# taz.de -- Killer-Drohnen im Auftrag des Präsidenten: Obama entscheidet über die Todesliste
       
       > US-Präsident Barack Obama entscheidet laut „New York Times“ selbst, wer
       > Ziel eines Drohnenangriffes wird. Er wählt angeblich die Todeskandidaten
       > aus einer Vorauswahl der Geheimdienste aus.
       
 (IMG) Bild: Der US-Präsident hat das letzte Wort beim Einsatz der Drohnen.
       
       WASHINGTON afp | US-Präsident Barack Obama überwacht einem Medienbericht
       zufolge persönlich die Auswahl der Ziele für die Drohnenangriffe gegen
       Anhänger von Al-Kaida und anderer Terrorgruppen. Am Ende eines mehrstufigen
       Auswahlprozesses segne Obama ab, welche Verdächtigen auf die "Todesliste"
       kommen, berichtete die New York Times am Mittwoch unter Berufung auf
       ehemalige Berater und Spitzenbeamte.
       
       „Er ist entschlossen, dass er die Entscheidungen für das Ausmaß der
       Operationen trifft“, zitierte die Zeitung Obamas Berater für Nationale
       Sicherheit, Tom Donilon.
       
       Die New York Times beschreibt Einzelheiten des streng geheimes
       Auswahlprozesses, bei dem rund hundert Antiterrorismus-Experten des
       Pentagon Verdächtige vorschlagen, gegen die Drohnenangriffe im Jemen und in
       Somalia ausgeführt werden sollen. In den pakistanischen Stammesgebieten ist
       der US-Auslandsgeheimdienst CIA für die Vorauswahl zuständig.
       
       ## Obama gibt Grünen Licht
       
       Die Informationen werden dem Bericht zufolge dann an den Präsidenten
       weitergeleitet, der für jeden Drohnengangriff in Jemen und in Somalia sowie
       „besonders komplexe und riskante Angriffe“ in Pakistan grünes Licht gebe.
       
       Die New York Times beschreibt den Ablauf der Beratungen Obamas mit seinen
       Antiterrorismus-Experten im Lagezentrum im Weißen Haus, bei denen der
       Präsident Fotos und Kurzbiographien der Verdächtigen studiert, Fragen
       stellt und schließlich über Leben und Tod entscheidet.
       
       Obama hatte zu Beginn seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis erhalten.
       Ungeachtet dessen weitete er im Kampf gegen den Terrorismus die
       US-Drohnenangriffe massiv aus. Ende Januar hatte Obama erstmals öffentlich
       den Einsatz von Drohnen in Pakistan bestätigt und versichert, dass die Zahl
       getöteter Zivilisten niedrig sei.
       
       ## Zivile Opfer
       
       Spitzenbeamte kritisierten in der New York Times jedoch, dass angeblich
       „einstellige“ Zahlen von zivilen Opfern in Pakistan „unrealistisch“ seien.
       So würden alle getöteten Männer, die sich in der Nähe des Ziels des
       Angriffs befunden hätten, automatisch als feindliche Kämpfer eingestuft.
       
       Der New York Times zufolge flogen das US-Militär und die CIA in diesem Jahr
       bereits mindestens 18 Drohnenangriffe in Pakistan, 22 Attacken im Jemen und
       einen Angriff in Somalia.
       
       Erst am Montag waren bei einem US-Drohnenangriff im Nordwesten Pakistans
       nach Angaben pakistanischer Sicherheitskräfte mindestens fünf Aufständische
       ums Leben gekommen.
       
       Die Angriffe sind in der pakistanischen Bevölkerung extrem umstritten,
       werden von der Regierung in Islamabad aber toleriert.
       
       29 May 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Foto-Panne bei Fahndung nach Islamist: Student mit Terrorist verwechselt
       
       In Kenia war das Bild von einem unbescholtenen Stuttgarter Studenten im
       Umlauf. Er wurde mit einem gesuchten Al-Kaida-Terroristen verwechselt.
       
 (DIR) Produkttest Luftüberwachung: Die volle Drohnung
       
       Ob im Kampfeinsatz in Afghanistan, zur Ortung Verschollener oder für
       Forschungszwecke. Wir haben die passende Drohne für jeden Geschmack.
       
 (DIR) Linke diskutiert Drohnen-Tötungen: Enthemmtes Töten per Joystick?
       
       US-Drohnen haben bisher mehr als 2.000 Menschen getötet, obwohl oft wenig
       über die Opfer bekannt war. Im Krieg könne dies aber legitim sein, sagen
       Experten.
       
 (DIR) Kommentar Drohnenkrieg: So viel Macht sollte niemand haben
       
       Barack Obama entscheidet am Schreibtisch über Leben und Tod anderer – und
       das ohne Gerichtsverhandlung. Kein Mensch sollte soviel Macht haben, auch
       ein US-Päsident nicht.
       
 (DIR) Tote bei US-Drohnenangriff: Jagd auf al-Qaidas Nummer zwei
       
       Das Ziel des US-Drohnenangriffs in Pakistan war der Libyer al-Libi. Er soll
       al-Qaidas Vizechef sein. 15 Menschen sollen getötet worden sein. Ob der
       Libyer dabei war, ist ist noch unklar.
       
 (DIR) CIA verhindert Anschlag: Sprengsatz von Al Qaida
       
       Der US-Geheimdienst hat nach Angaben der Regierung ein Anschlag auf ein
       Flugzug vereitelt. Das Ziel war ein Passagierflugzeug auf den Flug in die
       USA.
       
 (DIR) US-Raketenangriff im Südjemen: Al-Qaida-Führer getötet
       
       Fahd al Kuso wird mit mehreren Anschlägen auf das US-Militär in Verbindung
       gebracht. Jetzt ist er offenbar in der jemenitischen Provinz Schabwa von
       einer Rakete getötet worden.
       
 (DIR) US-Drohne tötet Deutschen in Pakistan: Ermitteln oder nicht ermitteln?
       
       Ein deutscher Islamist soll bei einer US-Drohnenattacke gestorben sein. In
       einem ähnlichen Fall prüft die Bundesanwaltschaft seit 2010, ob sie
       ermitteln kann.
       
 (DIR) USA dehnen Drohnen-Anschläge aus: „Signature strikes“ auch im Jemen
       
       Die CIA darf den Drohnenkrieg nun intensivieren: Verdächtige Personen
       können getötet werden, ohne namentlich bekannt zu sein. Menschenrechtler
       sind frustriert.
       
 (DIR) US-Army wird ökologisch: Angriff mit Biodrohnen und Algensprit
       
       Die größte Streitmacht der Welt startet ihre erste mit Algentreibstoff
       betankte Kampfdrohne. Im Sommer rückt die US-Navy mit Ökosprit aus.
       
 (DIR) US-Minister verteidigt gezielte Tötungen: Todesstrafe ohne Richter
       
       Terroristen, die eine Gefahr für die USA darstellen, dürfen laut
       US-Justizminister Eric Holder gezielt getötet werden – selbst dann, wenn es
       sich um US-Bürger handelt.