# taz.de -- Ausschreitungen in Großbritannien: Sie twittern, randalieren und plündern
       
       > Liverpool, Birmingham, Bristol – in immer mehr Städten in Großbritannien
       > gibt es Krawalle. "Wir verteilen den Wohlstand um", sagt einer. 334
       > Personen wurden festgenommen.
       
 (IMG) Bild: Es geht einiges kaputt in Großbritannien – zu Tode gekommen ist zum Glück noch niemand.
       
       LONDON dapd | Die schweren Ausschreitungen in London sind in der Nacht auf
       Dienstag eskaliert und haben auf drei weitere Städte übergegriffen. In
       London nahm die Polizei drei Personen unter dem Verdacht auf versuchten
       Polizistenmord fest.
       
       Der Beamte war am frühen Dienstagmorgen in Brent im Norden der Hauptstadt
       angefahren worden und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
       Gemeinsam mit einem Kollegen – der leichte Verletzungen davon trug – hatte
       er nach der Plünderung eines nahe gelegenen Elektronikgeschäfts mehrere
       Fahrzeuge angehalten. Dabei sei ein Auto davon gefahren und habe den
       Beamten erfasst, teilte die Polizei mit. Das Fahrzeug sei später erneut
       gestoppt und drei Personen festgenommen worden.
       
       Zudem wurden in der Hauptstadt die dritte Nacht in Folge Häuser und Autos
       in Brand gesteckt, Läden aufgebrochen und Beamte mit Flaschen und
       Feuerwerkskörpern beworfen. Die Polizei bestätigte am Dienstag, dass es an
       mindestens fünf weiteren Orten zu Ausschreitungen gekommen sei.
       
       ## Premier Cameron kündigte Urlaubsabbruch an
       
       Zuvor hatte Premierminister David Cameron angekündigt, aufgrund der
       Eskalation seinen Sommerurlaub abzubrechen und nach London zurückzukehren.
       Dort will er am Morgen an der Sitzung eines Nationalen Krisenkomitees
       teilnehmen.
       
       Zu Ausschreitungen kam es auch in Birmingham, wo Dutzende Personen
       Geschäfte angriffen. In Liverpool und Bristol kam es zu Zusammenstößen mit
       der Polizei. Im Londoner Stadtteil Hackney attackierten hunderte
       Jugendliche Geschäfte und zündeten Autos an. Plünderer erbeuteten Alkohol,
       Zigaretten, Süßigkeiten und Toilettenpapier. "Das ist der Aufstand der
       Arbeiterklasse. Wir verteilen den Wohlstand um", sagte der 28-jährige Bryan
       Phillips, der sich selbst als Anarchist bezeichnet.
       
       Die Polizei sagte, dass 334 Personen festgenommen wurden. Gegen 69 sei
       Anklage erhoben worden, hieß es weiter. Erst gegen Morgen schien sich die
       Lage nach Aussage der Polizei wieder zu beruhigen. Der Londoner Notdienst
       berichtete, dass er 16 Personen behandelt habe, von denen 15 ins
       Krankenhaus eingeliefert worden seien.
       
       ## SMS, Instant Messenger, Twitter
       
       Wie andernorts auch, werden in Großbritannien Dienste wie SMS, Twitter und
       zum Beispiel auch Blackberry Messenger [1][genutzt], um sich zu
       koordinieren. netzpolitik.org [2][berichtete], dass der
       Blackberry-Hersteller RIM angekündigt habe, Nutzer "auszuliefern". RIM habe
       getwittert, man werde die Behörden unterstützen, wo es möglich wäre, ist
       auf The Register [3][zu lesen].
       
       Angesichts der zahlreichen Brände, die die Feuerwehr bekämpfen musste,
       warnte der Versorger Thames Water, dass einige seiner Kunden mit einem
       niedrigeren Wasserdruck rechnen müssten.
       
       Aufgrund der weiterhin schweren Ausschreitungen in London hat die Polizei
       die Fußballclubs in der Stadt aufgefordert, ihre Spiele zu verschieben.
       Grund sei der Bedarf der Polizeikräfte an anderer Stelle, berichtete der
       betroffene Verein West Ham, der am Dienstag gegen Aldershot spielen sollte.
       Auch der Fußballclub Charlton im Süden Londons teilte mit, sein Spiel gegen
       Reading sei aus "Sicherheitsgründen" abgesagt worden. Auf der Kippe steht
       nun möglicherweise auch das Freundschaftsspiel der englischen
       Nationalmannschaft gegen die Niederlande. Die Begegnung sollte am Mittwoch
       im Wembley Stadion stattfinden.
       
       Das Internationale Olympische Komitee (IOC) teilte mit, es habe Vertrauen
       in die britischen Behörden. London ist im nächsten Jahr Gastgeber der
       Spiele. "Sicherheit bei den Olympischen Spielen hat eine hohe Priorität für
       das IOC", sagte Sprecher Mark Adams.
       
       9 Aug 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://techland.time.com/2011/08/08/tottenham-protesters-used-twitter-blackberry-messenger-to-mobilize-riots/
 (DIR) [2] http://netzpolitik.org/2011/blackberry-kundigt-an-londoner-plunderer-auszuliefern/
 (DIR) [3] http://www.theregister.co.uk/2011/08/08/blackberry_riots/
       
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