# taz.de -- Vom Whistleblower zum Faustpfand: Manning soll gegen Wikileaks aussagen
       
       > Der inhaftierte Exsoldat Bradley Manning soll Hafterleichterung bekommen,
       > wenn er den Wikileaks-Gründer Assange als Anstifter der Enthüllungen
       > outet.
       
 (IMG) Bild: Obwohl dem früheren Irak-Soldaten Manning bislang nicht nachgewiesen wurde, dass er tatsächlich die Quelle der "Cablegate"-Dokumente war, sitzt er seit fünf Monaten im Armeegefängnis Quantico.
       
       WASHINGTON taz | Die mutmaßliche Hauptquelle der jüngsten
       Wikileaks-Veröffentlichungen mutiert für die US-Behörden offenbar von einer
       Bedrohung zu einem Faustpfand: Der Exsoldat Bradley Manning, der wegen
       Verdachts auf Geheimnisverrat in Isolationshaft in einem
       US-Militärgefängnis sitzt, soll nach britischen Medienberichten
       Schlüsselfigur werden, um Wikileaks-Gründer Julian Assange juristisch zu
       Fall zu bringen. Nach einem Bericht des "Independent" versucht die
       US-Justiz, den 22-Jährigen als Belastungszeugen gegen Assange zu ködern.
       Für den Fall, dass er den Wikileaks-Gründer als Anstifter der Enthüllungen
       outet, sollen Mannings Hafterleichterungen oder die Verlegung in ein
       Zivilgefängnis angeboten worden sein.
       
       Gleichzeitig mehren sich Vorwürfe über inhumane Bedingungen, unter denen
       der Whistleblower seit über einem halben Jahr festgehalten wird. Freunde
       und Zeugen erklärten etwa dem Magazin "[1][Salon.com]", dass Manning
       Haftbedingungen ausgesetzt sei, die an Folter grenzten. Es gehe ihm
       gesundheitlich nicht gut. Ein Leutnant der Armee, Brian Villiard,
       kritisierte gegenüber dem Magazin, dass Mannings Haftbedingungen zu
       langfristigen psychischen Schäden führen könnten. Der auf früheren Fotos
       kindlich wirkende junge Mann sei seit seiner Festnahme in Einzelhaft. Er
       verbringe jeden Tag mit Ausnahme einer Stunde allein in seiner Zelle. "23
       von 24 Stunden am Tag sitzt er dort allein", erklärte Autor Glenn Greenwald
       im Radiosender "[2][Democracy Now]" . "Er darf dort noch nicht einmal
       Sportübungen machen. Er wird ständig beobachtet, und wenn er doch Übungen
       macht, wird er umgehend aufgefordert, aufzuhören."Dem Häftling würden
       selbst Kopfkissen oder Bettlaken verwehrt. Täglich werde für etwa 15
       Minuten ein Fernseher vor seine Zelle geschoben. Zwar seien die Zustände
       nicht wie in einem Gefängnisfilm, "wo man jemanden einfach ins Loch wirft",
       erklärte Armeeleutnant Villiard, sie seien aber unhaltbar. Manning habe
       sich bisher als Musterhäftling gezeigt und keinen Anlass zu dieser
       Behandlung gegeben, so Mannings Unterstützer. Weder das Pentagon noch die
       Justizbehörden haben dazu bisher eine offizielle Stellungnahme abgegeben.
       
       Obwohl dem früheren Irak-Soldaten Manning bislang nicht nachgewiesen wurde,
       dass er tatsächlich die Quelle der "Cablegate"-Dokumente war, sitzt er seit
       fünf Monaten im Armeegefängnis Quantico. Vorher wurde Manning zwei Monate
       in Kuwait festgehalten. Er hatte zu Jahresbeginn gegenüber einem
       befreundeten Hacker damit geprahlt, dass er 260.000 diplomatische Depeschen
       an Wikileaks gegeben habe. Während seiner Stationierung als Computeranalyst
       in Bagdad habe er die Informationen aus dem Diplomatennetzwerk gezogen. Der
       Hacker zeigte ihn an, was zu Mannings Festnahme führte.
       
       Wie der "Independent" berichtet, zielen die US-Behörden nun darauf ab,
       Manning als Kronzeugen zu benutzen. Sie wollten ihn zu der Aussage bringen,
       dass Assange ihn zu dem Datendiebstahl angestiftet hat. Davon versprechen
       sie sich Assanges Auslieferung und die Chance, ihn vor Gericht zu stellen.
       Es habe sich bereits eine Grand Jury formiert, um die Anklage
       vorzubereiten. Assange war am Vortag nach neun Tagen auf Kaution aus der
       Haft in London entlassen worden. Bis zum nächsten Gerichtstermin, bei dem
       vermutlich über seine Auslieferung an Schweden entschieden wird, steht er
       unter Hausarrest, muss eine elektronische Fußfessel tragen und sich
       regelmäßig bei der Polizei melden.
       
       Dem Internetaktivisten werden in Schweden sexuelle Vergehen vorgeworfen,
       die von ihm und anderen als vorgeschobener Grund betrachtet werden. Assange
       hatte nach seiner Freilassung in einem Interview mit dem britischen
       TV-Sender "Sky News" von einer "extrem ernsten" Bedrohung einer
       gerichtlichen Verfolgung durch die USA gesprochen. Von einem seiner Anwälte
       wisse er, dass die US-Justiz ihn wegen Spionage anklagen wolle. Eine Grand
       Jury unterstütze sie bei den Ermittlungen.
       
       19 Dec 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.salon.com/
 (DIR) [2] http://www.democracynow.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antje Passenheim
       
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