# taz.de -- Solarfirma schließt deutsche Standorte: Die nächste Sonnenfinsternis
       
       > Das US-Unternehmen First Solar schließt seine deutschen Standorte. Neuer
       > Höhepunkt der Krise in der Fotovoltaikindustrie. Politiker fordern, die
       > heimische Industrie zu stützen.
       
 (IMG) Bild: „Was kriegt der Mensch von seiner Arbeit und Mühe seines Herzens, die er hat unter der Sonne?“ Prediger 2, 22
       
       BERLIN taz | Das Solarunternehmen First Solar wird seine Produktion in
       Deutschland im vierten Quartal aufgeben. Wie der US-Konzern mitteilte, sind
       1.200 Mitarbeiter in Frankfurt (Oder) sowie 150 in Mainz betroffen. „Wir
       bemühen uns, die Auswirkungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
       so weit wie möglich abzufedern“, sagte der Leiter des Werkes in Frankfurt,
       Burghard von Westerholt.
       
       Mit dem Rückzug eines der größten Solarunternehmens der Welt erreicht die
       Krise der Fotovoltaikindustrie nicht nur in Deutschland einen neuen
       Höhepunkt. Weltweit leidet die Branche unter einem brutalen
       Konkurrenzkampf, First Solar schließt auch vier Produktionslinien in
       Malaysia auf unbestimmte Zeit. In Deutschland haben in diesem Jahr bereits
       mehrere Unternehmen Insolvenz angemeldet, unter anderem der einstige
       Branchenstar Q-Cells.
       
       First Solar begründete seine Entscheidung als Folge politischer
       Entscheidungen und spricht von einer „drastisch veränderten Marktsituation
       in Europa“: Spanien hat seine Vergütung für Solarstrom abgeschafft,
       Deutschland massiv gesenkt und für große Anlagen auf Freiflächen ganz
       gestrichen – ein wichtiges Geschäftsfeld von First Solar. Beide Länder
       bildeten zudem die wichtigsten Märkte des Unternehmens.
       
       Bereits seit Ende Februar gab es in Frankfurt Kurzarbeit, die Beschäftigten
       waren noch im März nach Berlin gefahren, um vor dem Brandenburger Tor gegen
       die Politik der Bundesregierung und für einen Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu
       demonstrieren.
       
       ## Subventionen der Konkurrenz kontern
       
       Unterdessen kursieren Modelle, nach italienischem Vorbild die deutsche
       Solarförderung umzubauen und so heimische Hersteller zu schützen. Momentan
       bekommt, wer in Deutschland eine Solaranlage betreibt, für den ins Netz
       eingespeisten Strom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen
       staatlich garantierten Preis.
       
       In Italien gibt es eine um 10 Prozent höhere Vergütung, wenn der Strom aus
       Modulen stammt, deren Bauteile zu mindestens 60 Prozent von europäischen
       Firmen stammen. Die Regel soll die Subventionen Chinas an die dortige
       Solarindustrie kontern. Die USA haben chinesische Hersteller im März mit
       Strafzöllen belegt.
       
       „Wir müssen in Deutschland heimische Hersteller nach italienischem Vorbild
       unterstützen. Eine solche Regel könnte in der nächsten Novelle des EEG
       verankert werden“, sagte der thüringische Wirtschaftsminister Matthias
       Machnig (SPD) der taz.
       
       Der Obmann der Unionsfraktion im Umweltausschuss des Bundestages, Josef
       Göppel (CSU), spricht von einer „voll wettbewerbsfähigen Fertigung“ in
       Deutschland. „Wenn der chinesische Staat diese Offensive nicht aufgibt,
       dann bleiben nur Einfuhrzölle oder eine Präferierung europäischer
       Hersteller nach italienischem Vorbild“, sagte er.
       
       In Berlin findet das Modell bisher wenig Anhänger. Im
       Bundesumweltministerium heißt es, man wolle erst mal die jüngsten Kürzungen
       durch den Bundesrat bringen. Die FDP ist strikt gegen eine Regel, die nach
       Protektionismus aussieht.
       
       17 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ingo Arzt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
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