# taz.de -- Innenminister Heribert Rech zu Stuttgart 21: Wieder einmal etwas vorschnell
       
       > Innenminister Heribert Rech sind schon häufiger Informationspannen
       > unterlaufen. So auch bei Stuttgart 21.
       
 (IMG) Bild: Weist Vorwürfe an die Polizei zurück: Heribert Rech, Innenminister in Baden-Württemberg.
       
       FREIBURG taz | Mit der Informationspolitik hatte der Stuttgarter
       Innenminister Heribert Rech (CDU) schön öfter Probleme. Diesmal musste sein
       Ministerium den Vorwurf zurückziehen, Demonstranten hätten Pflastersteine
       auf die Polizei geworfen. Im Zusammenhang mit dem Amoklauf von Winnenden
       hat er die Öffentlichkeit zunächst vorschnell, dann zu spät informiert.
       
       Schon am Tag, nachdem Tim K. in Winnenden 15 Menschen und sich selbst
       tötete, präsentierte Rech im März 2009 auf einer Pressekonferenz eine
       angebliche Ankündigung des Amoklaufs. "Scheiße Bernd, es reicht mir, (…),
       alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial. Ich meine es ernst
       Bernd, ich habe Waffen hier …" Rech ließ den Text per Beamer an die Wand
       projizieren - und musste Stunden später einräumen, dass er und seine
       Beamten einer Fälschung des Internet-Forums Krautchan.net aufgesessen
       waren.
       
       Schlussfolgerung Rechs: Ab sofort werden nur noch "100 Prozent gesicherte"
       Erkenntnisse herausgegeben. Zunächst führte dies dazu, dass die
       Abgeordneten des Landtags weitere Ergebnisse der Winnenden-Ermittlungen
       erst aus den Medien und dann vom Minister erfuhren. Die SPD erklärte Rech
       daraufhin zum "Minister auf Bewährung".
       
       Im Falle der angeblichen Steinewerfer aus dem Stuttgarter Schlossgarten
       verfiel Rech nun offensichtlich wieder ins andere Extrem und verbreitete
       ungeprüfte Nachrichten, weil sie ihm gut ins Bild passten.
       
       Nach dem Assessorexamen war Rech von 1979 bis Juni 2001 als Rechtsanwalt in
       Bruchsal tätig. In die Politik verschlug es ihn eher zufällig. Seit 1980
       war er Mitglied des Gemeinderates seines Heimatortes Bad Schönborn. Im
       April 1992 zog er im Wahlkreis Bruchsal für die CDU in den
       baden-württembergischen Landtag ein. Dort machte er sich als
       Polizeisprecher der CDU-Fraktion einen Namen. Rech ist schon seit 2004
       Innenminister in Stuttgart. 2001 wurde er Staatssekretär im
       Innenministerium. Doch trotz seiner langen politischen Karriere ist Rech in
       Baden-Württemberg nicht sehr bekannt. Er gilt unter Kollegen als eher
       leiser und netter Mensch. Privat spielt der graumelierte 60-Jährige Geige.
       
       Pech für ihn, dass er überregional vor allem durch Pannen bekannt wurde.
       Seine bekannteste ist wohl die Wattestäbchen-Affäre. Dabei hatte die
       baden-württembergische Polizei nach einem Polizistenmord zwei Jahre lang
       eine "unbekannte weibliche Person", das "Phantom von Heilbronn", gesucht.
       Der Fall wurde immer mysteriöser, weil die Unbekannte bei zahlreichen
       anderen Gelegenheiten Spuren hinterließ. Am Ende kam heraus, dass
       Wattestäbchen, mit denen die Polizei Gentests durchführte, mit der DNA
       einer Packerin verunreinigt waren. An diesem Malheur hatte Rech zwar
       persönlich keinen Anteil, aber kurz nach den Pannen von Winnenden kam schon
       die Frage auf, ob er sich noch lange im Amt halten könne.
       
       Bei den Gegnern von "Stuttgart 21" hatte sich Rech mit einer flapsigen
       Äußerung in einer Landtagsdebatte unbeliebt gemacht, die der
       Grünen-Politiker Werner Wölfle gern erzählt. Mit Blick auf die stetig
       ansteigenden Kostenschätzungen meinte der Innenminister, beim Schloss von
       Versailles habe man auch nicht nach den Kosten gefragt. Schöner hätte man
       die Selbstherrlichkeit der in Baden-Württemberg dauerregierenden CDU kaum
       illustrieren können.
       
       1 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Rath
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
 (DIR) Schwerpunkt Stuttgart 21
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um "Stuttgart 21": Vom Volkszorn zur Volksabstimmung
       
       Laut Landesverfassung möglich, ohne Mitwirkung der CDU jedoch kaum
       durchsetzbar: Die Gegner von "Stuttgart 21" wollen einen Volksentscheid -
       noch vor der Landtagswahl 2011.
       
 (DIR) Die CDU und das "Stuttgart 21"-Projekt: "Schlimmeres habe ich noch nie erlebt"
       
       Seit über 50 Jahren regiert die CDU in Baden-Württemberg. Jetzt verscherzt
       sie es sich mit ihren Anhängern. Manche haben sogar das Gefühl, die Partei
       führe Krieg gegen sie.
       
 (DIR) "Stuttgart 21"-Äußerung von Grube: Gegner drohen Bahn mit Boykottaufruf
       
       Bahnchef Grube hat den Gegnern des Bahnhofbaus in Stuttgart das Recht
       abgesprochen, sich gegen das Projekt einzusetzen. Diese erwägen nun, eine
       Aktion "Tag ohne Bahn" auszurufen.
       
 (DIR) Protestdemo gegen "Stuttgart 21": "Keine Chance auf Gespräche"
       
       Zehntausende Stuttgarter demonstrierten am Freitagabend friedlich gegen das
       Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21". Dabei machten sie klar, dass die Bäume zwar
       tot sind, ihre Bewegung aber nicht.
       
 (DIR) Stuttgart 21 vor dem Kanzleramt: Großer Bahnhof in Berlin
       
       Die Auseinandersetzung um "Stuttgart 21" ergreift die Bundesebene. Die CDU
       wirft Grünen und Linken jetzt Instrumentalisierung der Proteste vor.
       
 (DIR) Kommentar Stuttgart 21: Die Kanzlerin begibt sich in den Bunker
       
       Das Ziel in Stuttgart? Der Rubel soll dorthin rollen, wo er immer
       hingerollt ist. Da nimmt man gerne ein paar hundert Verletzte in Kauf.
       
 (DIR) Pro und Contra "Stuttgart 21": Wahlkampf oder Volksaufstand
       
       Wir kümmern uns mit "Stuttgart 21" um das Wohl kommender Generationen,
       meint Thomas Strobl, Generalsekretär der Landes-CDU. Ihm widerspricht der
       Grüne Bürgermeister Boris Palmer.
       
 (DIR) 3. Zusammenfassung "Stuttgart 21"-Protest: Tränen nach dem Schock
       
       Hunderte Menschen blieben die ganze Nacht im Schlossgarten, um gegen die
       Abholzung zu demonstrieren. Am Tag danach sind viele fassungslos. Sie
       verstehen das harte Vorgehen der Polizei nicht.
       
 (DIR) "Stuttgart 21"-Proteste: "Das Projekt wird nicht in Frage gestellt"
       
       Baden-Württembergs Ministerpräsident, Stefan Mappus, will jede weitere
       Eskalation verhindern. Projektgegner erwarten zur Großdemo am Abend in
       Stuttgart bis zu 100.000 Menschen.