# taz.de -- Jakob Augstein und die Juden: Das Sturmgeschütz der Israelkritik
       
       > Jakob Augstein hat die AfD und die israelische Regierung gleichgesetzt.
       > Alles Böse in der Welt bringt er mit den Juden und ihrem Staat in
       > Verbindung.
       
 (IMG) Bild: Hier könnte Augstein Fairness lernen: Die 14. europäischen Makkabi-Spiele in Berlin.
       
       Er hat es schon wieder getan. Jakob Augstein ist mal wieder seiner
       Obsession gefolgt. Egal, über was er schreibt: Irgendwie schafft es der
       Freitag-Herausgeber und Spiegel-Kolumnist immer wieder, das, was er unter
       „Israelkritik“ versteht, hineinzurühren. Diese Woche ist ihm das Kunststück
       auf Spiegel Online unter der Überschrift [1][“Die völkische Revolution“]
       gelungen. In dem Text geht es eigentlich um den Front National in
       Frankreich und die AfD in Deutschland. Augstein konstatiert: „Der
       Faschismus ist kein Phänomen der Vergangenheit.“
       
       Von dieser durchaus zutreffenden Aussage den Weg nach Israel zu finden, ist
       nicht so einfach – doch Augstein schafft das spielend. Und zwar so: „Man
       hat bei AfD- und Pegida-Demonstrationen im schwarz-rot-goldenen Meer der
       Deutschlandfahnen auch schon das fröhliche Weiß-Blau der israelischen
       Flagge gesehen.“ Dass die AfD „kein Problem mit Israel“ habe, wäre auch nur
       konsequent, schließlich sei die israelische Regierung „allemal“ so rechts
       wie die deutschen Rechtspopulisten.
       
       Den Antisemitismus der völkischen Bewegung in Deutschland hält Augstein
       denn auch für „Vergangenheit“. Als Beleg dient ihm ein Zitat Frauke Petrys:
       „Die AfD ist ganz klar gegen Antisemitismus, vor allem auch gegen den neu
       importierten Antisemitismus in Deutschland.“
       
       Nun hat Frau Petry auch behauptet, der Front National sei eine „weitgehend
       sozialistische Partei“, die sich „im linken Bereich aufhält“ – ein
       Abgrenzungsversuch, den für bare Münze zu nehmen Augstein nie in den Sinn
       käme. Aber warum will er dann nicht auch ihren Antisemitismus-Satz und die
       vereinzelten Israel-Fähnchen auf Rechtsaußenveranstaltungen als das
       bezeichnen, was sie sind: als leicht zu durchschauende Camouflage und als
       perfide Maskierung, um ihrer Islamfeindlichkeit eine vermeintlich höhere
       Weihe zu geben?
       
       Lieber bringt das Sturmgeschütz der „Israelkritik“ alles Böse in der Welt
       mit den Juden und ihrem Staat im Nahen Osten in Verbindung. Mit Verve ist
       Augstein damit beschäftigt, stets von Neuem zu beweisen, dass er vor drei
       Jahren zu Recht Aufnahme in die „Top Ten der
       antisemitischen/antiisraelischen Verunglimpfungen“ des Simon Wiesenthal
       Centers gefunden hat.
       
       Augstein verdankt sein Vermögen nicht zuletzt dem Schaffen jener alten
       Nazis, mit denen sein sozialer Vater Rudolf Augstein einst den Spiegel
       aufgebaut hat. Möglicherweise liegt darin ja der tiefere Grund seiner
       unermüdlichen Bemühungen um die Befreiung von dem deutschen „Judenknacks“,
       dessen Überwindung der Kommunarde Dieter Kunzelmann bereits 1969 gefordert
       hatte. Immerhin deponiert Jakob Augstein keine Bombe in einem Jüdischen
       Gemeindehaus, sondern schreibt nur Kolumnen. Jedoch: „Im Zweifel links“ ist
       das nicht.
       
       10 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtes-denken-in-europa-die-voelkische-revolution-kolumne-a-1066432.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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