# taz.de -- Kohlendioxidlagerung in Dänemark: CO2 bald unterm Meeresboden?
       
       > Die dänische Regierung stoppt die Pläne Vattenfalls, ein CO2-Lager
       > einzurichten und hält sich ein Hintertürchen offen: Das Kohlendioxid soll
       > vielleicht unter den Meeresboden.
       
 (IMG) Bild: Die Pläne zur CO2-Lagerung stoppen – das will auch die dänische Bevölkerung.
       
       STOCKHOLM taz | "Endlich ist man zur Vernunft gekommen", freut sich Asger
       Møller Madsen. "Und", fügt der Vorsitzende der Bürgerinitiative "Nej til
       CO2-lagring" ("Nein zur CO2-Lagerung") hinzu, "das beweist auch, dass es
       sich lohnt, wenn wir kleinen Leute uns gegen das System zusammenschließen."
       
       Møller Madsen wohnt im dänischen Nordjütland - wo der Energiekonzern
       Vattenfall ein unterirdisches Lager für die Verpressung von Kohlendioxid
       aus seinem Kohlekraftwerk in Aalborg errichten wollte. Doch nun stoppte die
       dänische Regierung diese Pläne. Vattenfall selbst hatte sich schon 2009
       gezwungen gesehen, die Realisierung dieses Projekts erst einmal auf die
       lange Bank zu schieben: Landwirte und andere Grundstückseigentümer hatten
       sich einfach geweigert, ihr Land für geologische Untersuchungen betreten zu
       lassen.
       
       Man wolle kein "Versuchskaninchen" für diese unsichere Technik sein,
       begründete die örtliche Bevölkerung ihren Widerstand. Die Pläne: Mit Hilfe
       der CCS-Technik des "Post-Combustion-Verfahrens", die Vattenfall auch bei
       seinem deutschen Braunkohlekraftwerk Jänschwalde testen will, sollte das
       Kohlendioxid aus dem Rauchgas des Aalborger Kraftwerks abgeschieden und
       über eine 30 Kilometer lange Pipeline in einer angeblich als Lager
       geeigneten Sandsteinschicht in zwei Kilometer Tiefe verpresst werden. Als
       eines der ersten großen CCS-Pilotprojekte der EU geplant, sollte der
       Speicher eigentlich schon 2013 in Betrieb gehen.
       
       Die Kehrtwende der Regierung kommt, nachdem der lokale Widerstand und
       fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung auch im Parlament die Kritik hatte
       wachsen lassen. Doch mit dem Nein zu unterirdischen Lagerstätten an Land
       ist CCS in Dänemark nicht tot. Kopenhagen will weiterhin mögliche
       Lagerstätten unter dem Nordseeboden in geleerten Öl- und Gaskavernen
       prüfen. Und die Regierung will sich ein Hintertürchen offen halten: Sollten
       nach 2020 positive Erfahrungen im Ausland solche Lager zu Land doch sicher
       erscheinen lassen, werde man eventuell neu entscheiden.
       
       NOAH, die dänische Sektion der Umweltschutzorganisation Friends of the
       Earth, spricht deshalb auch nur von einem Teilerfolg. Nun verlagere sich
       der Kampf gegen CCS eben auf die Nordsee und werde zur Seeschlacht, sagt
       NOAH-Energieexperte Palle Bendsen. Wie Greenpeace, die dänische
       Naturschutzvereinigung und Bürgerinitiativen fordert er jetzt ein
       grundsätzliches Verbot von CO2-Lagerstätten.
       
       8 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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