# taz.de -- Reaktionen auf US-Sanktionen: Solarfreunde aus China unter Druck
       
       > Die USA haben Strafzölle gegen chinesische Solarunternehmen verhängt. Die
       > Europäische Union tut sich mit solchen Maßnahmen schwer.
       
 (IMG) Bild: Chinas Solarbauer müssen jetzt mit Strafzöllen der USA leben.
       
       BERLIN taz | Eines der größten deutschen Solarunternehmen erringt einen
       echten Sieg, zumindest aus seiner Sicht: Auf Betreiben der US-Tochter der
       Solarworld AG verhängte das US-Handelsministerium in der vergangenen Woche
       vorläufig Strafzölle gegen chinesische Solarmodulhersteller von bis zu 250
       Prozent.
       
       Ein Modell auch für Europa? Eine adäquate Reaktion auf den Vorwurf von
       Solarworld, China subventioniere illegal seine Solarindustrie?
       
       Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) sollte eigentlich die Interessen
       der Branche vertreten, bleibt aber vage: Man appelliere an die chinesische
       Regierung, die Ursachen von Wettbewerbsverzerrungen rasch zu beseitigen,
       teilte der Verband mit. „In Europa könne eine vergleichbare Klage so
       hoffentlich bereits im Vorfeld vermieden werden.“ Derartige Nichtaussagen
       erzählen einiges über die deutsche Solarbranche, zumindest über die im BSW
       vertretenen Firmen: Es gibt keine einheitliche Position zu Strafzöllen.
       
       ## Gute Beziehungen zu China
       
       Dafür sind zu viele Unternehmen auf gute Beziehungen mit China angewiesen.
       Wacker Chemie etwa liefert Polysilizium für die Branche und produziert auch
       in China. LDK aus China hat wiederum kürzlich ein Drittel des deutschen
       Solarbauers Sunways übernommen.
       
       Die chinesische Yingli ist eine der größten Solarfirmen der Welt und mit
       ihrem deutschen Ableger selbst Mitglied im BSW. Dem Handwerk kann es
       ohnehin egal sein, welche Module auf deutsche Dächer wandern. Das Schweigen
       des Verbandes zeigt auch, wie unterschiedlich deutsche Firmen mit
       Solarstrom Geld verdienen.
       
       Der Bundesrat, der die Solarkürzungen hierzulande vorerst gestoppt hat,
       schlägt einen eigenen Weg vor, chinesische Hersteller zu kontern: Es sollen
       nur noch die Solaranlagen die volle Förderung erhalten, deren Wertschöpfung
       bei der Herstellung zum Teil in Europa hängen bleibt. Die Regel gilt als
       umstritten. Peter Grassmann hält von alldem nichts. Zwischen 1994 und 2001
       führte er Carl Zeiss durch eine schwere Krise und kämpfte ebenfalls mit
       Konkurrenz aus Fernost.
       
       ## Doch der falsche Weg
       
       „Strafzölle und Protektionsmus sind der falsche Weg“, sagt er. „Auch andere
       Industrien hatten solche Phasen durchzustehen, die Medizintechnik
       beispielsweise.“ Dabei seien arbeitsintensive Produktionen ins Ausland
       verlegt worden. Für die deutsche Solarindustrie würde das heißen: von
       billigen Löhnen im Ausland profitieren, dort produzieren und im Inland die
       Einzelteile zu intelligenten Energiesystemen zusammenführen.
       
       Als Beispiel nennt er die Kopplung von Fotovoltaik und Energiespeichern mit
       Biomasse- oder kleinen Gaskraftwerken zu verlässlichen, regenerativen
       Kraftwerken, die wetterunabhängig Strom liefern. Modulhersteller wie
       Solarworld wollen dennoch gegen die vermeintlich illegalen Subventionen in
       China vorgehen.
       
       Sie müssen für eine Beschwerde bei der EU-Kommission mindestens 25 Prozent
       der Produktionskapazität in Europa repräsentieren. Dann will Solarworld,
       wie in den USA, federführend klagen, während die anderen Hersteller aus
       Angst vor Nachteilen auf dem chinesischen Markt wahrscheinlich anonym
       bleiben. Das Erreichen der Quote gilt in Branchenkreisen als sicher. „Falls
       die klagenden Firmen dann noch existieren“, sagt ein Branchenvertreter.
       
       20 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ingo Arzt
       
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