# taz.de -- Berliner Wohnungsnot: Müller erfüllt seinen Zweck
       
       > Bis November will Senator Michael Müller (SPD) die Zweckentfremdung von
       > Wohnungen verbieten - aber nur in der Innenstadt. Bisherige
       > Ferienwohnungen bleiben bestehen.
       
 (IMG) Bild: Protestcamp gegen steigende Mieten am Kottbusser Tor.
       
       Die Wilhelmstraße gab den Anstoß. Nicht nur 257 der insgesamt 930 Wohnungen
       werden dort als Ferienwohnungen zweckentfremdet. Vor Kurzem gab ein Gericht
       auch dem Eigentümer der Wilhelmstraße 56–59, der BÄR GmbH, recht, der das
       kurz nach der Wende fertig gestellte Gebäudeensemble abreißen und dafür
       hochwertigen Wohnraum neu bauen will.
       
       Beides soll nach dem Willen von Stadtentwicklungssenator Michael Müller
       (SPD) künftig nicht mehr möglich sein. „Bis November soll die
       Zweckentfremdung von Wohnraum verboten sein“, so der Senator.
       
       ## Spekulativer Leerstand
       
       Einen ersten Entwurf für eine so genannte
       Zweckentfremdungsverbotsverordnung hat seine Verwaltung bereits erarbeitet,
       bestätigte Müller am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Berliner
       Zeitung. Demnach sollen künftig sowohl Ferienwohnungen als auch die
       Umwandlung von Wohnraum in Gewerberaum – zum Beispiel in Zahnarztpraxen –
       verboten sein. Auch der spekulative Leerstand und die Vernichtung von
       Wohnraum durch Abriss sollen unter die Verordnung fallen.
       
       Um das Verbot möglichst rechtssicher zu machen, lässt sich Müllers
       Verwaltung allerdings Zeit. „Wir wollen sowohl die Bezirke als auch den Rat
       der Bürgermeister einbeziehen“, erklärte Müller. Erst im November,
       spätestens im Dezember sollen Senat und Abgeordnetenhaus das Gesetz
       verabschieden. Gleichzeitig will der Senat eine Verordnung erlassen, die
       regelt, wo das Zweckentfremdungsverbot gilt.
       
       Die Vorarbeit dazu hat ein Gutachten des Gewos-Instituts geleistet. Demnach
       leiden die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und
       Charlottenburg-Wilmersdorf ganz besonders unter der Umnutzung von Wohnraum
       zu Praxen oder Ferienwohnungen. Da aber auch einzelne Viertel wie
       Prenzlauer Berg betroffen sind, spricht sich Müller gegen eine bezirkliche
       Regelung aus. „Es macht mehr Sinn, einzelne Ortsteile auszuweisen.“
       Bestehende Ferienwohnungen seien aus rechtlichen Gründen vom Verbot
       ausgenommen.
       
       Die Grünen lobten die Initiative als „ersten Schritt“, forderten aber, die
       Regelung auf die gesamte Stadt auszuweisen. „Auch in den Bezirken außerhalb
       des S-Bahn-Rings steigt der Druck auf dem Wohnungsmarkt“, sagt die
       mietenpolitische Sprecherin Katrin Schmidberger.
       
       Ähnlich sieht das die Linke. Deren baupolitische Sprecherin, Katrin
       Lompscher, verlangte, „dass der Senat einen deutlich verbesserten Entwurf
       vorlegt“.
       
       Der Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen BBU erklärte
       hingegen, Berlin brauche weniger ein Verbot der Zweckentfremdung als
       vielmehr Wohnungsneubau. „Die vielleicht 10.000 Ferienwohnungen sind nicht
       viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, so BBU-Vorstandsmitglied
       Maren Kern.
       
       Michael Müller sagte zur Kritik an der Verordnung: „Ich habe keine 20
       Instrumente in der Wohnungspolitik zur Verfügung, sondern nur drei oder
       vier. Und die muss ich nutzen.“
       
       26 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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