# taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann …
       
       > … darf nun öffentlich geehrt werden – so wie Felix Rexhausen. Prompt wird
       > das Werk des vor fast 25 Jahren verstorbenen Autors skandalisiert.
       
 (IMG) Bild: Dass Deutschland in Sachen Ehe für alle rückständig ist, liegt auch an der Paragraf-175-Vergangenheit
       
       ... ist längst reif für Straßen und Plätze. Im Dezember soll in Köln ein
       Areal hinter dem Hauptbahnhof nach Felix Rexhausen benannt werden. Der in
       der Domstadt geborene Satiriker und Schriftsteller hat sich diese Ehrung
       fast 25 Jahre nach seinem Tod verdient. 1961 war er bei der Gründung der
       deutschen Sektion von Amnesty International dabei, und 1963 forderte er in
       einer Rundfunkglosse des WDR, Bayern aus der Bundesrepublik zu entlassen.
       
       Das ließen die Bayern nicht auf sich sitzen, ihr damaliger
       Ministerpräsident Alfons Goppel forderte die „Wiederherstellung der Ehre
       Bayerns“, und selbst Bundeskanzler Konrad Adenauer wandte sich empört gegen
       derlei Radio-Satire. Das Bayern-Bashing machte Rexhausen mit einem Schlag
       bekannt. 1966 wandte er sich den Homosexuellen zu. In „Lavendelschwert“
       veröffentlichte er fiktive Dokumente einer schwulen Revolution und ließ
       darin die deutschen Politiker ganz schön blöd ausschauen. Die spießigen
       Homosexuellen bekamen darin aber auch ihr Fett weg, noch lange bevor Rosa
       von Praunheim sie in seinem Film „Nicht der Homosexuelle ...“ aufs Korn
       nahm. Rexhausens Buch wurde ein Skandal, und erstmals tauchte das Wörtchen
       „schwul“ in einem positiven Kontext auf.
       
       Der Publizist stand also mutig als Schwuler in der Öffentlichkeit zu einer
       Zeit, als der Paragraf 175 noch jeden Mann mit Haft bedrohte, der Männer
       liebte. Angesichts der Kölner Ehrung steht Rexhausen jetzt wieder im
       Mittelpunkt eines Skandals. Seit Monaten versuchen schwule Rechte – allen
       voran der Katholik David „De-Nuntius“ Berger – den Schriftsteller als
       jemanden bloßzustellen, der Sex mit Kindern und Jugendlichen „tragisch
       bagatellisiere“ und „verherrliche“. Anlass für diese heftigen Anwürfe ist
       Rexhausens Roman „Berührungen“ von 1969, in dem auch die pubertären Spiele
       eines 14-Jährigen mit einem 11-Jährigen erzählt werden.
       
       Um den unsauber Angegriffenen zu verteidigen, wird aus ihm ein Held der
       Schwulenbewegung gemacht, einer ihrer „schlagkräftigsten Protagonisten und
       ihr bekanntester Publizist“, wie Paul Schulz im Onlineportal der
       Zeitschrift Männer schreibt. So viel Lob ist verständlich und trifft doch
       nicht ganz zu. Schwulenbewegung? Davon hielt Rexhausen nicht viel, der
       Satiriker war zu sehr Individualist, als dass er sich einsortiert hätte in
       die Politgruppen der 70er Jahre. Im Gegenteil, er machte sich lustig und
       verglich sie mit „Karnickelzuchtvereinen“ oder nannte sie – satirisch
       überhöht – „Scheißdreckschwanzbanden“. Jede Organisierung erinnerte ihn an
       die Vereinsmeierei der Deutschen, denn: „Die Schwulen stellen einen
       Querschnitt durch die Bevölkerung dar und sind ebenso unerfreulich wie
       diese.“
       
       Erst Mitte der 80er Jahre konnte Rexhausen sich für die Bewegung erwärmen
       und lobte die ersten CSDs im Lande. „Das stolze Schwulsein muss gezeigt
       werden“, proklamierte er. „Es gibt keine selbstbewusst schwulen
       Mitmenschen, wenn sie niemals bemerkt werden können.“
       
       22 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elmar Kraushaar
       
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