# taz.de -- Kommentar Syrien: Die UNO darf nicht länger zögern
       
       > Das schleichende Massaker an der Bevölkerung in Syrien ist ein Alarmruf
       > an die internationale Gemeinschaft. Sie muss aktiv werden und
       > militärische Gewalt ernsthaft androhen.
       
       Alle Appelle sind nutzlos. Das syrische Regime tötet weiter, ungehemmt und
       ungehindert. Niemand ist vor der Brutalität des Assad-Clans sicher. Das ist
       die Botschaft, die mit dem Mord an dem syrisch-kurdischen
       Oppositionspolitiker Maschaal Timo der Nation und der Welt vermittelt
       werden soll.
       
       Gegen dieses blutige Fanal ist die Besetzung syrischer Vertretungen in
       Berlin, Hamburg und Genf ein legitimer symbolischer Akt des Widerstands. Er
       soll zeigen, dass das Regime angreifbar ist - und von der internationalen
       Gemeinschaft endlich angegriffen werden muss.
       
       Doch keine Macht der Welt scheint bislang willens oder in der Lage, sich
       der regierenden Verbrecherbande in Damaskus tatsächlich in den Weg zu
       stellen. Seit mehr als einem halben Jahr demonstrieren die Menschen in
       Syrien für ihre Freiheit und zahlen dafür einen hohen Preis. Mehr als 3.000
       Tote hat die Opposition bislang zu beklagen. Im Falle des Anschlags auf die
       Twin Towers in New York hat eine vergleichbare Zahl von Toten zwei Kriege
       ausgelöst und zwei Regime zum Einsturz gebracht.
       
       Das schleichende Massaker an der Bevölkerung in Syrien ist ein Alarmruf an
       die internationale Gemeinschaft. Bislang konnte diese sich nicht auf ein
       gemeinsames Vorgehen gegen das mörderische Regime einigen. Wenn Russland
       und China im UN-Sicherheitsrat weiterhin jede Aktion gegen Damaskus
       blockieren, dann muss die übrige Welt eben ohne diese Staaten und ohne eine
       Resolution des Sicherheitsrats handeln. Die rechtlichen Möglichkeiten dazu
       sind vorhanden.
       
       Bislang scheiterte ein Eingreifen an der strategischen Lage Syriens, die
       für das nahöstliche Stabilitätsgefüge als fundamental gilt. Doch ein wild
       um sich schlagendes Regime, das in den Grundfesten erschüttert ist, kann
       selbst auf kurze Dauer keine Stabilität mehr garantieren.
       
       In kleinen Dosierungen haben die EU, die USA und andere Staaten Sanktionen
       gegen Partei, Militär und einzelne Regierungsmitglieder in Syrien verhängt.
       Sie wurden nur zögerlich umgesetzt, wirken können sie ohnehin nur sehr
       langsam. Der Schutz der syrischen Bevölkerung vor dem eigenen Regime
       verlangt energischere Schritte.
       
       Dazu gehört letzten Endes auch die Androhung militärischer Gewalt. Und die
       Anerkennung des syrischen Nationalrats als legitime Vertretung des Volkes.
       Die Außenminister der EU könnten beim Treffen am Montag ein Zeichen setzen
       - ähnlich wie die Botschaftsbesetzer am Sonntag.
       
       9 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Georg Baltissen
       
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