# taz.de -- Festnahmewelle in der Türkei: Neuer Rückschlag für die Pressefreiheit
       
       > Am Mittwoch wurden mindestens 25 JournalistInnen in der Türkei verhaftet.
       > Derzeit sitzen dutzende JournalistInnen in Haft - die Pressefreiheit ist
       > stark gefährdet.
       
 (IMG) Bild: Fotoreporter Mustafa Özer bei seiner Verhaftung.
       
       ISTANBUL rtr/taz | Am Mittwoch ist es in der Türkei landesweit zu
       neuerlichen Verhaftungen von JournalistInnen gekommen. Den 25
       JournalistInnen wird vorgeworfen, Propaganda für die Union kurdischer
       Gemeinschaften (KCK) gemacht zu haben. Im Rahmen der Festnahmen wurden nach
       Angaben der Menschenrechtsgruppe Bianet auch Computer beschlagnahmt.
       
       Unter den Festgenommenen sind JournalistInnen der Tageszeitungen Bir Gün,
       Evrensel, Vatan, Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen DIHA und ETHA sowie
       ein Fotograf der französischen Nachrichtenagentur Agence France Press. Nach
       Angaben von Bir Gün kam es am Mittwoch in Istanbul und Ankara zu Protesten
       von hunderten JournalistInnen, die für die Freilassung ihrer KollegInnen
       und Pressefreiheit demonstrierten.
       
       Während Evrensel die Festnahmen als einen Eingriff in die Presse- und
       Meinungsfreiheit sieht und die Namen der inhaftierten JournalistInnen auf
       ihrer Website veröffentlichte, sprach die Tageszeitung Star davon, dass es
       sich bei den festgenommenen JournalistInnen um TerroristInnen handelt, die
       in den Kandil-Bergen eine terroristische Ausbildung erhalten hätten.
       
       Star gehört wie auch die großen Tageszeitungen Sabah, Vakit und Zaman zur
       "Yandas Medya" (Anhänger Medien), die für ihre regierungsnahe
       Berichterstattung bekannt ist.
       
       Zaman behauptet, dass es sich bei Kenan Kırkaya, einem Mitarbeiter der
       Nachrichtenagentur DIHA, um einen mutmaßlichen Molotow-Cocktail-Werfer
       handelt und dieser nicht wegen seiner journalistischen Arbeit verhaftet
       worden sei. Unbeantwortet bleibt die Frage, auf welche Quellen sich die
       Behauptungen der Zeitung stützen und auch ob es sich bei den drei weiteren
       verhafteten Mitarbeitern der Nachrichtenagentur ebenfalls um
       Molotow-Cocktail-Werfer handelt.
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Jahr mit dem Vorwurf der
       Unterstützung einer terroristischen Vereinigung Journalisten und andere
       Intellektuelle in der Türkei verhaftet werden. Im März diesen Jahres wurden
       die bekannten Journalisten Ahmet Sik und Nedim Sener verhaftet. Ihnen wird
       vorgeworfen, einen Putsch gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep
       Tayyip Erdogan vorbereitet zu haben.
       
       Im April hatte das internationale Presseinstitut IPI der türkischen
       Regierung vorgeworfen, kritische Journalisten mit juristischen Mitteln wie
       den Anti-Terror-Gesetzen mundtot zu machen. Die Angaben zu den inhaftierten
       Journalisten gehen auseinander. Dem Menschenrechtsverein IHD zufolge
       befinden sich in der Türkei zurzeit mindestens 71 JournalistInnen in Haft,
       indessen spricht die OSZE von 57 inhaftierten JournalistInnen. Zudem seien
       700 bis 1000 Verfahren offen, die zur Verhaftung führen könnten.
       
       22 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sevilay Karaduman
       
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