# taz.de -- Kommentar Asyldebatte in Deutschland: Helfer und Hetzer
       
       > Viele Menschen in Deutschland engagieren sich für Flüchtlinge. Andere
       > hetzen menschenverachtend auf Beamtendeutsch – so wie Horst Seehofer.
       
 (IMG) Bild: Katholik und Anti-Flüchtlingspolemiker Horst Seehofer vor dem Petersdom
       
       Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, sind das wichtigste Thema in
       der innenpolitischen Debatte. Weil sie sichtbar sind. Es sind Menschen, die
       wir eben noch in Europas Süden von Booten klettern sahen – und die nun vor
       uns an der Supermarktkasse stehen.
       
       Der Umgang mit ihnen ist höchst unterschiedlich. Man kann neben der meist
       passiven Mehrheit grob zwei Gruppen voneinander unterscheiden: Helfer und
       Hetzer. Zu den Helfern gehören jene, die sich um die täglichen Belange der
       Neuankömmlinge kümmern. Zu den Hetzern gehört Bayerns Ministerpräsident
       Horst Seehofer.
       
       Der CSU-Politiker ist sich nicht zu schade, gegen die Flüchtlinge zu
       polemisieren. In einem Interview hat er den „massenhaften Asylmissbrauch“
       angeprangert. Vor allem Bürger aus Balkanstaaten strapazierten die
       Hilfsbereitschaft der Bürger. Seinen Lösungsvorschlag formuliert er so:
       „Die Rückführung abgelehnter Asylbewerber muss noch stärker stattfinden als
       bisher.“ Das ist Menschenverachtung auf Beamtendeutsch.
       
       Horst Seehofer sagt derlei in einer Zeit, da in Deutschland aggressive
       Fremdenfeinde Flüchtlingsunterkünfte belagern. Da Mitglieder lokaler
       Unterstützerinitiativen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit
       öffentlich angepöbelt werden. In einem Moment, in dem Kommunen
       Notunterkünfte eröffnen, die von ihrer Landesregierung weitgehend
       diskussionsbefreit angeordnet wurden.
       
       ## „Bis zur letzten Patrone“
       
       Horst Seehofers Rhetorik ist nicht neu. Vor vier Jahren hat er gesagt: „Wir
       werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren - bis zur
       letzten Patrone.“ Seither hat sich die Situation weiter zugespitzt. Die
       militärischen und religiösen Konflikte sind weltweit zahlreicher und größer
       geworden. Die Pflicht zu helfen unabweisbarer. Entsprechend ist auch der
       Druck von rechts gewachsen.
       
       Die Union, deren populistischer Teil die CSU ist, mag nicht länger zusehen,
       wie hierzulande Politikanfänger vom Schlage einer Frauke Petry
       Fremdenfeinde zu Wählern hinagitieren. In Frankreich und Dänemark war zu
       besichtigen, wie sich die politische Stimmung rasant zugunsten der
       Rechtsausleger verschieben kann. Da scheint es sinnvoll, wenn einer wie
       Horst Seehofer am rechten Rand operiert und die Leute bei ihren Vorurteilen
       abholt. Die Aufgabe, reale Gefahren für Flüchtlinge abzuwehren, überlassen
       Politiker wie er den Helferinnen und Helfern vor Ort in den Kommunen.
       
       25 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
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