# taz.de -- CO2-Ausstoß sinkt deutschlandweit: Wetter schönt CO2-Bilanz
       
       > Die CO2-Emissionen sind 2011 gesunken – aber nur wegen des milden
       > Winters. Die Klima-Ziele 2020 werden ohne weitere Maßnahmen verfehlt,
       > warnt ein Regierungsberater.
       
 (IMG) Bild: Jetzt raucht's: Kohlekraftwerk in Gelsenkirchen.
       
       BERLIN taz | Die gesamten CO2-Emissionen in Deutschland sind nach ersten
       Schätzungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2010 um 2,3 Prozent
       gesunken. Das berichtet Hans-Joachim Ziesing, Vorsitzender der
       Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen.
       
       Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 waren die Emissionen 2010 noch
       deutlich gestiegen. Der aktuelle Rückgang um rund 18 Millionen Tonnen sei
       allerdings nicht auf Klimaschutzmaßnahmen zurückzuführen, sondern auf das
       milde Wetter. Das habe dazu geführt, dass der Primärenergieverbrauch 2011
       um 5,3 Prozent sank. Dieser Effekt kam trotz eines dreiprozentigen
       Wirtschaftswachstums im gleichen Zeitraum zustande, so der von der
       Bundesregierung mit der Überwachung der Energiewende beauftragte Ziesing in
       der Fachzeitschrift [1][Energiewirtschaftliche Tagesfragen] weiter.
       
       Temperaturbereinigt seien die CO2-Emissionen aber erneut gestiegen. Rechne
       man den geringeren Energieverbrauch durch den milden Winter heraus, seien
       die Emissionen um 9,3 Millionen Tonnen (1,2 Prozent) gestiegen - unter
       anderem wegen des verstärkten Einsatzes von Braunkohle zur Stromerzeugung.
       
       Deutschland will seine Treibhausgas-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu
       1990 um 40 Prozent reduzieren. Bisher ist ein Rückgang um 23 Prozent
       erreicht worden - wobei aber die Stilllegung der DDR-Industrie eine
       wichtige Rolle gespielt hat.
       
       Um das Ziel noch zu erreichen, müssten die Emissionen in den nächsten acht
       Jahren jeweils um rund 20 Millionen Tonnen sinken - und damit fast doppelt
       so schnell wie im Schnitt der letzten zehn Jahre. Ohne zusätliche Maßnahmen
       werde das Ziel verfehlt, sagte Ziesing der taz. „Die Bundesregierung darf
       nicht weiter zögern, sondern muss alles, was geplant war, auch tatsächlich
       umsetzen.“
       
       ## Kein Grund zur Sorge
       
       Das Umweltministerium räumt ein, dass die bisher beschlossenen Gesetze
       nicht ausreichen, sieht aber keinen Grund zur Sorge. Man sei „auf dem Pfad
       der Zielerreichung“, sagte Ministeriumssprecher Jürgen Maaß auf
       taz-Anfrage.
       
       Die Regierung geht davon aus, dass mit den bisherigen Beschlüssen bis 2020
       eine CO2-Minderung von 35 Prozent erreicht würde, sagte Maaß. Zusammen mit
       den geplanten Maßnahmen zur Gebäudesanierung und Effizienzsteigerung sowie
       durch Verschärfungen beim Emissionshandel seien die angestrebten 40 Prozent
       erreichbar.
       
       Umweltorganisationen und Oppositionsparteien drängten die Regierung zu
       schnellerem Handeln. „Die Energiewende muss deutlich beschleunigt werden“,
       sagte BUND-Experte Torben Becker. Die umweltpolitische Sprecherin der
       Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, forderte, Deutschland müsse die
       Blockade der EU-Effizienzrichtlinie aufgeben.
       
       11 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://http//www.et-energie-online.de/
       
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 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
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