# taz.de -- Kommentar zum Rauswurf von US-General McChrystal: Ein General und Lästermaul
       
       > Der Rauswurf von Stan McChrystal war nur noch Formsache. Der Schaden, den
       > er durch seine illoyalen Äußerungen angerichtet hat, ist nicht mehr zu
       > reparieren.
       
 (IMG) Bild: Sein Einsatz für McChrystal hat nicht geholfen: Afghanistans Präsident Hamid Karsai.
       
       Der Rauswurf von General Stan McChrystal war nur noch eine Formsache. Jedes
       Festhalten am Afghanistan-Kommandeur mit dem losen Mundwerk und dem
       redseligen Team hätte US-Präsident Obama nur noch mehr Hohn und Spott
       eingebracht.
       
       Der Schaden aber, den McChrystal und sein Stab mit ihren denkbar illoyalen
       Äußerungen gegenüber dem Rolling Stone angerichtet haben, ist nicht mehr zu
       reparieren. Die freimütigen Lästereien über angeblich ahnungslose Politiker
       offenbaren mehr auf als die übliche Distanz zwischen kriegführenden
       Militärs und zivilen Oberbefehlshabern. Sie verweisen auf die Hilflosigkeit
       von Politikern, die von den Ereignissen getrieben, unter hohem
       Erwartungsdruck steht und sich gezwungen sieht, Härte unter Beweis zu
       stellen. Sie haben die USA und ihre Verbündeten immer tiefer in einen Krieg
       hereingeführt, von dem niemand weiß, wie er jemals erfolgreich beenden
       werden kann.
       
       Stan McChrystal durch einen loyaleren Chef zu ersetzen ist leicht - seinen
       Afghanistan-Kurs fortzuführen wird für Obama viel schwerer. Bislang konnte
       er froh sein, neben Finanzkrise, Gesundheits- und Steuerreform sowie
       Ölkrise wenigstens in Sachen Afghanistan innenpolitische Ruhe zu haben.
       Nicht zuletzt dank seiner Entscheidung, den republikanischen
       Verteidigungsminister Robert Gates im Amt zu lassen, war das eines der
       wenigen Felder, auf denen er nicht mit Fundamentalopposition rechnen
       musste.
       
       Eigentlich müsste Obama den Eklat um den Karrieregeneral als Chance nun
       nutzen, um seine Strategie für Afghanistan grundlegend zu überdenken. Doch
       fünf Monate vor den Kongresswahlen wird er den Teufel tun, diese Debatte
       neu zu eröffnen. McChrystal muss gehen, seine Lästereien werden haften
       bleiben. Die Glaubwürdigkeit ist dahin, der Krieg aber noch lange nicht
       vorbei.
       
       23 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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