# taz.de -- Planspiel zu Klimakonferenz in Berlin: Die theoretischen Optimisten
> Woran scheitern Klimakonferenzen? 33 junge Experten aus aller Welt haben
> eine UN-Konferenz in Berlin simuliert. Sie schlüpften in die Rollen der
> realen Akteure.
(IMG) Bild: Auf den echten jährlichen UN-Klimakonferenzen (hier 2008 in Posen) verhandeln Vertreter aus 195 Ländern.
Müde sind sie – und erschöpft. Die simulierte Klimaverhandlung in Berlin,
die scheinbar unendlichen Diskussionen über jedes Wort und jede Zahl haben
die 33 Teilnehmenden aus aller Welt gezeichnet. Darunter Studenten,
Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen oder Lehrer, die sich im
Bereich Klima engagieren. Zwei Tage lang haben die jungen Nachwuchskräfte
alles gegeben, um die Verhandlung über die CO2-Reduzierung erfolgreich zu
beenden und einen gemeinsamen Vertrag zu ratifizieren.
Lange hat es gedauert, bis die Mitglieder aus Algerien, Bangladesch,
Bolivien, Brasilien, Burkina Faso, China, der EU, Indien, Japan, Südafrika
und den USA überhaupt einen Schritt aufeinander zugingen. Erst abseits des
offiziellen Verhandlungstisches, in informellen Gesprächen, kam schließlich
Bewegung in die Verhandlung.
„Dass die informellen Gespräche eine so große Bedeutung eingenommen haben,
ist durchaus sehr realistisch“, sagt Björn Warkalla von „planpolitik“, der
das Planspiel mit seinem Kollegen Simon Raiser entwickelt hat. Auch dass
die Europäische Union als Vermittler auftrat, entspreche der Realität. „Die
Ergebnisse hingegen sind optimistischer als bei den echten Verhandlungen“,
meint Warkalla, „China etwa hätte sich nicht auf eine absolute
CO2-Reduzierung von 30 Prozent eingelassen“.
Veranstaltet wird die internationale Jugendkonferenz, in der neben dem
Planspiel auch Gespräche mit Experten aus dem Bereich der internationalen
Klimapolitik stattfanden, von der Friedrich-Ebert-Stiftung und deren
Auslandsbüros. „Während des Planspiels schlüpften die Teilnehmer in Rollen,
in denen sie sich von ihren eigenen politischen Positionen entfernen
müssen“, so Rebecca Demars vom Forum Jugend und Politik in Bonn.
## In der Rolle des chinesischen Premiers
So schlüpfte der US-Amerikaner Sebastian Ehreiser in die Rolle des
chinesischen Premierministers Wen Jiabao. Obwohl China eine andere
klimapolitische Strategie verfolge als sein Heimatland, habe der 27-Jährige
schnell in seine Rolle gefunden. „Denn beide Staaten spielen als Global
Player eine entscheidende Rolle in den Verhandlungen“, so Ehreiser.
Anderen Teilnehmern ist der Rollenwechsel schwerer gefallen. Alejandra
Granados Solis etwa, obwohl die Costa-Ricanerin schon viel Erfahrung
mitbrachte und in Zukunft in das Delegationsteam ihres Landes für die
realen Verhandlungen aufgenommen werden soll. In Berlin hingegen musste sie
für die Interessen Indiens kämpfen. „Die Ideen Costa Ricas sind ganz anders
als die Indiens“, sagte sie.
Zwei Monate lang hatte sie sich auf ihre Rolle des indischen
Ministerpräsidenten Manmohan Singh vorbereitet, Statements von ihm
herausgesucht und viel über Indien gelesen. „Ich wollte sein Denken so gut
wie möglich nachvollziehen“, so die 29-Jährige. Auch Sophia Regge aus Köln
fiel es schwer, „die eigenen Denkmuster hinter sich zu lassen und sich in
ganz andere zu begeben“, sagt die Politikwissenschaftlerin, die die
unterschiedlichen Mentalitäten der Teilnehmer schätzen gelernt hat.
„Auch dadurch bekommt man einen Eindruck davon, wie schwierig es ist, sich
zu einigen. Und dabei waren beim Planspiel nur 11 Länder dabei“, sagt
Regge. Real sind es 195. Bis Freitag formulieren die Teilnehmer eigene
Ideen zur Klimapolitik in einer Young Agenda, mit denen sie die
Klimadiplomaten in Doha im November an ihre Verantwortung für die junge
Generation erinnern wollen.
27 Sep 2012
## AUTOREN
(DIR) Susann Eberlein
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
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