# taz.de -- „Guardian“ will Drittanbieter enttarnen: Wie man die Schnüffler beschnüffelt
       
       > Drittanbieter-Cookies und andere Web-Spione sammeln fleißig Daten über
       > Internetnutzer. Nun will die britische Tageszeitung „Guardian“ die
       > Sammler enttarnen.
       
 (IMG) Bild: Wer weiß alles, welche Seiten angesteuert werden?
       
       BERLIN taz | Als vor mittlerweile [1][fast 18 Jahren] der erste kommerziell
       verkaufte Werbebanner im World Wide Web aufflackerte, war die Reklame im
       Netz noch eine sehr simple Sache: Eine Firma schaltete eine Anzeige und
       hoffte dann, dass sie von möglichst vielen Menschen gesehen wurde.
       Vielleicht gab es noch als kleines Geschenk der Seitenbetreiber eine
       Statistik, wie oft die Anzeige eingeblendet wurde und wie oft die Werbung
       geklickt wurde – viel mehr Daten waren es dann aber auch nicht.
       
       Diese Situation hat sich mittlerweile diametral gewandelt: Das Web in PC-
       und Smartphone-Form ist zur ultimativen Marketingplattform geworden, bei
       der jeder Klick Nutzern zugeordnet werden kann, von dem Reklamefirmen immer
       mehr wissen. Sogenannte Targeted Ads schauen zunächst, was ein Mensch über
       mehrere Seiten hinweg gemacht hat und liefern ihm dann passende Reklame,
       die ihn gegebenenfalls über das halbe kommerzielle Web verfolgen.
       
       Einschätzungen, welche Person die Reklame gerade ansieht, wo sie herkommt
       und was sie ungefähr verdient, werden immer genauer. Facebook ist
       schließlich das ultimative Werbeumfeld: Hier lässt sich noch die kleinste
       Vorliebe eines Nutzers verwenden, um gezielte Reklame zu schalten –
       schließlich weiß das soziale Netzwerk von seinen Usern enorm viel, weil die
       es freiwillig eingegeben haben, um schneller Freunde zu finden.
       
       Bei all den Tracking-Maßnahmen, die heute technisch möglich sind, verliert
       man schnell den Überblick – zudem wissen viele Nutzer schlicht nicht, was
       alles machbar ist, wenn es Website-Betreiber, Werbekunden und
       Mediaagenturen nur wollen.
       
       Die britische Qualitätszeitung Guardian hat deshalb nun ein neues Projekt
       gestartet, bei dem Licht ins Dunkel der Online-Reklame-Spione gebracht
       werden soll. Bei „Tracking the Trackers“ sollen dazu Cookies analysiert
       werden, kleine Datenkrümel, die Web-Nutzereinstellungen auf der Festplatte
       festhalten, sich gleichzeitig aber auch prima zum „Targeting“ und anderen
       Schnüffelmaßnahmen zu Marketingzwecken eignen.
       
       Der Guardian arbeitet dazu mit der Mozilla-Stiftung zusammen, bekannt bei
       den Nutzern vor allem für ihren populären Browser Firefox. Für diesen wurde
       auch ein kleines Add-on-Programm entwickelt, das sich [2][„Collusion“
       nennt]. Die Software erlaubt es, das aktuell stattfindende Web-Tracking in
       Echtzeit nachzuvollziehen und grafisch darzustellen.
       
       ## Visualisierung der Drittanbieter-Cookies
       
       Dabei konzentriert sich „Collusion“ auf sogenannte Third-Party-Cookies,
       also Datenkrümel, die nicht nur von der Website ausgelesen werden kann, die
       das Cookie erstmals geschrieben hat, sondern auch von weiteren. Damit ist
       es möglich, Nutzer leichter durch das Web zu verfolgen beziehungsweise
       wiederzuerkennen. (Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, die Funktion
       gegebenenfalls [3][abzuschalten].)
       
       Neben der Visualisierung, die durchaus Aha-Momente bei Vielsurfern
       hervorruft, kann „Collusion“ auch noch gewonnene Daten exportieren. Diese
       können dann beim Guardian hochgeladen werden, damit dieser sie auswerten
       und zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Ziel des Projektes ist es, möglich
       umfangreich zu sammeln, wer wie im Web trackt. Der Guardian verspricht,
       dass „Collusion“ nur anonymisierte Daten exportiert und auch nur diese
       analysiert werden.
       
       Die Zeitung selbst hat unterdessen selbst damit begonnen, [4][ihre
       Cookie-Politik] offenzulegen. Ganz ohne ist die indes auch nicht: So
       erfasst der Guardian beispielsweise mittels Geo-IP-Erkennung die Region,
       aus der ein Nutzer kommt, gibt Daten an soziale Netzwerke weiter, wenn
       Artikel geteilt werden und trackt, wer welche Artikel liest.
       
       18 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.wired.com/thisdayintech/2010/10/1027hotwired-banner-ads/
 (DIR) [2] http://www.guardian.co.uk/technology/2012/apr/13/tracking-the-trackers-guide-cookies
 (DIR) [3] /Verhalten-von-Netznutzern/!88365/
 (DIR) [4] http://www.guardian.co.uk/technology/2012/apr/13/new-law-cookies-affect-internet-browsing
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Cookies
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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