# taz.de -- UN-Konferenz: Klimaschutz auf dem Trockenen
       
       > Der „Grüne Klimafonds“ für Hilfe im Klimawandel liegt vorerst auf Eis.
       > Statt die Finanzierung zu regeln, wird um Posten gestritten.
       > Umweltschützer kritisieren Verteilung von Geldern.
       
 (IMG) Bild: Das Geld der Klimafonds soll in solche Thermo-Solaranlagen in der Sahara fließen.
       
       BONN taz | Dem Klimaschutz geht das Geld aus. Der mit viel Hoffnung auf den
       Weg gebrachte globale „Grüne Klimafonds“ (GCF) der UNO zur Finanzierung von
       Klimaschutz in armen Ländern steckt im Machtpoker fest.
       
       Bei der UN-Klimakonferenz in Bonn, die noch bis Ende der Woche stattfindet,
       beherrscht die Selbstblockade des GCF die Verhandlungen. Auch bemängeln
       Umweltgruppen, dass die Klimafinanzierung bisher oft nicht an den richtigen
       Stellen ankommt. Das Klimasekretariat UNFCCC leidet unter Sparmaßnahmen und
       weiß nicht, wie es fünf Millionen Euro für die nächste Konferenz auftreiben
       soll. Und in Deutschland haben sich die ab 2013 verfügbaren Mittel etwa
       halbiert.
       
       Der GCF ist auf den Klimakonferenzen 2010 und 2011 beschlossen worden und
       eines der wenigen greifbaren Ergebnisse der UN-Klimaverhandlungen. Er gilt
       der UNO als „Kern des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft in den armen
       Ländern“ und soll eigentlich Anfang 2013 die Arbeit aufnehmen. Dazu wird es
       nicht kommen. Denn die Länder konnten sich bislang nicht über die Besetzung
       des Verwaltungsrats mit 24 Mitgliedern aus allen Weltregionen einigen.
       
       Kurz: Ohne Verwaltungsrat gibt es keine Entscheidung, wie Geld eingesammelt
       und ausgegeben werden soll oder wo das Fonds-Sekretariat angesiedelt wird.
       Die Ländergruppen aus Asien und Lateinamerika fanden bis Mittwoch keine
       Konsenskandidaten.
       
       ## „Überschuss an Enthusiasmus“
       
       Es gebe – anders als sonst bei den Klimaverhandlungen – einen „Überschuss
       an Enthusiasmus“, bemerkte trocken ein Experte. Denn weil der Fonds viel
       Geld verwalten wird, wollen alle „an den Futtertrögen dabei sein“.
       
       Die Blockade passt in die Stimmung bei der Konferenz in Bonn, wo viele
       Ländergruppen versuchen, die Entscheidungen der letzten Klimakonferenz
       zurückzudrehen. In Durban war 2011 ein kleiner Durchbruch erreicht worden,
       weil alle Staaten sich einigten, bis 2015 ein Abkommen zu verhandeln, das
       ab 2020 alle Länder irgendwie zum Klimaschutz verpflichten soll. Dieser
       kleine Aufbruch bleibt derzeit im Streit über die Tagesordnung hängen.
       
       Bei der Finanzierung drängt allerdings die Zeit, denn bis zur nächsten
       Klimakonferenz in Doha im Dezember müssen die Grundlagen des GCF geklärt
       sein. Die Verhandler rechnen damit, dass der Fonds ab 2020 jährlich etwa
       zehn Milliarden Dollar Hilfsgelder verwalten soll, um in armen Ländern
       saubere Energien zu unterstützen, bei Deichbauten zu helfen oder die
       Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen.
       
       ## „Keine Sorge, das Geld fließt schon“
       
       „Die Industrieländer sagen: Keine Sorge, das Geld fließt schon“, meint
       Saleemul Huq vom britischen Entwicklungsinstitut IIED, „aber bisher heißt
       es: null Dollar ab 2013. Und die Gefahr, dass Hilfsgelder doppelt
       angerechnet werden, ist groß.“
       
       Der Fonds soll einen Teil der bisher etwa 25 internationalen Programme zur
       Klimahilfe zusammenführen. Er soll Fehler vermeiden, die in Gutachten von
       Oxfam oder der Heinrich-Böll-Stiftung der bisherigen Praxis angekreidet
       werden: zu wenig Geld für Anpassung der Armen an den Klimawandel, zu viel
       Geld für einige „Lieblinge“ wie Indonesien oder Mexiko, zu wenig Rücksicht
       auf Afrika.
       
       Und woher das Geld kommen soll, ist auch unklar. Deutschland, das etwa zehn
       Prozent der Fondsmittel übernehmen will, leidet derzeit am Preisverfall für
       die Zertifikate im Emissionshandel.
       
       Denn mit diesem Geld sollte der „Energie- und Klimafonds“ der
       Bundesregierung mit insgesamt etwa zehn Milliarden Euro für vier Jahre
       gefüllt werden. Jetzt steht davon, laut Finanzministerium, nur noch etwa
       die Hälfte zur Verfügung.
       
       24 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Entwicklungszusammenarbeit
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
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