# taz.de -- Kolumne Besser: Idioten gegen Idioten
       
       > Auf wen der Polizeiknüppel auch niedersaust, den falschen kann er nicht
       > treffen. Aber sind Salafisten und „Pro NRW“ wirklich gleichermaßen
       > unappetitlich?
       
       Es gibt weitaus bessere Islamkarikaturen als jene, mit denen die
       Schwachköpfe von „Pro NRW“ in diesen Tagen durch ihr ödes Bundesland touren
       und damit den Zorn einiger zotteliger Volltrottel [1][erregen]. Zum
       Beispiel diese: Ein Verstorbener kommt ins Paradies. Dort wird er von einem
       Engel empfangen, der die versprochenen Jungfrauen mit sich führt. Doch zum
       Entsetzen des Gläubigen handelt es sich bei den Jungfrauen um zwei lüsterne
       Eselsstuten, die ihn gierig-sabbernd erwarten.
       
       Dieser Cartoon gehörte nicht zu den inhaltlich wie zeichnerisch dürftigen
       Mohammed-Karikaturen, die im September 2006 in der dänischen Tageszeitung
       Jyllands-Posten veröffentlicht wurden und einige Monate später weltweit für
       Aufmärsche beleidigter Leberwürste sorgten, sondern erschien ein Jahr
       zuvor. Der Zeichner hieß Erdil Yasaroglu, und gedruckt wurde der Cartoon in
       der türkischen Satirezeitschrift [2][Penguen].
       
       Was dieser Cartoon mit „Pro NRW“ zu tun hat? Nichts. Denn diesen Leuten
       geht es nicht um die Meinungs- und Kunstfreiheit; es geht ihnen auch nicht
       um eine Kritik am Islam. Bei Pro NRW“ versammeln sich lediglich ein paar
       Spießer, denen es nicht mehr reicht, zu kontrollieren, ob ihre Nachbarn den
       Müll ordentlich trennen und die Nachtruhe einhalten, und die ihr Leben
       voller Angst, Langeweile und Ressentiments nun im Verein aufzupeppen
       versuchen.
       
       Was also tun, wenn, wie am Wochenende in Bonn, Idioten gegen Idioten
       demonstrieren und der deutschen Polizei plötzlich die Rolle zuteil wird,
       als Organ der Vernunft dazwischenzustehen? Wie sich verhalten, wenn der
       Polizeiknüppel zum antifaschistischen Instrument wird, der gar nicht den
       Falschen treffen kann, weil jede Rübe die richtige ist? Beide Seiten
       gleichermaßen verurteilen, wie die Regierung von Nordrhein-Westfalen, die
       ein hartes Vorgehen gegen alle Beteiligten [3][angekündigt] hat, aber mit
       ihrem Versuch, das Zeigen von Mohammed-Karikaturen auf Kundgebungen zu
       verbieten am Montag vor Gericht [4][gescheitert] ist? Oder wie der
       Zentralrat der Muslime, der die Gewalt der Salafisten verurteilt und
       zugleich Strafanzeige gegen „Pro NRW“ erstattet hat?
       
       Nein. Denn so unappetitlich die Heinis von „Pro NRW“ auch sind, es ist
       nicht dasselbe, ob man „Abschieben, abschieben!“ ruft und
       religionsfeindliche Karikaturen zeigt oder „Tod den Ungläubigen!“ brüllt
       und sich mit Messern bewaffnet ans Werk macht.
       
       Wenig spricht dafür und viel dagegen, dass es sich bei „Pro NRW“
       tatsächlich um eine rechtsextreme Partei handelt. Bei den anderen, die am
       Samstag ihre Ärsche in den Bonner Himmel streckten, liegen die Dinge schon
       viel klarer. Und vielleicht fühlen sich diese Islamfaschisten demnächst vom
       Christopher Street Day provoziert. Oder vom Gedenken an den Holocaust, den
       es gar nicht gegeben hat und der in Wirklichkeit gerade an den
       Palästinensern verübt wird. Oder irgendwas anderem, das gegen ihre
       Ideologie der Angst und des Ressentiments verstößt, die sie ihre Religion
       nennen.
       
       ***
       
       Besser: Besser man sorgt für bessere Mohammed-Karikaturen, die die
       Islamfaschisten provozieren.
       
       7 May 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Eskalation-zwischen-Salafisten-und-Pro-NRW-/!92841/
 (DIR) [2] http://www.penguen.com/
 (DIR) [3] /Nach-Ausschreitungen-von-Salafisten/!92888/
 (DIR) [4] /Urteil-zu-Mohammed-Karikaturen-Verbot/!92901/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Deniz Yücel
       
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