# taz.de -- Aufsichtsrat des Berliner Großflughafens: Einer checkt schon aus
       
       > Für Flughafenchef Schwarz endet heute die Reise. Matthias Platzeck (SPD)
       > wird dagegen im Aufsichtsrat zum Chefkontrolleur aufrücken.
       
 (IMG) Bild: Flughafen-Chef Rainer Schwarz soll in der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft am heutigen Mittwoch abgelöst werden.
       
       BERLIN taz | Auf den letzten Drücker gab es noch mal Stress. CDU und FDP im
       Bundestag ließen eine Sondersitzung des Haushaltsausschusses platzen, weil
       der Noch-Chef und der designierte Chef des BER-Aufsichtsrates, Klaus
       Wowereit und Matthias Platzeck, einer Einladung nicht gefolgt waren.
       
       Dennoch sieht es nicht so aus, als ob die Bundesregierung am heutigen
       Mittwoch den Rollentausch im Flughafen-Aufsichtsrat blockieren wird.
       Definitiv gehen soll Geschäftsführer Rainer Schwarz. Umstritten ist
       allerdings seine Abfindung – sein Vertrag läuft bis 2016.
       
       Die Länder Berlin und Brandenburg, denen je 37 Prozent an der
       Flughafengesellschaft gehören, sowie der Bund (26 Prozent) hatten nach der
       vierten Eröffnungsverschiebung des Großflughafens einen personellen
       Neustart vereinbart. Zwar soll zwischenzeitlicher Widerstand von
       Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ausgeräumt sein, dennoch gibt
       es bei Christdemokraten und FDP weiter Kritik am Wechsel an der
       Aufsichtsratsspitze. CDU-Bundesvize Julia Klöckner sagte jetzt: „Da wird
       doch nur der eine Knaller durch den nächsten ersetzt.“
       
       Im Bundestag brachen die CDU- und FDP-Mitglieder des Haushaltsausschusses
       am Dienstagvormittag eine Sondersitzung ab, weil Wowereit und Platzeck
       nicht daran teilnahmen. Berlins Senatssprecher Richard Meng begründete das
       mit anderen Terminen der Politiker, die eine Teilnahme unmöglich gemacht
       hätten. Unter anderem leiteten beide Ministerpräsidenten am Dienstag die
       wöchentlichen Kabinettssitzungen. Matthias Platzeck hatte allerdings auch
       Zeit, nebenher in Neuruppin dem ältesten Brandenburger zum 110. Geburtstag
       zu gratulieren.
       
       ## Absprachen mit dem Bund einhalten
       
       Trotz dieses Vorfalls im Bundestag und der erneuten Kritik an Platzeck
       erwartet Senatssprecher Meng, dass es am heutigen Mittwoch zum Rollentausch
       im Aufsichtsrat kommt. „Ich gehe davon aus, dass Absprachen mit dem Bund
       eingehalten werden“, so Meng auf taz-Anfrage.
       
       Als unumstritten gilt die Ablösung des bisherigen Flughafenchefs Rainer
       Schwarz. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte sich bereits vor
       Monaten dafür stark gemacht, konnte sich aber nicht gegen die ablehnende
       Haltung von Wowereit durchsetzen. Der damalige Technik-Geschäftsführer
       Manfred Körtgen musste bereits gehen, als im Mai 2012 die Eröffnung zum
       dritten Mal verschoben wurde. Als sein Nachfolger kam der Frankfurter
       Flughafenexperte Horst Amann.
       
       Amann nahm am Dienstag den Bundesverkehrsminister gegen Vorwürfe aus der
       SPD in Schutz, er habe schon vor Weihnachten von der am 6. Januar bekannt
       gewordenen vierten Verschiebung gewusst. SPD-Bundeschef Sigmar Gabriel
       hatte der Süddeutschen Zeitung gesagt, Ramsauer habe „allem Anschein nach
       die Öffentlichkeit getäuscht“. Amann erklärte dazu, er habe Ramsauer am 19.
       Dezember „kurz über den damals aktuellen Stand informiert, aber nicht den
       Eröffnungstermin abgesagt“. Dass eine erneute Verschiebung nötig sei, will
       er den Gesellschaftern – also auch Ramsauer – erst am 4. Januar mitgeteilt
       haben.
       
       Am Tag nach der Vertrauensabstimmung im Potsdamer Landtag, bei der sich die
       rot-rote Koalition hinter Platzeck stellte, dokumentierte am Dienstag eine
       Umfrage den großen Rückhalt des Ministerpräsidenten in Brandenburg. In der
       von der SPD in Auftrag gegebenen Studie sprach sich nicht einmal jeder
       fünfte der rund 1.000 Befragten für einen Rücktritt Platzecks aus, wie ihn
       CDU und Grüne fordern.
       
       Bei der Frage nach dem Hauptschuldigen am Schönefelder Deaster nennt rund
       ein Viertel der Brandenburger die vom ausscheidenden Rainer Schwarz
       geführte Flughafengesellschaft. 18 Prozent machen die Baufirmen
       verantwortlich. Für neun Prozent trägt Wowereit die Hauptschuld, für sechs
       die Bundesregierung – und nur für drei Prozent der eigene
       Ministerpräsident.
       
       16 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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