# taz.de -- Herkulesaufgabe: Sozialsenatorin: Frontfrau vor starkem Staatsrat
       
       > Neue Sozialsenatorin wird die Abgeordnete Melanie Leonhard (SPD). Sie
       > gilt als unerfahren und wenig profiliert, Bürgermeister Scholz lobt aber
       > ihre „Härte“
       
 (IMG) Bild: Kichert, wenn der Chef Witze reißt: Hamburgs jüngste Senatorin Melanie Leonhard.
       
       Hamburg taz | Nun ist es also doch eine Frau aus Hamburg. SPD-Bürgermeister
       Olaf Scholz hat die 38-jährige Melanie Leonhard zur Nachfolgerin von
       Sozialsenator Detlef Scheele erkoren. Um kurz vor fünf Uhr nachmittags lud
       er zu einem kurzen „Pressestatement“ an die rote Treppe im Rathaus.
       
       Frau Leonhard, die seit 2011 dem Familienausschuss angehört, habe in kurzer
       Zeit durch ihre Kompetenz ein „sehr, sehr hohes Ansehen gewonnen“, lobte
       Scholz. Es sei eine Herausforderung, bei der großen Zahl an Zugereisten
       Flüchtlingen jeweils das Richtige zu tun, setzte der Senatschef nach. „Hier
       ist Klarheit und Härte gefordert. Über beide Dinge verfügt Frau Leonhard.“
       
       Diese etwas irritierende Zuschreibung weckt Erinnerungen an Leonhards
       frühere Vorgängerin Birgit Schnieber-Jastram (CDU), die sich durch ihre
       Sparpolitik bei Frauenprojekten und die Schaffung eines geschlossenen Heims
       einen Ruf als eiserne Lady erwarb. Scholz‘ Botschaft an den Sozialbereich:
       Nur weil jetzt eine Frau kommt, wird es nicht gleich gemütlich.
       
       Leonhard selber lobte kurz ihren Vorgänger Detlef Scheele. Sie freue sich,
       dass ihr ein „gut geführtes Haus übergeben wird“, in dem „viele Projekte
       auf die Schiene gebracht wurden“. Die Historikerin soll ihr Amt am 1.
       Oktober antreten. Interviews soll sie erst geben, wenn die Bürgerschaft sie
       am Donnerstag offiziell ins Amt gewählt hat.
       
       Leonhard wirkte als SPD- Fachsprecherin für Familie in Ausschusssitzungen
       stets etwas steif. Lebhafter trat dagegen ihre Mitbewerberin,
       Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, in Erscheinung. Doch sie soll in der
       Sozialbehörde nicht viele Freunde haben. Auch gegen die dritte Kandidatin,
       Inka Damerau aus dem SPD-Kreis Nord, soll es parteiinternen Widerstand
       gegeben haben.
       
       Leonhard galt als Wunschlösung an der Behördenspitze. Ihren Mangel an
       Erfahrung soll Staatsrat Jan Pörksen (51) ausgleichen. Sympathien erwarb
       sich Leonhard bei der Linken, als sie 2013 deren Forderung nach einer
       „Enquete-Kommission“ zur Überprüfung des Jugendhilfesystems unterstütze.
       Diese Idee könnte sie aufgreifen, um eigene Akzente zu setzen.
       
       Ihr Ressort bietet in Zeiten der Schuldenbremse kaum Spielraum.
       CDU-Fraktionschef André Trepoll sprach von einer „Notlösung“. Er frage
       sich, ob Leonhard der Herkulesaufgabe Flüchtlingsfrage gewachsen sei.
       Linken-Fraktionschefin Çansu Özdemir sagte, sie hoffe, dass Leonhard
       wichtige sozialpolitische Themen endlich abpackt, die ihr Vorgänger „nur
       verwaltet“ habe, wie die katastrophalen Zustände in den
       Flüchtlingsunterkünften. FDP-Chefin Katja Suding hätte den Posten gar nicht
       besetzt und das Sozialressort mit Gesundheit verschmolzen. Scholz habe „die
       Chance vertan, den aufgeblähten Senat zu verkleinern“.
       
       29 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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