# taz.de -- Verhalten von Netznutzern: Das verflixte Drittanbieter-Cookie
       
       > Mit Datenkrümeln erfassen Werbefirmen das Surfverhalten von
       > Internetnutzern. Sie sollten ausgeschaltet bleiben – doch kaum jemand
       > hält sich daran.
       
 (IMG) Bild: Bewegungen im Netz sollten keine Spuren hinterlassen – tun sie aber.
       
       BERLIN taz | Die Sache war durchaus peinlich: Vergangene Woche [1][musste
       Google einräumen], dass das Unternehmen seit langem sogenannte Tracking
       Cookies auch denjenigen Nutzern untergeschoben hatte, die mit dem Browser
       Safari auf iPhone, iPad oder Desktop-PC surften. Das Apple-Netzwerkzeug
       enthält im Gegensatz zu vielen Konkurrenten eine Standardeinstellung, die
       Datenkrümel, die von dritter Seite kommen, ablehnt.
       
       Google hatte dies mit einem Trick umgangen und entschuldigte sich damit,
       man habe nur Standardfunktionen angemeldeten Nutzer zur Verfügung stellen
       wollen und die Cookies kurze Zeit später wieder gelöscht. Etwas später
       [2][meldete sich dann auch Microsoft] mit dem Hinweis, Google halte sich
       nicht an die P3P-Datenschutztechnik im firmeneigenen Browser IE. Das
       wiederum erklärte Google mit dem Hinweis, das Verfahren sei veraltet.
       
       Für viele Nutzer ist die ganze Diskussion, die neben Google auch zahlreiche
       Vermarkter von Netz-Werbung betrifft, nicht leicht zu verstehen. Da hilft
       es zunächst einmal, zu klären, was die verflixten Drittanbieter-Cookies, um
       die es in der Debatte geht, eigentlich sind.
       
       Zunächst einmal sind Standard-Cookies eine praktische Sache. Sie erlauben
       es einer Website, Einstellungen, die ein Nutzer vorgenommen hat, auf dessen
       Festplatte zu speichern - beispielsweise, dass er eingeloggt ist oder dass
       er sich auf einem Nachrichtenangebot mehr für Sport als für Politik
       interessiert. Standard-Cookies lassen sich nur von derjenigen Website
       auslesen, die sie gesetzt hat.
       
       Drittanbieter-Cookies sind anders: Erlaubt man sie in seinem Browser, kann
       ausführlich erfasst werden, welche Websites vom Nutzer besucht werden. Das
       liegt daran, dass ein solcher Datenkrümel von einer Firma, etwa einem
       werbetreibenden Unternehmen, geschrieben werden kann, sich aber auch auf
       anderen Websites auslesen lässt. Erhält man ein Drittanbieter-Cookie bei
       Nachrichtenseite X, kann es potenziell auch auf dem Webshop Y wieder
       ausgelesen werden - vom Werbetreibenden, der es geschrieben hat.
       
       ## Cookies im Browser abdrehen
       
       Eigentlich sollten Drittanbieter-Cookies aus diesem Grund laut dem
       [3][Webstandard RFC 2965] grundsätzlich ausgeschaltet sein. Doch genau
       daran halten sich diverse populäre Browser wie Firefox, Google Chrome oder
       Internet Explorer nicht. Diesen reicht es, wenn es auf der Seite
       Datenschutzbedingungen in einem Standardformat gibt. Nur Apples Safari
       blockiert Drittanbieter-Cookies sowohl in seiner Desktop- als auch
       Mobil-Version.
       
       Das wiederum stört die Marketingindustrie schon seit langem - insbesondere
       auch deshalb, weil iPhone- und iPad-Nutzer als kaufkräftige Zielgruppe
       gelten, bei denen sich eine Profilbildung via Cookie lohnen würde.
       Problematisch ist nur, dass Apples standardmäßig aktivierte Sperre
       ("Cookies blockieren von Dritten und Werbeanbietern") sich [4][mit einem
       technischen Trick] umgehen lässt, der in der Szene seit 2010 bekannt ist.
       Diese Maßnahme wurde nun offenbar von Google angewendet - und dürfte auch
       weiterhin Werbetreibenden helfen, bis Apple Safari entsprechend
       nachbessert.
       
       Aus Nutzersicht heißt dies, dass man zu anderen Methoden greifen muss –
       beispielsweise mit einem sogenannten [5][Privacy Proxy], der Werbeanzeigen
       filtert, so dass sie gar nicht erst auftauchen. Eine Möglichkeit ist auch
       ein Werbeblocker, der als Safari-Erweiterung installiert wird. Nutzer
       anderer Browser sollten darauf achten, Drittanbieter-Cookies generell
       abzudrehen. Dies ist über die Cookie-Einstellungen möglich.
       
       Einen Komfortverlust hat man dadurch eigentlich nicht - es gibt nur einige
       Anwendungen wie das Kommentarsystem Disqus, die danach nicht mehr
       funktionieren wollen, weil sie von einem anderen Server aus eingebaut
       werden und trotzdem einen Datenkrümel schreiben möchten. Ansonsten bleibt
       es hilfreich, sich zu informieren, wie ernst es eine Website mit ihren
       Datenschutzbedingungen nimmt. Dienste wie [6][Privacy Choice] vergeben
       hierfür Punkte.
       
       24 Feb 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Googles-Daten-Attacke-auf-Safari/!87984/
 (DIR) [2] /Streit-um-Datenschutz-bei-Internet-Explorer/!88131/
 (DIR) [3] http://tools.ietf.org/html/rfc2965
 (DIR) [4] http://anantgarg.com/2010/02/18/cross-domain-cookies-in-safari/
 (DIR) [5] http://www.privoxy.org/
 (DIR) [6] http://www.privacychoice.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
 (DIR) Datenschutz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mehr Tracking im Netz: Den Nutzern auf den Fersen
       
       Die Zahl der Cookies, mit denen Websites ihre Nutzer ausspähen, ist stark
       gestiegen. Wie sehr, zeigt der „Privacy Census“ der Uni Berkeley.
       
 (DIR) Sicherheit bei Smartphone-Programmen: Verkauf von persönlichen Daten
       
       Etliche Smartphone-Apps haben gravierende Datenschutz- und
       Sicherheitslücken, sagt Stiftung Warentest. Sie übertragen unverschlüsselte
       Daten und spähen Adressbücher aus.
       
 (DIR) Anti-Tracking-Möglichkeiten im Netz: Riesiger Schatten, halb Bär, halb Hund
       
       Wie findet man heraus, mit welchem Dienst man am besten Tracking
       verhindert? Ein Selbstversuch in ungezählten Akten. Aber es gibt ein
       Ergebnis.
       
 (DIR) Zielgruppengenaue Werbung im Netz: „Ziel ist der aufgeklärte Nutzer“
       
       Stephan Noller, Chef der Netz-Werbefirma nugg.ad, spricht über gezielte
       Web-Reklame und deren ethische Grenzen. Wann wird das sogenannte Targeting
       den Nutzern zu viel?
       
 (DIR) Nachverfolgung von Netznutzern: Auch Twitter will beim Surfen zusehen
       
       Nachdem Google und Facebook für ihr Tracking kritisiert wurden, will
       Twitter nun nachziehen. Nutzer sollen aber von vornherein widersprechen
       können.
       
 (DIR) „Guardian“ will Drittanbieter enttarnen: Wie man die Schnüffler beschnüffelt
       
       Drittanbieter-Cookies und andere Web-Spione sammeln fleißig Daten über
       Internetnutzer. Nun will die britische Tageszeitung „Guardian“ die Sammler
       enttarnen.
       
 (DIR) Firefox Version 11: Feuerfuchs wehrt sich gegen Chrome
       
       Der Open-Source-Browser Firefox verliert Marktanteile – ausgerechnet
       gegenüber Googles Browser. Die neue Version 11 bietet kleinere
       Verbesserungen.
       
 (DIR) Anonymität im Netz: Google soll gegen EU-Recht verstoßen
       
       Das US-Unternehmen legt die Datenschutzbestimmungen seiner 70 Dienste
       zusammen und will alle Anwenderdaten unter ein Dach bringen. Kritiker
       warnen, die Firma könne Nutzerprofile erstellen.
       
 (DIR) Obama will mehr Datenschutz: Grundrechte für Internet-Nutzer
       
       Internet-Nutzer in den USA sollen künftig verhindern können, dass
       Unternehmen ihre Spuren sammeln. Obama stellte eine Grundrechte-Charta vor,
       die Gesetz werden soll.
       
 (DIR) Streit um Datenschutz bei Internet Explorer: Seltene Netzkekse
       
       Microsoft wirft Google vor, die Datenschutz-Vorkehrungen beim Internet
       Explorer umgangen zu haben. Google konterte mit dem Vorwurf, der Browser
       setze eine sehr seltene Technik ein.
       
 (DIR) Googles Daten-Attacke auf Safari: Nichts Persönliches
       
       Der Internetkonzern Google hat laut Eigenaussage unabsichtlich die
       Datenschutz-Standards von Apple ausgehebelt. Mit Tracking-Cookies ließ sich
       das Nutzer-Verhalten im Netz nachverfolgen.
       
 (DIR) Verhaltensüberwachung im Internet: In der Cookie-Falle
       
       Wer populäre Websites besucht, bekommt häufig sogenannte Tracking-Cookies
       auf die Festplatte geschrieben. Das können Hunderte sein, warnen
       Datenschützer.