIR) Schweden startet Grenzkontrollen: Warten, warten, warten
       
       Wegen des Flüchtlingsandrangs führt Schweden bei der Überfahrt von Dänemark
       wieder eine Ausweispflicht ein. Das führt zu langen Wartezeiten und hohen
       Kosten.
       
 (DIR) Grenzkontrollen in Skandinavien: Schweden testet CSU-Rezept
       
       Asylsuchende dürfen nicht mehr ohne Ausweis nach Schweden einreisen.
       Dänemark hat ähnliche Pläne. Betroffen sind vor allem Minderjährige.
       
 (DIR) Rechtskonservative in Dänemark: Schärfere Regeln für Flüchtlinge
       
       Der dänische Premierminister fordert eine Verschärfung der Regeln zur
       Aufnahme von Flüchtlingen. Er kritisiert die UN-Flüchtlingskonvention.