# taz.de -- Bloggerin in Syrien: Vorerst wieder frei
       
       > Razan Ghazzawi, feministische Menschenrechtsaktivistin und Bloggerin in
       > Syrien, kommt nach 15 Tagen Haft frei. Die Vorwürfe bleiben vorerst
       > bestehen.
       
 (IMG) Bild: Streitbare Bloggerin: Razan Ghazzawi.
       
       Es gibt derzeit wenig gute Nachrichten aus Syrien. Umso mehr feierte die
       Aktivisten- und Bloggerszene am Sonntag: Razan Ghazzawi, feministische
       Menschenrechtsaktivistin und Bloggerin, kam nach 15 Tagen Haft gegen eine
       Kaution von rund 1.000 US-Dollar zumindest vorübergehend frei.
       
       Die Vorwürfe - Gründung einer Organisation mit dem Ziel, die Einheit des
       Staates zu zerstören, und Versuch, religiöse Zusammenstöße zu provozieren -
       bleiben vorerst bestehen. Sollte sie verurteilt werden, drohen ihr bis zu
       15 Jahre Haft.
       
       Ghazzawi gehört zur gut vernetzten und sehr aktiven Bloggergemeinde der
       arabischen Länder, reiste viel und verbrachte 2011 mehrere Monate in Kairo.
       2009 hat sie begonnen, auf ihrem Blog Razaniyyat über feministische und
       Menschenrechtsthemen zu schreiben - von Anfang an unter ihrem richtigen
       Namen.
       
       Dass sie auch offen über Homosexualität schrieb, bereute sie später, mit
       Freunden hatte sie sich darüber verworfen, zu tabu sei das Thema, zu schwer
       sei es, aufkommende Missverständnisse wieder auszuräumen. Seit im März die
       Revolution in Syrien ausbrach, widmete sie sich intensiv politischen
       Themen, kritisierte aufkommenden Nationalismus, setzte sich immer wieder
       für inhaftierte Aktivisten ein.
       
       Ihr letzter Blogeintrag galt ihrem Kollegen und Freund, dem Blogger Hussein
       Ghrer, als dieser nach 37 Tagen Haft freikam. Doch mit ihrer scharfen
       Kritik an Baschar Assads Politik geriet sie selbst zunehmend in Gefahr.
       
       Am 4. Dezember wurde Ghazzawi an der Grenze zu Jordanien festgenommen - auf
       dem Weg zu einer Konferenz über Pressefreiheit in Amman. Konferenzen hat
       die zierliche, streitbare Frau viele besucht in den letzten Monaten, und
       mit ihrem guten Englisch gehörte sie den bevorzugten Gästen westlicher
       NGOs.
       
       Mit dieser Rolle hat sie zuletzt gehadert. "Der sogenannte arabische
       Frühling macht viele NGOs reich", schrieb sie im Oktober in ihrem Blog. Sie
       müssten sich jetzt alle plötzlich in der Region einbringen und stürzten
       sich bevorzugt auf die Blogger. Aber die Rolle der Blogger werde
       überschätzt. "Das Thema ,Soziale Medien und Revolution' ist eine der
       bescheuertsten Erfindungen von Experten, die keine Ahnung haben."
       
       19 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Juliane Schumacher
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Anhaltende Gewalt: Beobachter auf dem Weg nach Syrien
       
       Ein Team der Arabischen Liga soll eine Beobachtermission in Syrien
       vorbereiten. Doch ob Assad einen wirklichen Einblick gewährt, ist ungewiss.
       Die USA fordern erneut den Rücktritt des Machthabers.
       
 (DIR) 200 Tote bei Kämpfen in Syrien: Ansturm der Armee
       
       In der nördlichen Provinz Idlib eskalieren die Gefechte zwischen Armee und
       Deserteuren. 3.000 Kämpfer der Freien Armee Syriens sollen sich dorthin
       zurückgezogen haben.
       
 (DIR) Kommentar Syrien: Nun droht der Bürgerkrieg
       
       Selbst wenn die Hauptstadt von den Auseinandersetzungen bisher verschont
       blieb, dürfte es um Assad einsam geworden sein. Jeden Tag wird seine Lage
       auswegloser.
       
 (DIR) Aufstand in Syrien: Mehr als 100 Tote an einem Tag
       
       Syrien hat zugestimmt, am Donnerstag Beobachter ins Land zu lassen.
       Gleichzeitig geht die Gewalt weiter. Allein in der Provinz Idleb sollen 111
       Menschen von Soldaten getötet worden sein.
       
 (DIR) Syrische Deserteure getötet: Hinhaltetaktik der Regierung
       
       Die syrische Regierung hat zwar den Vertrag für eine Beobachtermission
       unterschrieben. Das Töten durch das Militär geht jedoch weiter.
       
 (DIR) Regierung unterzeichnet Abkommen: Arabische Beobachtermission für Syrien
       
       Die Regierung in Damaskus hat der Entsendung von Beobachtern zugestimmt.
       Sie sollen einen Plan überwachen, der die Gewalt im Lande beendet.
       
 (DIR) UN-Sicherheitsrat zu Syrien: Minimale Bewegung
       
       Erstmals machen Russland und China einen Vorschlag zu einer UN-Resolution
       gegen Assad. Aber es steht nichts drin, kritisieren Deutschland und die
       USA.
       
 (DIR) Berichterstattung aus der Ferne: "Hi. Einer meiner Freunde ist tot"
       
       Das syrische Regime setzt auf Waffengewalt, Aufständische kämpfen im Netz
       um Aufmerksamkeit. Wie können Journalisten da den Überblick behalten?
       
 (DIR) Syrische Flüchtlinge in der Türkei: "Revolution ohne Waffengewalt"
       
       Syrische Flüchtlinge in der Türkei befürchten einen Bürgerkrieg in ihrem
       Land. Das Assad-Regime nennt sie "Terroristen" und macht die Grenze zum
       Nachbarland dicht.
       
 (DIR) Aufstand in Syrien: Der Befehlsverweigerer
       
       Vor ihm die Demonstranten, neben ihm die Soldaten. Dann der Schießbefehl.
       Der Colonel brüllt. Doch Abdallah schießt nicht, sondern flieht auf seinem
       Roller.