# taz.de -- Flüchtlings-Erstaufnahme überfüllt: Mehr Zelte werden kommen
       
       > Zu den Zelten für über 150 minderjährige Flüchtlinge auf dem Stadtwerder
       > und am Fallturm kommt auch eins für Erwachsene. ​
       
 (IMG) Bild: Vorläufige Unterkunft für 35 Jugendliche auf dem Stadtwerder.
       
       BREMEN taz | Die Unterbringung unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge in
       Bremen und die Zustände in der Erstaufnahme in der Steinsetzer Straße waren
       Themen einer Sondersitzung der Sozialdeputation am gestrigen Nachmittag.
       Dabei stellte sich heraus, dass auch Zelte für erwachsene Flüchtlinge immer
       wahrscheinlicher werden. Noch vor zwei Wochen hieß es aus dem
       Sozialressort, es zeichne sich ab, dass Bremen mit leerstehenden Hallen und
       anderen festen Unterkünften auskommen und auf Zelte verzichten könne.
       
       Die ehemalige zentrale Aufnahmestelle (Zast) wird momentan wegen
       katastrophaler hygienischer Zustände geräumt. Bei den Jugendlichen haben
       sich Krankheiten wie Krätze und Borkenflechte ausgebreitet, zwei
       Tuberkulose-Fälle sind ebenfalls aufgetreten.
       
       Die Räumung, sagte die grüne Sozialsenatorin Anja Stahmann, könne nur in
       Etappen geschehen, weil es für die zuletzt 200 Minderjährigen zu wenig
       Ausweichunterkünfte gibt. Auf dem Stadtwerder ist ein Zelt für 35
       Jugendliche errichtet worden, ein weiteres für bis zu 120 Jugendliche soll
       an der Uni in der Nähe des Fallturms aufgestellt werden. Die Tennishalle
       Arsten wird für 70 Minderjährige umgebaut, die Eissporthalle „Paradice“
       ebenfalls: „Dort werden wir auch die temporäre Erstaufnahme installieren“,
       so Stahmann.
       
       Die Zelte stoßen auf Widerstand sowohl bei der Linksfraktion als auch beim
       Verein „Fluchtraum“. Deren Sprecherin Silvia Pfeifer kritisiert die
       mangelnde Privatsphäre im Flüchtlingszelt: „Jeweils sechs Betten
       nebeneinander, nur durch Bauzäune ein bisschen voneinander abgegrenzt,
       keine abschließbaren Schränke, ein einziges Sofa für bald 35 Menschen,
       keine Fenster.“ Feucht sei es und stickig, sehr laut durch den Regen, kalt
       wegen des Sommers, der noch keiner ist. „Und der Betreuungsschlüssel ist
       eine genauso große Katastrophe wie in der Steinsetzer Straße.“ Dort war es
       vor knapp zwei Wochen zu sexuellen Übergriffen zwischen Jugendlichen
       gekommen - nachts waren im gesamten Gebäude lediglich vier Sicherheitsleute
       anwesend, die einzige sozialpädagogische Fachkraft hatte nur
       Rufbereitschaft.
       
       Nach der Sanierung in rund acht Wochen sollen nur noch 135 Jugendliche in
       der ehemaligen Zast leben, sagte Stahmann, das bisher einem Matratzenlager
       gleichende Souterrain des Gebäudes soll ein Gemeinschaftsraum werden. Die
       Frage, wo die anderen Jugendlichen unterkommen sollen, ließ sie im Dunkeln,
       betonte aber: „Die beiden Zelte dienen nur der temporären Unterbringung für
       die Zeit der Sanierung.“ Darüber hinaus halte sie „sechs Wochen Zelten im
       Sommer für unproblematisch.“
       
       Zelte auch für erwachsene Flüchtlinge schließt Stahmann mittlerweile jedoch
       auch nicht mehr aus: „Wir rechnen in diesem Sommer mit 800 Flüchtlingen -
       da müssen wir Notmaßnahmen planen, zu denen natürlich auch Zelte gehören.“
       
       Man würde aber Gebäude vorziehen wie die Tennishalle in Arsten: „Da
       appellieren wir auch andere Sportvereine.“ Eine Übergangsnutzung könne aber
       nur „in guter Zusammenarbeit geschehen, schließlich wollen wir hier nicht
       wie in München städtische Liegenschaften einfach beschlagnahmen.“
       
       25 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schnase
       
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