# taz.de -- Datenbank für Arbeitnehmerdaten: Elena nun endgültig tot
       
       > Die Bundesregierung stellt das Verfahren zum elektronischen
       > Entgeldverfahren ein. Datenschützer und Gewerkschaften jubeln. Unklar
       > ist, was jetzt kommt.
       
 (IMG) Bild: Nach viel Kritik am Ende: Die Speicherung der Arbeitnehmerdaten.
       
       BERLIN taz | Die Erwartungen an Elena waren groß: Bürokratie wollte die
       Bundesregierung damit abbauen und Kosten sparen. Jetzt soll das Verfahren
       zum elektronischen Entgeldnachweis - also die Speicherung von Einkommens
       oder Sozialabgaben - endgültig beerdigt werden, bevor es richtig startet.
       
       So richtig hatte sowieso keiner mehr an die Zukunft von Elena geglaubt. Den
       Grund, den jetzt Bundeswirtschafts- und Bundesarbeitsministerium für die
       Einstellung nennen, ist kein inhaltliches Zugeständnis an die Kritiker. Es
       gebe lediglich Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Denn damit Elena
       überhaupt funktioniert, benötigen die Bürger einen elektronischen
       Personalausweis oder eine andere Karte, auf dem eine sogenannte
       elektronische Signatur gespeichert ist.
       
       Diese sei aus datenschutzrechtlichen Gründen unabdingbar, würde sich aber
       "trotz aller Bemühungen in absehbarer Zeit nicht flächendeckend
       verbreiten", heißt es in einer Mitteilung. Die bereits gespeicherten Daten
       sollen jetzt "unverzüglich gelöscht" werden. Der schleswig-holsteinische
       Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert spricht von einer "absolut
       überfälligen" Entscheidung.
       
       Für Datenschützer und Gewerkschaften ist das Ende von Elena ein Erfolg,
       denn sie hatten stets gegen die zentrale Erfassung von Arbeitnehmerdaten
       protestiert. Auch bei vielen Bürgern stieß das Vorhaben auf Widerstand,
       mehr als 22.000 reichten beim Bundesverfassungsgericht Massenbeschwerde
       ein. Einer Gerichtsentscheidung kam die Regierung jetzt zuvor.
       
       ## Angst vor dem gläsernen Arbeitgeber
       
       Seit Anfang 2010 müssen Arbeitgeber monatlich Daten ihrer Beschäftigten wie
       Einkommen, Steuern und lange Fehlzeiten an eine zentrale Stelle melden.
       Damit sollten die Bürger in Zukunft schneller an staatliche Leistungen wie
       Wohn-, Eltern- und Arbeitslosengeld kommen, da Nachweise nicht mehr in
       Papierform erbracht werden müssten. Die ursprüngliche Idee stammt noch aus
       der Zeit der rot-grünen Regierung, zuletzt wurde der Start auf das Jahr
       2014 verschoben.
       
       Neben die Angst vor dem gläsernen Arbeitnehmer gesellten sich Zweifel am
       Sinn des Verfahrens. Die Bürokratie habe eher zu- als abgenommen, beklagten
       die Kommunen. Einzig die Arbeitgeber zeigen sich nun enttäuscht. Die
       Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) spricht von einem
       "Armutszeugnis für den Bürokratieabbau". Einige Verbesserungen seien aber
       schon eingetreten, sagte Alexander Gunkel, Mitglied der
       Hauptgeschäftsführung des BDA, der taz. Die Behörden sortierten die
       Datensätze inzwischen zumindest nach einer einheitlichen Struktur.
       
       Wie viel Steuergeld für den Aufbau der zentralen Speicherung ausgegeben
       wurde, kann eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums nicht sagen. Das
       Haus von Minister Philipp Rösler (FDP) arbeitet nun "unter Hochdruck" an
       einem Gesetzentwurf, mit dem das Ende von Elena formal besiegelt werden
       soll.
       
       Irgendwann soll dann aber bei der Beantragung von Sozialleistungen doch
       noch auf Papier verzichtet werden. Das Arbeitsministerium will ein Konzept
       erarbeiten, wie die bisherigen Investionen und die Erfahrung für ein
       "einfacheres und unbürokratischeres Meldeverfahren in der
       Sozialversicherung genutzt werden können". Wie das neue System aussehen
       soll und welche Bedenken dabei berücksichtigt werden, dazu wollte man sich
       noch nicht äußern.
       
       Die Regierungskoalition war sich bei dem Thema nie einig. Die FDP sah Elena
       stets kritisch. Sie drängt nun darauf, dass es auch künftig keine zentrale
       Speicherung gibt und Daten nur übertragen werden, wenn sie auch gebraucht
       werden. Konstantin von Notz, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion
       im Bundestag, findet die grundsätzliche Überlegung nicht schlecht, wie man
       Daten praktischer und kostengünstiger austauschen kann. "Aber ich bin sehr
       skeptisch, ob dabei unsere datenschutzrechtlichen Bedenken wirklich
       berücksichtigt werden", sagte er der taz. Die Dienstleistungsgewerkschaft
       Ver.di kündigte an, man werde prüfen, ob die bislang erhobenen Daten
       wirklich gelöscht werden.
       
       19 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Erb
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
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