# taz.de -- Umschwenken in der Klimaforschung: Waldbrände als Folge des Klimawandels
       
       > Potsdamer Forscher gehen davon aus, dass die Hitzewelle, die 2010 zu
       > verheerenden Waldbränden in Russland geführt hat, auf den Klimawandel
       > zurückzuführen ist.
       
 (IMG) Bild: Das verheerende Feuer von 2010 zerstörte um südlich von Moskau große Waldflächen.
       
       BERLIN taz | Die Diskussion folgt auf jede große Flut, jede Hitzewelle und
       jeden Tornado: Ist ein extremes Wetterereignis Folge des Klimawandels oder
       natürlichen Ursprungs? Das [1][Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
       (PIK]) will die Frage für die Hitzewelle im vergangenen Jahr in Russland
       beantwortet haben.
       
       Im Fachmagazin [2][Proceedings of the National Academy of Sciences]
       (PNAS)[3][][4][schreiben die Forscher], man könne mit einer
       Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent vom Klimawandel als Ursache ausgehen.
       Damit widersprechen sie einer früheren Studie der amerikanischen
       [5][Wetter- und Ozeanbehörde NOAA], die die Hitzewelle auf natürliche
       Wetterschwankungen zurückführt.
       
       In Folge der Hitzewelle im Sommer 2010 brannten in der Region Moskau viele
       Wälder und Torfvorkommen mehrere Wochen, etwa 50 Menschen starben.
       
       Durch Untersuchungen der Temperaturen an der Ozeanoberfläche und
       Entwicklungen des arktischen Meereises kamen Wissenschaftler der NOAA im
       März zu dem Schluss, dass die Hitzewelle mit natürlichen Schwankungen
       atmosphärischer Prozesse zu erklären sei.
       
       „Wir haben im Gegensatz zum NOAA nicht versucht, die Hitzewelle auf
       bestimmte physikalische Effekte zurückzuführen“, erklärt der Potsdamer
       Studienautor Stefan Rahmstorf gegenüber der taz.
       
       ## Nur langfristige Trends?
       
       „Wir untersuchen vielmehr generell die statistische Häufung von Hitzewellen
       aufgrund der globalen Erwärmung.“ Die Forscher haben eine deutliche Häufung
       von Hitzewellen in den vergangenen Jahren festgestellt. Gleichzeitig nimmt
       die Zahl extremer Kälteereignisse jedoch nur geringfügig ab.
       
       Lange Zeit galt die Devise, man könne beim Klimawandel nur über
       langfristige Trends Auskunft geben - ob ein spezielles Wetterereignis nun
       Folge des Klimawandels sei, das sei im Einzelnen nicht feststellbar.
       
       Doch diese Ansicht bröckelt zunehmend, eine Diskussion hierüber entbrannte
       in der [6][Septemberausgabe der Fachzeitschrift] [7][Nature]. Das
       Wissenschaftsmagazin berichtete über eine Gruppe britischer und
       US-amerikanischer Forscher, die sich unter dem Namen [8][“Attribution of
       Climate Events“ (ACE)] zusammengeschlossen haben und die Forschung in
       diesem Bereich vorantreiben wollen.
       
       Peter Stott von der [9][britischen Wetterbehörde MET Office] stellte die
       Initiative auf einer gerade stattfindenden Tagung in Denver vor. Stott
       hofft, dass künftig unmittelbar nach dem Eintreten vom Wetterereignissen
       Aussagen getroffen werden können, inwieweit diese auf den Klimawandel
       zurückzuführen sind.
       
       Nature-Autor Quirin Schiermeier kann sich vorstellen, dass die Ergebnisse
       dann gleich im Zusammenhang mit dem Wetterbericht verkündet werden können.
       Stott geht davon aus, dass die Zuordnung bei Hitzewellen vergleichsweise
       einfach sei. Deutlich schwieriger sei dies bei Flutkatastrophen und Dürren,
       nahezu unmöglich bei Wirbelstürmen.
       
       27 Oct 2011
       
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 (DIR) [5] http://www.noaa.gov/
 (DIR) [6] http://www.nature.com/news/2011/110907/full/477148a.html
 (DIR) [7] http://www.nature.com/news/2011/110907/full/477148a.html
 (DIR) [8] http://www.cgd.ucar.edu/cas/ace/
 (DIR) [9] http://www.metoffice.gov.uk/
       
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