# taz.de -- +++ Ticker zum 1. Mai 2013 +++: Keine Lust auf Action
       
       > Eine blockierte Nazidemo und eine die laufen durfte, zwei revolutionäre
       > Mai-Demos ohne wirkliche Eskalation. Der 1. Mai 2013 war einer der
       > friedlichsten seit Jahren.
       
 (IMG) Bild: Demo in Berlin-Mitte: so weit haben es die Demonstranten in anderen Jahren selten geschafft.
       
       ## 23.45 Uhr: Abschied und Zusammenfassung
       
       Wir machen jetzt Schluss. Wer die üblichen Trunkenheitsscharmützel
       mitkriegen will, geht am besten selbst in Hamburg oder Berlin auf die
       Straße. Oder liest unseren Ticker [1][vom vergangenen Jahr]. Hier noch
       unsere Zusammenfassung vom heutigen Tag:
       
       Der Tag begann in strahlendem Sonnenschein. Berlin-Kreuzberg bereitete sich
       auf ein riesiges Volksfest und diverse Demonstrationen vor. Zur gleichen
       Zeit versuchten in Schöneweide gut 2.000 Menschen einen Aufmarsch der NPD
       zu blockieren – vergeblich. Die Polizei räumte zügig alle Blockaden
       beiseite, darunter auch eine Betonpyramide, wie sie von den Castorprotesten
       im Wendland bekannt sind.
       
       Die Rechtsextremen hatten so die Möglichkeit, Parolen skandierend durch den
       abgeriegelten Stadtteil zu ziehen. Die Gegendemonstrationen verliefen
       friedlich und in größerem Abstand. Die AnwohnerInnen verfolgten das Treiben
       interessiert von Balkonen und Fenstersimsen.
       
       Ganz anders das Bild in Frankfurt am Main, wo es AntifaschistInnen gelang,
       durch eine Gleisblockade am Ostbahnhof den dort geplanten Aufmarsch der NPD
       komplett zu verhindern. Viele der BlockiererInnen mussten daraufhin mehrere
       Stunden in einem Polizeikessel ausharren, den zu verlassen nur nach
       Aufnahme der Personalien möglich war.
       
       Die traditionellen Gewerkschaftsdemonstrationen in Hamburg und Berlin waren
       gut besucht, in Hamburg machte sich dazu ein starker antikapitalistischer
       Block bemerkbar, der unter anderem Funktionärsreden störte. Den radikaleren
       TeilnehmerInnen stieß nach eigenem Bekunden die befriedende Rolle
       sozialpartnerschaftlich orientierter Gewerkschaften unangenehm auf.
       
       Die revolutionären 1. Mai Märsche in Hamburg und Berlin verliefen am Abend
       weitgehend friedlich. In Berlin erreichte die Demo sogar ihr Ziel unter den
       Linden. Das hat in den Jahren zuvor nicht geklappt. Die Polizei hielt sich
       zu Beginn lange fern und zeigte nur wenig Präsenz. Erst als es später in
       enger bebaute Straßen ging, rückten die Beamten näher heran. Bei früheren
       Demonstrationen reichte schon die Anwesenheit der Beamten – und erst recht
       eines Wasserwerfers –, um die Stimmung aufzuheizen, heftige Schmähgesänge
       inklusive. Doch diesmal waren die Demonstranten recht lässig.
       
       Nur ein Carsharing-Auto schmissen einige von ihnen auf die Seite und die
       Scheiben einer Sparkasse wurden eingetreten. Auch in Hamburg erreichte die
       Demo ihr Ziel. Dort eskalierte dann aber die Situation. Die Polizei
       kesselte die Teilnehmerinnen von drei Seiten mit Wasserwerfern ein und
       begann mit diesen zu schießen. Die Polizei gibt an, es seien zuvor Steine,
       Flaschen und Böller auf Beamte geflogen. Sie löste daraufhin die
       Demonstration auf.
       
       Am Abend kam es zu kleinen Scharmützeln in der Hamburger-Schanze und
       Berlin-Kreuzberg. Jugendliche zündelten; Betrunkene hofften, dass etwas
       passiert; Beamte warteten in schwerer Montur, aber der Abend blieb ruhig.
       
       ## 23.25 Uhr: Offener H&M
       
       Berlin/Neukölln. Etwa zwanzig Vermummte stürmen auf den H&M und die
       Santander Bank zu. Sie zerschlagen die Scheiben und rennen sofort weiter.
       Eine Polizeistreife folgt ihnen. Etwa zehn Minuten stehen die Läden offen,
       dann kommen Polizisten und sichern sie.
       
       ## 23.00 Uhr: Neues aus dem „Polizei-Zoo"
       
       Berlin/Kottbusser Tor. Weitläufig umzäunt von einer Baustellenabsperrung
       stehen einige Hundert Polizisten wie auf dem Präsentierteller. Rund um den
       Zaun haben sich Schaulustige versammelt. Sie johlen, grölen und pöbeln.
       Ansonsten gibt es hier nichts zu tun. Die Masse applaudiert einem
       Angetrunkenen, der mit seinem Hund auf die Beamten zuläuft oder einem der
       über den Zaun klettert und seinen blanken Arsch zeigt. Für die Polizei ist
       die Devise der Durchmischung ausgegeben. Hundertschaften rennen durch die
       Masse und trennt die Menschen. Das soll verhindern, dass sich ein Pulk
       bildet. Schaulustige und Beamte kommen sich nah. Es wird gepöbelt. Mehr
       passiert nicht.
       
       ## 22.45 Uhr: Same procedure as every year
       
       Berlin/Kreuzberg. Vorhersehbares Ritual: In der Nähe vom Kottbusser Tor
       versammeln sich wie zu jedem 1. Mai mehrere Hundert Menschen, viele sind
       angetrunken. Einige Polizeihundertschaften laufen in den Straßen hin und
       her. Vereinzelt fliegen Flaschen und Böller. Nichts außergewöhnliches.
       (Bayern hat [2][gewonnen])
       
       ## 22.20 Uhr: Häschen sind spannender als Krawall
       
       Hamburg/Schulterblatt. Es stehen immer noch Polizeigruppen vor der Roten
       Flora. Um die Schanze bewegen sich kleine Gruppen Jugendlicher und
       versuchen, ab und zu einen Mülleimer zu entzünden. Bewegt sich die Polizei,
       dann begleiten sie „haut ab"-Rufe. Mehr Aufmerksamkeit bekommen allerdings
       zwei Junge Männer im Häschenkostüm, die durch die Masse kreisen. (Bayern 3
       - Barcelona 0. Das sieht nach einer sicheren Sache für Bayern aus)
       
       ## 22.16 Uhr: „Fast total friedlich“ sagt Ströbele
       
       Der Grünen-Spitzenpolitiker Hans-Christian Ströbele, sagte: „Die
       Deeskalationsstrategie der Polizei hat einwandfrei funktioniert.“ Das, was
       er gesehen habe, war „fast total friedlich“. (dpa)
       
       ## 22.15 Uhr: Rund 10.000 waren in Berlin unterwegs
       
       Die Polizei schätzt die Zahl der Demonstranten in Berlin auf 9.000. Ein
       Sprecher sagte, es gebe eine insgesamt „eher positive Bilanz“. Die
       Veranstalter hatten von 20.000 Teilnehmern gesprochen. Wir schätzen die die
       Zahl der Demonstranten auch eher bei 10.000 ein. (mit dpa)
       
       ## 22.00 Uhr: Nur die Polizei ist ein wenig unruhig
       
       Unsere Reporter in Berlin und Hamburg melden: „hier ist alles ruhig“. Nur
       in Berlin scheint's auf dem Weg nach Hause ein wenig Aufregung zu geben.
       Zumindest fährt die Polizei mit lautem Tatütata an der taz vorbei. Ob wir
       heute wieder [3][zur Geisterstunde fertig] sind? (Übrigens, Bayern hat ein
       Tor geschossen.)
       
       ## 21.35 Uhr: Alle rasen in die Schanze
       
       Hamburg/Schanzenviertel. Die Wasserwerfer in Richtung Schanze gedüst. Dort
       hat sich auch die Polizei positioniert. An den Zugängen zum Piazza und zum
       Schulterblatt haben sich Polizeiketten aufgestellt. Passieren darf aber
       immer noch jeder. Das ist auch richtig, weil die Region in diesem Jahr
       nicht zum Gefahrengebiet erklärt worden ist. Demnach sind
       verdachtsunabhängige Personenkontrollen nur im Ausnahmefall möglich.
       
       ## 21.28 Uhr: Acht Festnahmen in Hamburg
       
       Hamburg/Rote Flora. Die Polizei beschützt die Haspa, versprengte
       Demonstrantengruppen rennen herum. Bisher gab es acht Festnahmen.
       
       ## 21.25 Uhr: Revolution in Berlin gelungen
       
       Berlin/Mitte. In Berlin ist die revolutionäre 1. Mai Demo an ihrem Ziel
       angekommen. Unter den Linden mit Blick auf das hell illuminierte
       Brandenburger Tor stehen nun Tausende Demonstranten und feiern sich dafür,
       ihr Ziel erreicht zu haben. Das ist ihnen seit Jahren nicht gelungen, weil
       es zuvor immer zu Scharmützeln mit der Polizei kam. In diesem Sinne war die
       Demo wirklich revolutionär.
       
       ## 21.20 Uhr: Als wäre es ein Ostermarsch gewesen
       
       Berlin/Unter den Linden. Die Demonstration löst sich auf, die Teilnehmer
       treten in gesitteter Ordnung den Rückzug an. Während des Demoverlaufs blieb
       es weitgehend friedlich. Zwar warfen einzelne Demonstranten die Scheibe
       einer Sparkasse ein und schmissen ein Auto auf die Seite, doch verglichen
       mit früheren revolutionären 1.-Mai-Demonstrationen war es insgesamt
       geradezu ein Ostermarsch für den Frieden. Die Polizei hatte sich zu Beginn
       lange ferngehalten und zeigte nur wenig Präsenz. Erst als es später in
       enger bebaute Straßen ging, rückten die Beamten näher heran.
       
       Bei früheren Demonstrationen reichte schon die Anwesenheit der Beamten –
       und erst Recht eines Wasserwerfers –, um die Stimmung aufzuheizen, heftige
       Schmähgesänge inklusive. Doch diesmal waren die Demonstranten recht lässig.
       Für die Polizei gab es keinen Grund, härter einzugreifen und die Demo
       aufzulösen – und so hat es der Zug tatsächlich bis zu seinem geplanten Ziel
       nach Mitte geschafft.
       
       ## 21.11 Uhr: Randale in Hamburg
       
       Hamburg/Max-Brauer-Allee. Zirka 500m vom Bahnhof entfernt bewegt sich der
       Lautsprecherwagen der Demo. Die Polizei hat die Demo-Reste abwandern
       lassen. Vor dem Lauti steht aber noch eine rund 30-Mann starke
       Polizeieinheit, hinter ihm sind Wasserwerfer. Bisher scheint es so, dass
       der Lautsprecherwagen auf Höhe der Holstenstraße abbiegen kann – damit
       wären keine Demospuren mehr präsent. Einzelene TeilnehmerInnen laufen in
       Richtung St. Pauli/Sternschanze. Etwa 70 Vermummte sind bei der
       Abschlusskundgebung durch die Reihen der Polizei gebrochen und in die
       Chemnitzstraße gelaufen. Dort haben sie Mülleimer angezündet und sind auf
       Autos herumgesprungen.
       
       ## 21.10 Uhr: Heute kam die Pizza an
       
       Habt ihr euch um unsere Verpflegung gesorgt? Sorgt euch nicht mehr. Heute
       ist die Pizza nämlich [4][angekommen]. Weil wir sie nicht bestellt haben,
       sondern beim Italiener um die Ecke selbst abgeholt haben. Jetzt sind wir
       satt.
       
       ## 21.00 Uhr: Waffenstillstand in Hamburg
       
       Hamburg, Altonaer Bahnhof. Die Lage hat sich wieder beruhigt. Über den
       Lautsprecher eines Wasserwerferwagens fordert eine Polizeibeamtin die
       eingekesselten Demonstranten auf, in kleinen Gruppen den Ort zu verlassen.
       Sollte dies nicht passieren, werde wieder Wasser eingesetzt. (Fußball,
       übrigens, Barcelona-Bayern 0-0)
       
       ## 20.58 Uhr: Alles ist ruhig
       
       Berlin/Mitte. Der Demozug ist fast verstummt, er biegt im Moment in die
       Französische Straße ab. Die Menge staunt, wie weit sie bisher gekommen ist.
       
       ## 20.46 Uhr: Friedrichstraße bleibt schadlos
       
       Berlin/Leipziger Straße. Die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration" passiert
       die symbolisch wichtige Friedrichstraße mit deren zahlreichen
       repräsentativen Geschäften und Unternehmensniederlassungen. Links und
       rechts stehen Polizeieinheiten und Wasserwerfer und sperren die
       Friedrichstraße ab. Die Situation bleibt auch hier völlig friedlich und
       entspannt. Randalier hätten hier allerdings auch ein logistisches Problem:
       Aufgrund der neuen asphaltieren Straßen in Berlins Mitte sind hier fast
       keine Pflastersteine zu finden. (Hätte man doch wenigstens die aus Styropor
       mitgenommen, die e-säzzer)
       
       Vom Lautsprecherwagen kommt jetzt Musik: „The final Countdown". Nach und
       nach laufen die Demonstranten nun nach Mitte - zum ersten Mal! So langsam
       wird es auch dunkel. Als wär nix gewesen: Die Demo schiebt sich gelassen
       über die Leipziger Straße, sogar Seifenblasen fliegen. Nur der Redner macht
       Stimmung: „Jetzt tragen wir unsere Wut vor das Bundesfinanzministerium.
       Mitte wir kommen!"
       
       ## 20.45 Uhr: Polizeikessel und Wasserbeschuss
       
       Hamburg/Altonaer Bahnhof. Die Demonstration ist eingekesselt und wird von
       drei Seiten mit Wasserwerfern beschossen. Die Polizei gibt an, es seien
       zuvor Steine, Flaschen und Böller auf Beamte geflogen. Die Stimmung ist
       angespannt. Die Einsatzkräfte ziehen den Kreis um die Demonstranten immer
       enger, ihr Lautsprecherwagen steht mittendrin und der Sprecher fordert die
       Demonstranten auf, keine Gegenstände auf die Polizei zu werfen. Die
       Demonstration ist offiziell von den Veranstaltern aufgelöst. Böller
       fliegen. Die Kirchentagsbesucher kommen nicht zum Bahnhof durch.
       
       ## 20.40 Uhr: Wasserwerfer und Schlagstöcke
       
       Hamburg/Altonaer Bahnhof. Die Abschlusskundgebung ist noch nicht ganz zu
       Ende, da beginnt die Polizei, ohne akuten Anlass in die Demonstration
       hineinzuknüppeln. Die Demonstranten schlagen zurück. Schon vorher zeichnete
       sich hier ab, dass kein Punk oder Autonomer einen Polizisten umarmen
       möchte. Die Beamten setzen jetzt Wasserwerfer und Tränengas ein.
       Pressevertreter werden nicht durchgelassen.
       
       ## 20.35 Uhr: Innensenator Henkel ist satt und friedlich
       
       Berlin/Platz der Luftbrücke. Innensenator Frank Henkel und Polizeipräsident
       Klaus Kandt treten zu einer Zwischenbilanz vor die Presse. Henkel ist rot
       im Gesicht, das liege an der vielen Sonne, die er an diesem Tag abbekommen
       habe, wie er sagt. Die Polizei konnte zeigen, dass sie die Lage im Griff
       hat, so Henkel. Er gibt sich guter Dinge und glaubt, es wird weiterhin
       gelingen, die Demo so zu begleiten, dass sich Gewaltausbrüche in Grenzen
       halten. Henkel und Kandt möchten sich noch einmal ins Geschehen begeben.
       Sie wollen aber nicht sagen, wohin. Die Polizeivizepräsidentin Koppers
       hatte Henkel am Mittag bei der Blockade mit Brownies versorgt. „Von denen
       zehre ich jetzt noch", sagt Henkel und deutet auf seinen Bauch.
       
       ## 20.30 Uhr: Abschlusskundgebung in Hamburg
       
       Hamburg/Bahnhof Altona. Die Demo hat ihr Ziel erreicht. Es werden Böller
       gezündet, die nach Kotze stinken. Selbst die Demo-Ordner sind sich
       unsicher, was sie machen sollen.
       
       ## 20.26 Uhr: „Wir ziehen jetzt nach Mitte"
       
       Berlin/Axel-Springer-Straße. „Wir ziehen jetzt nach Mitte", schallt es aus
       dem Lautsprecher. „Wir tragen unsere Wut ins Herzen des Regierungsviertel."
       
       ## 20.23 Uhr: Springer links liegen gelassen
       
       Berlin/Kreuzberg. Der Schwarze Block zieht durch die Axel-Springer-Straße
       und würdigt der Springer-Konzernzentrale keines Blickes oder Steinwurfes.
       ([5][Video]) Das Gebäude an der Ecke zur Rudi-Dutschke-Straße wird von der
       Polizei aufwändig gesichert mit zwei Wasserwerfern, einem Räumpanzer,
       dutzenden Polizeimannschaftswagen und Absperrgittern. Die Stimmung ist
       wieder vergleichsweise friedlich.
       
       ## 20.20 Uhr: Teilnehmerzahl in Hamburg inoffiziell höher
       
       Hamburg/Max-Brauer-Allee. Kurz vor dem Altonaer Bahnhof versucht die
       Polizei die Demonstration, die mittlerweile über beide Straßenseiten geht,
       auf eine Seite umzulenken. Dass beide Seiten der vierspurigen
       Max-Brauer-Allee belegt werden zeigt, dass die Teilnehmerzahl höher sein
       muss, als es die Polizei angibt.
       
       ## 20.09 Uhr: Steine fliegen in Berlin
       
       Berlin/Oranienstr. Nachdem vereinzelte Flaschen und Steine auf die Polizei
       flogen, stößt diese nun in die Demo vor. Vom Lauti tönt es: „Bildet
       Ketten!" Inzwischen wird die Spitze von Polizeiketten flankiert und zieht
       weiter auf das Axel-Springer-Hochhaus zu. Polizisten bewachen ebenfalls mit
       viel Aufwand die Shell-Tankstelle. Im vergangenen Jahr wurden hier Scheiben
       eingeworfen. Erste Steinwürfe erfolgen auf die Polizeiautos an
       Shell-Tankstelle. Die Polizei geht kurz in die Demo, vorne wird jetzt im
       Spalier gelaufen.
       
       ## 20.05 Uhr: Hamburg stinkt
       
       Hamburg/Max-Brauer-Allee. Dort machen die Polizeipferde Mist,
       dementsprechend stinkt es im Demozug. Der Krach des Hubschraubers über den
       Köpfen übertönt fast die Lautsprecherdurchsagen, Anwohner winken der Demo
       aus ihren Fenstern zu.
       
       ## 19.51 Uhr: An anderer Stelle bleibt's ruhig
       
       Berlin/Kreuzberg. Die U-Bahn am Kottbusser Tor ist wesentlich voller als
       die Demo. Gefühlt zumindest. Jemand ruft: „Fahrkartenkontrolle“. Er erntet
       einige müde Lacher. Der Schwarze Block läuft weiter am Vattenfall-Gebäude
       vorbei. Der Energiekonzern ist ein Feindbild der Linksradikalen. Aber heute
       gibt es nur eine Durchsage zum Energie-Volksbegehren: „Tragt euch alle in
       die Listen ein!“
       
       ## 19.50 Uhr: In Berlin wird's dynamisch
       
       Berlin/Kreuzberg. Eine Gruppe von Vermummten ist am U-Bahnhof Heinrich
       Heine Straße links rausgebrochen und wurde sofort von der Polizei
       zurückgedrängt. Einer wirft eine pinke Rauchbombe. Die Situation wird etwas
       unübersichtlich, weil offensichtlich einige Lust haben, dass heute noch
       etwas geht. Ein Carsharing-Auto wird umgeworfen. Bei einer Sparkasse wurden
       die Scheiben eingeschlagen.
       
       ## 19.40 Uhr: Hamburger bleiben gelassen
       
       Hamburg. Ein Helikopter steht über dem Demonstrationszug, der inzwischen in
       der Max-Brauer-Allee auf Höhe der Suttnerstraße angekommen ist. Die Polizei
       gibt als offizielle Teilnehmerzahl 1.400 an, nach taz-Zählung sind es
       allerdings 2.000. Die Situation ist weiterhin leicht angespannt. Hier und
       da gibt es einzelne Streitgespräche zwischen Polizisten und Demonstranten.
       Die Besucher der Cafés entlang des Weges sind von der Demonstration nicht
       sonderlicht beeindruckt. „In Hamburg kennt man das “, meint ein Mann, der
       mit einem Bier an einem Tisch sitzt.
       
       ## 19.37 Uhr: Die Wie-weit-kommen-sie-Wette
       
       Berlin/Kreuzberg. Der taz-Quoten-Service hatte es geschrieben: In den
       Spekulationen um die Frage, wie weit die Demonstration diesmal kommt,
       standen die Wetten deutlich auf Axel-Springer-Haus. Ein gelangweilter
       taz-Redakteur vor Ort wechselt nun die Tippempfehlung: „Wenn die weiter so
       lässig latschen, trödeln die bis Hamburg durch." (Bis zum Kirchentag? die
       e-säzzer) Die Spitze des Demonstrationszuges, der sich gerade in der
       Köpenicker Straße befindet, wird nicht von uniformierten Polizisten
       begleitet.
       
       ## 19.30 Uhr: Keine Fotos!
       
       Berlin/Kreuzberg. „Revolution!", schallt es auf englisch aus dem Schwarzen
       Block. Eine unbedarfte Schaulustige macht ein Foto. Ein Mann im
       Kapuzenpulli kommt auf sie zu. „Hey lass das, keine Fotos!" Die Frau wendet
       sich schnell ab.
       
       ## 19.28 Uhr: 1.-Mai-Spaziergang
       
       Berlin/Kreuzberg. Eines ist auffällig: so langsam wie heute lief die 1. Mai
       Demonstration selten an. Nach taz-Zählung haben sich 8.500 DemonstrantInnen
       im Zuge der Demo auf den Weg gemacht, sie befindet sich aber in einem
       Spaziergehmodus. Nach Klassenkampf sieht das zumindest nicht aus. Nach
       Dynamik auch nicht. Aber die Erfahrung zeigt: das kann alles noch kommen.
       In der Axel-Springer-Straße wartet man hingegen angespannt ab: Dutzende
       Einsatzfahrzeuge, zwei Wasserwerfer und ein Räumpanzer sichern das
       Springer-Gebäude.
       
       ## 19.20 Uhr Weiter geht's in Hamburg
       
       Hamburg/Schulterblatt. Die Demo kann weiterziehen. Die Polizei begründet
       den Halt mit Verstößen gegen das Vermummungsgesetz. Sie kritisiert auch,
       dass Demonstranten Knaller und Rauchbomben schmeißen.
       
       ## 19.18 Uhr: Neue Demoroute?
       
       Berlin/Kreuzberg. Die „Revolutionäre 1. Mai"-Demo läuft mit mehreren
       Tausend Menschen die Eisenbahnstraße entlang. Damit läuft die Demonstration
       parallel zu der ursprünglich geplanten Route. Keine 100 Meter weiter und
       das erste Bengalenfeuer wird entzündet, auf einem Hausdach in der
       Eisenbahnstraße. Auch ein Transparent wird entrollt: „Fight Capitalism".
       Die Stimmung ist bisher entspannt, Polizei nur ganz vorne zu sehen.
       Besonders interessiert wird diskutiert, welchen Einfluss die griechische
       Delegation an der Spitze des Demonstrationszuges haben wird: Wirkt sie
       befriedend, weil sie nicht an die ritualisierten Spielchen in Berlin
       gewöhnt ist? Wirkt sie befeuernd, weil der gepflegte Straßenkampf zur
       Aufnahmeprüfung griechischer Aktivisten gehört? Oder ist die Frage allein
       schon Kulturfaschismus? Die „Revolutionären Kommunisten" verteilen derweil
       ein Infoblatt.
       
       Zur Erinnerung: Vor einem Jahr warfen Vermummte kurz nach Beginn der
       Demonstration die Scheiben einer Sparkasse ein, später traf es eine
       Tankstelle. Auch Polizeibeamte wurden mit Steinen beworfen. Vor dem
       Jüdischen Museum, auf halber Strecke der Aufzugsroute, reichte es der
       Polizei: Sie stürmte in die Demo-Spitze, nahm Teilnehmer fest, setzte
       Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Wenig später löste sie den Aufzug wegen
       „wiederholter Straftaten" gänzlich auf.
       
       ## 19.12 Uhr: Rauchbomben gegen Reiterstaffeln
       
       Hamburg/Neuer Pferdemarkt. Behelmte Polizisten haben schon bei der ersten
       Zwischenkundgebung begonnen, die Teilnehmerinnen einzukreisen. In der Demo
       selber haben einige Knaller und kleinere Rauchfackeln gezündet.
       Wasserwerfer und Reiterstaffeln stehen schon bereit. Am Schulterblatt
       bleibt die Demo dann entgültig stehen. Rauchbomben fliegen. Reiterstaffeln
       blockieren die Spitze des Zuges.
       
       ## 19.00 Uhr: Berlin ist Überpünktlich verspätet
       
       Berlin/Kreuzberg. An der Ecke Lausitzer Platz/Eisenbahnstraße steht die
       Speerspitze der revolutionären Demo. Der obligatorische rote Lauti ist da,
       es werden noch Kampfesreden gehalten. Eine vermummte überlebensgroße Puppe
       im Autonomenstyle steht direkt vor der Sparkasse und winkt in die Menge.
       Was neu ist in diesem Jahr: Noch vor dem Schwarzen Block prangt ein
       griechisches Transparent. Griechische AktivistInnen dürfen als Zeichen
       internationaler Solidarität die Demo in diesem Jahr anführen.
       Überpünktlich, mit nur einer Stunde Verspätung setzt sich die Demo in
       Bewegung.
       
       ## 19.00 Uhr: Böller krachen in Hamburg
       
       Hamburg/Feldstraße. „Hoch die internationale Solidarität!", rufen die
       Demonstranten und erschrecken damit die vereinzelten Kirchentagsteilnehmer,
       die fluchtartig verschwinden. Die Demoleitung ruft dazu auf, sich
       einzureihen, es geht los. Die Polizei schätzt, dass etwa 1.000 Teilnehmer
       gekommen sind. Die ersten Böller krachen.
       
       ## 18.39 Uhr: 18-Uhr-Demo gruppiert sich
       
       Berlin/Lausitzer Platz. Die 18-Uhr-Demonstration findet sich am Lausitzer
       Platz zusammen. Novum: Ganz vorne steht diesmal nicht der Schwarze Block,
       sondern eine Delegation griechischer Oppositionspolitiker. „Gegen
       Faschismus", steht auf ihrem schwarzen Banner. „Solidarität ist eine
       Waffe", rufen sie. Beides auf Griechisch - natürlich. Aber vor 19.30 Uhr
       wird sich hier nix bewegen.
       
       ## 18.37 Uhr: Respekt, Frankfurt!
       
       Frankfurt. Die Kundgebung an der Konstablerwache ist vorbei, die Menschen
       gehen heim, das Fazit des taz-Reporters fällt positiv aus. Acht Nazis am
       Frankfurter Ostbahnhof, vielleicht zehn, und die haben sich versteckt – vor
       tausenden AntifaschistInnen. Deren friedliche Blockade war erfolgreich.
       Dafür haben sie ein nicht unerhebliches Risiko in Kauf genommen. Ihnen
       gebührt Anerkennung, zumal die Deutsche Bahn gegen die Gleisblockierer,
       deren Personalien aufgenommen wurden, Regressforderungen stellen könnte.
       Dazu die vielen tausend Menschen vor dem Römer. Respekt, Frankfurt! Eine
       Polizeisprecherin bezeichnete den 1. Mai in Frankfurt als „im großen und
       ganzen friedlich“. Und das Verhalten der Polizei? Nicht immer friedlich,
       aber meist. Auch wenn Frankfurt damit nicht nazifrei ist, am heutigen Tag
       haben tausende AntifaschistInnen ein kraftvolles Zeichen gesetzt: „Kein
       Fußbreit den Faschisten“.
       
       ## 18.35 Uhr: Überraschtete KirchentagsbesucherInnen
       
       Hamburg/Feldstraße. Der erste Redebeitrag hat begonnnen. Bisher ist noch
       nicht erkennbar, wieviel TeilnehmerInnen es wirklich werden, da noch viele
       Menschen aus Wilhelmsburg vom Euromayday ankommen. Vereinzelt laufen
       TeilnehmerInnen des Kirchentags, der heute begonnen hat, durch die
       Demonstration. Sie sind ein wenig überrascht, so viele Jugendliche und
       junge Erwachsene in schwarz zu sehen auf deren T-Shirts oft steht: „Fight
       Fascism" oder einfach nur „St. Pauli".
       
       ## 18.31 Uhr: Viel Arbeit am Tag der Arbeit
       
       Berlin/Kreuzberg. In einem Imbiß in der Ohlauer Straße ackern 5 Männer am
       Tag der Arbeit im Akkord. So beträgt die Wartezeit für Falafel trotz langer
       Schlangen nur 8 Minuten. (Wohl bekomm's, die e-säzzer)
       
       ## 18.30 Uhr: Reuters entschuldigt sich
       
       Twitter hilft nicht nur, Mist zu schreiben. Es ist auch praktisch, um
       selbigen zu korrigieren. Nachdem Reuters einen Text über europäische
       Arbeiter mit einem [6][Foto der NPD bebilderte], hagelte es Protest über
       Twitter. Die Nachrichtenagentur [7][korrigierte den Fehler], entschuldigte
       sich bei den Nutzern und bedankte sich für das Feedback. Letzteres klang
       [8][etwa so]: „Wer hat euch bitte ins Gehirn geschissen, die NPD für sonen
       Tweet zu nehmen?"
       
       ## 18.25 Uhr: Pirat kritisiert 18-Uhr-Demo
       
       Berlin/Kreuzberg. Am Lausitzer Platz steht Martin Delius, Mitglied der
       Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus. Auf seinem schwarzen T-Shirt ist ein
       Aufkleber: „Faschismus verursacht Völkermord“. Heute morgen war er in
       Schöneweide gegen Nazis demonstrieren. Hier soll gleich die revolutionäre
       1.-Mai-Demonstration starten, die Delius als Folklore abtut: „Ich habe den
       Eindruck, dass sich die Demo überholt hat. Dass es vorhersehbar am Abend
       immer wieder zu Auseinanersetzungen mit der Polizei kommt, schürt
       Ressentiments und Vorurteile gegenüber Linken.“ Für ihn sei die
       entscheidende Frage, „für welche Inhalte man auf die Straße geht. Hier geht
       es aber nur darum, an welchem Tag man auf die Straße geht: Immer am 1. Mai
       um 18 Uhr.“ Die Demonstration will er sich aber trotzdem anschauen – nicht
       aus privatem Voyourismus, sondern in seiner Funktion als Abgeordneter, sagt
       er.
       
       ## 18.21 Uhr: Hohe Polizeipräsenz in Hamburg
       
       Hamburg/St. Pauli. Die revolutionäre Demo mit dem Motto „Gegen Ausbeutung
       und Unterdrückung" startet bald in der Feldstraße. Die Menschen sammeln
       sich grade. Die Stimmung ist recht freundlich und lässig, die Leute tanzen.
       Die Polizeipräsenz ist jedoch sehr hoch, 1.600 Beamte sind heute in Hamburg
       im Einsatz. Wie viele grad hier sind, konnte der örtliche Einsatzleiter
       nicht genau beantworten.
       
       ## 18.15 Uhr: Prävention in Neukölln
       
       Berlin/Neukölln. Interessant: Obwohl die Route der gleich beginnenden
       18-Uhr-Demo nach Mitte führt, geht auch Neukölln in 1. Mai-Prävention. Am
       Kottbusser Damm sind Rossmann und Commerzbank mit Holzplatten verbrettert,
       noch weiter weg, am Rathaus Neukölln, der Modeladen 1982. Nicht Zeitung
       gelesen oder wissen da welche mehr?
       
       ## 18.07 Uhr: Früh übt sich
       
       Berlin/Lausitzer Platz. Eine Mutter erklärt ihren Kindern den Lauti-Bus.
       „Guck, da sind so große Lautsprecher auf dem Dach. Da macht gleich einer so
       Durchsagen. Zum Beispiel: 'Wir wollen Frieden, wir wollen keinen Krieg, wir
       wollen dass keine Bäume mehr gefällt werden'". Die kleinen Zuhörerinnen
       nicken bedächtig. Eine Polizistin weist die Familie aber darauf hin, dass
       es hier gleich gefährlich werden kann und sie mit den Kindern jetzt besser
       nach Hause gehen sollte.
       
       ## 18.03 Uhr: Berliner Bahnen sind überfüllt
       
       Berlin/Kreuzberg. Am U-Bahnhof Görlitzer Straße lässt die BVG die Leute nur
       noch aussteigen. Die Sicherheitskräfte, die das verkünden sind bereits
       hörbar heiser. Dabei ist es unter der Hochbahn noch deutlich voller als
       oben. Die Wiener Straße ist komplett überfüllt. Vor der Morena-Bar tobt
       eine Technoparty. Die Handynetze scheinen etwas überlastet zu sein,
       telefonischer Kontakt gestaltet sich schwierig.
       
       ## 18.00 Uhr: Reuters' revolutionäre Nazis
       
       Reuters ist in die Twitterfalle getappt: Schnell, schnell, aber ohne
       Nachdenken einfach mal was raushauen. Das geht leicht schief. In diesem
       Fall schreibt die Nachrichtenagentur über Arbeiter, die getroffen von
       geringen Löhnen, in Europa demonstrieren – und zeigt ein Foto von
       [9][marschierenden deutschen Nazis] ([10][Screenshot]).
       
       ## 17.58 Uhr: Getrübtes Feiern in Frankfurt
       
       Frankfurt/Konstablerwache. Die DemonstrantInnen feiern sich auf der
       Abschlusskundgebung selbst - zu recht. „Frankfurt Nazifrei wurde
       durchgesetzt", heisst es vom Lauti – die Menge jubelt. „Die
       Antifaschistische Einheit dieser Stadt hat gewonnen und: wir sind friedlich
       gebleiben!" Die Menge jubelt erneut. Eine Nachricht trübt dennoch die gute
       Stimmung. Vom Lauti wird berichtet, dass es 54 Verletzte, darunter 2
       Schwerverletzte durch den Polizeieinsatz gegeben hätte.
       
       ## 17.57 Uhr: Verteidigt die deformierten Arbeiterstaaten!
       
       Berlin/Kreuzberg. Am Lausitzer Platz sammeln sich tausende Menschen. Ab und
       zu fahren Polizeiwagen mit Blaulicht vorbei. Ein Zeitungsstand der
       Spartakisten vertritt Forderungen: „Verteidigt die deformierten
       Arbeiterstaaten China, Nordkorea, Kuba, Vietnam, Laos! Für
       proletarisch-politische revolution. Gegen die stalinistische Bürokratie“.
       
       ## 17.43 Uhr: Wasserwerfer statt Demonstranten
       
       Hamburg/Feldstraße. Noch lange sind nicht alle Demonstranten für den
       revolutionären 1. Mai Marsch da. Die Polizei hat aber bereits massiv
       Stellung bezogen. Räumfahrzeuge und mehrere Wasserwerfer stehen nah an dem
       Versammlungsort. Um 18 Uhr soll die Demo beginnen.
       
       ## 17.39 Uhr: Meinungsverstärker Schlagstock
       
       Hamburg/Eingang Gartenausstellung. Ein paar DemonstrantInnen diskutieren
       mit den Polizisten. Im Hintergrund werden einzelne
       AusstellungsbesucherInnen an einem Seitentor hinausgelassen, der
       Haupteingang bleibt versperrt. Ein Polizist erklärt einem jungen
       Demonstranten mit erhobenem Schlagstock, dass er nicht gerne fotografiert
       wird. So langsam löst sich allerdings die Menschenmenge am Eingang auf.
       
       ## 17.39 Uhr: In Luft aufgelöst
       
       Berlin/Kreuzberg. Die unangemeldete Demo ist am Lausitzer Platz angelangt
       und hat sich dort ohne weitere Umstände aufgelöst. Damit war sie genauso
       schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Ganz in der Nähe beginnt in einer
       knappen halben Stunde die revolutionäre Demo.
       
       ## 17.35 Uhr: Rote Fahnen auf der Konstablerwache
       
       Frankfurt/Konstablerwache. Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut. Die
       Demo, die inzwischen auf rund 2.000 Teilnehmerinnen angewachsen ist,
       erreicht die Konstablerwache. Von zwei Lautis ertönt Musik. Viele rote
       Fahnen werden geschwungen. Die Menge skandiert: „Hoch die internationale
       Solidarität!". Die Polizei filmt, hält sich aber zurück.
       
       ## 17.34 Uhr: In Schöneweide hocken wieder Nazis
       
       Berlin/Schöneweide. Inzwischen sind alle Blockierer abgereist, auch die NPD
       hat ihre Bühne abgebaut. Nur in der Szenekneipe „Henker", hundert Meter die
       Brückenstraße runter, sitzen noch einige Nazis im Dunkel auf Bierhockern.
       Heute im Angebot: „LKA" (Limonade, Kirschsaft, Amaretto) und „Odinbier“.
       Draußen kehrt derweil Alltag ein: Die Straßenbahn zuckelt wieder. Nur ein
       paar letzte Polizeiwannen erinnern noch an die Blockaden.
       
       ## 17.30 Uhr: Zurück zum politischen 1. Mai?
       
       Berlin/Kreuzberg. Die unangemeldete Demo, die am Mariannenplatz gestartet
       war, ist inzwischen bei der Manteuffelstraße auf die Skalitzer Straße
       gestoßen. Tausende ziehen nun in Richtung Richtung Schlesisches Tor weiter.
       Polizei ist nicht zu sehen. Unterdessen diskutieren zwei linksradikale
       AktivistInnen über die Bedeutung dieser Demonstration. „Stellt die
       Verantstaltung eine Rückaneignung des unpolitischer gewordenen Myfestes
       dar?", fragen sie sich. Oder ist es doch nur ein Bestandteil des
       alternativen Livestyles, der Kreuzberg beherrscht?"
       
       ## 17.26 Uhr: Sponti ist zurück am Startpunkt
       
       Berlin/Kreuzberg. Nach kurzer Zeit ist die Spontandemonstration wieder an
       ihrem Startpunkt am Mariannenplatz angekommen. Der Demozug war
       verhältnismäßig lang und nicht zu übersehen, am Ende liefen mehrere Tausend
       Menschen mit.
       
       ## 17.22 Uhr: Blumen gegen Polizisten
       
       Hamburg/Haupteingang Gartenschau. Jetzt wird es doch etwas ruppiger. Die
       Polizei schubst Demonstranten von dem Eingang weg. Die wackeln am Gitter.
       Einzelne Demonstranten werden von der Polizei eingekreist und isoliert. Die
       Polizei sprüht Pfefferspray und schlägt zu. Sie zieht sich immer wieder
       hinter die Tore zurück, öffnet diese kurz und stürmt in die Menge. Die ruft
       „Blumen für alle!". Einige reißen Pflanzen vor dem Eingang aus, um sie auf
       die Polizisten zu werfen.
       
       ## 17.14 Uhr: Polizei schließt sich Demo gegen Mietenwucher an
       
       Berlin/Kreuzberg. Die unangemeldete Demonstration gegen Mietenwucher ist
       mit 1.000 Demonstranten gestartet. Im hinteren Teil wird sie schon von
       einigen Polizisten begleitet. Als der Schwarze Block an der Spitze des
       Zuges an parkenden Wasserwerfen vorbeizieht gibt es die übliche Pöbelei,
       mehr aber auch nicht. Auf dem Bethaniendamm versperren drei Polizeiautos
       den Weg, die Demo biegt daraufhin in einen Park ab. Die Polizei hat sich
       inzischen in die Demo eingereiht. Eine Sprecherin bezeichnet das als
       „Provokation". Die Demo läuft durch die Adalbertstraße Richtung Myfest.
       
       ## 17.12 Uhr: Teure Pflanzenshow
       
       Hamburg/Haupteingang Gartenschau. „Alles für alle und zwar umsonst“,
       fordern die DemonstrantInnen mit Sprechchören. Der Protest richtet sich
       gegen die Privatisierung des Geländes und die hohen Eintrittspreise. Eine
       Einzelkarte kostet 21 Euro.
       
       ## 17.10 Uhr: Unangemeldet gegen Mietenwucher
       
       Berlin/Kreuzberg. Am Feuerwehrdenkmal am südlichen Mariannenplatz halten
       ein paar Leute möglichst unscheinbar Fahnen in die Höhe. Von hier startet
       die unangemeldete Demonstration gegen Mietenwucher und Verdrängung. Jetzt
       setzt sich die Demo mit Hunderten Menschen in Bewegung.
       
       ## 17.09 Uhr: Show an den Gleisen ist vorbei
       
       Frankfurt/Danziger Platz. Ein Polizeisprecher spricht von 400
       Identitätsfeststellungen sowie drei vorläufigen Festnahmen wegen
       Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Die Demo am Danziger Platz hat sich
       vor zehn Minuten in Bewegung gesetzt. Über 1.000 DemonstrantInnen bewegen
       sich nun in Richtung Konstablerwache, begleitet von zahlreichen
       PolizistInnen.
       
       ## 17.00 Uhr: Polizisten sammeln Pfand ein
       
       Frankfurt/Ost. Am Rand der Gleise an der Ostparkstraße stehen fünf
       Polizisten und trinken Kaffee. Neben ihnen steht eine alte Kaffeekanne. „Da
       gibt es besseres“, sagt einer. „Aber die Polizei muss doch sparen." Ihre
       Kollegen räumen indes die letzten Flaschen von den Gleisen, die die
       Demonstranten zurückließen. Vermutlich kommen da etwa 100 Euro Pfand
       zusammen. Dafür bekommt man bestimmt einen guten Kaffee.
       
       ## 16.55 Uhr: Kreuzberg ist proppevoll
       
       Berlin/Kreuzberg Auf dem Myfest sind die Straßen an manchen Stellen teils
       gefährlich voll. Es gibt viel Geschiebe und Gedränge, man kommt kaum voran.
       Es gibt beste Feierstimmung, aber wenn es hier zu einer Massenpanik kommt,
       kann es böse enden. Menschen balancieren ihr Gepäck und ihre Kinder auf
       ihren Köpfen. Ein dicker Mops schaut hechelnd aus einer hochgehaltenen
       Ledertasche über die Menschenmassen hinweg.
       
       ## 16.50 Uhr: Vier Stunden eingekesselt
       
       Frankfurt/Ostbahnhof. Rund vierzig auf den Gleisen eingekesselte haben
       inzwischen den Danziger Platz erreicht. Die Menge empfängt sie mit großem
       Jubel. Allerdings befinden sich immer noch mehrere Dutzend Demonstranten
       auf oder neben den Gleisen – die Polizei nimmt nun schon seit mehr als vier
       Stunden ihre Personalien auf. Es geht mit der Zeit ruppiger zu. Mehrere
       Demonstranten werden in Polizeigriffen abgeführt. Ihre Arme sind verdreht.
       Sie schreien vor Schmerzen. Ein Sanitäter behandelt einen jungen Mann, der
       am Boden liegt. Er sagt „ein Polizist ist mir aufs Bein gesprungen.“ Ein
       Beamter filmt die Szene. Eine Antifaschistin trägt eine Halskrause, ein
       anderer hat eine Platzwunde am Kopf. Die Polizei bestätigt „etliche
       Gewahrsamnahmen“.
       
       ## 16.42 Uhr: Diskussion zwecklos
       
       Hamburg/Euromayday. Ein paar DemonstrantInnen versuchen über den Zaun des
       Gartenschaugeländes zu klettern. Knapp 20 Polizisten sind schnell zur
       Stelle und hindern sie daran. Ein Demonstrant beginnt eine lebhafte
       Diskussion mit drei blau-weißen beamten, diese reagieren jedoch sehr
       entspannt.
       
       ## 16.20 Uhr: Man redet nicht mit der Polizei
       
       Hamburg/Wilhelmsburg. Ecke Neuhöferstraße/Rotenhäuser Damm: „Komm
       Christian, wir reden doch nicht mit der Polizei“, ruft ein ungeduldiger
       Demonstrant. Die Euromayday-Demo zieht nun zur Gartenschau. Mittlerweile
       sind es laut Polizei etwa 1.600 TeilnehmerInnen.
       
       ## 16.10 Uhr: „Henker“ macht bald zu
       
       Berlin/Schönweide. Die Nazi-Kundgebung in Berlin-Schöneweide wurde soeben
       offiziell beendet. Zu diesem Zeitpunkt waren aber kaum noch ZuhörerInnen
       da. Die meisten waren da schon nach Hause gefahren. Ein Hinweis kommt noch
       durch die Lautsprecher: „Der Henker hat noch bis 18 Uhr offen, nein, bis 17
       Uhr sogar.“ Der „Henker“ ist eine Nazi-Kneipe in der nahegelegenen
       Brückenstraße. Und nein, logisch ist die Aussage nicht.
       
       ## 16.07 Uhr: Kinderarbeit am Feiertag
       
       Berlin/Kreuzberg. Die Eltern machen arbeitsfrei, die Kinder müssen
       schuften. Vor einem Keramikladen in der Oranienstraße verkaufen drei
       Mädchen Waffeln mit Puderzucker oder Schokocreme. Die Kinder versichern,
       sie dürften den Profit selbst einstreichen. Kinderarbeit an Feiertagen? taz
       schickt lieber die Service-Redaktion vor. Genussurteil: lecker.
       
       ## 16.05 Uhr: Kurze Eskalation
       
       Frankfurt/Danziger Platz. Nach einer kurzen Eskalation, bei der rund drei
       Dutzend PolizistInnen in die Demo eingedrangen und Pfefferspray einsetzten,
       ist es nun wieder ruhig. Immer noch warten die Leute auf die Eingekesselten
       auf den Gleisen. Vom Lauti heißt es: „Wenn die Polizei nicht kooperiert,
       wird es hier wieder ungemütlich.“
       
       ## 15.57 Uhr: Das Orginal ist unkopierbar
       
       Berlin/Kreuzberg. Mit wenig Aufwand will ein Internetportal für
       Online-Deals große Aufmerksamkeit erhaschen. Zehn Promoter verteilen in
       Kreuzberg graue Styropor-Quader, die ganz entfernt an Pflastersteine
       erinnern sollen. Bedruckt sind die leichten Geschenke allerdings mit
       Werbung. Der Trick funktioniert trotzdem: Eine Fotografin dokumentiert
       belustigt die Szene. Kreuzberger Pflastersteine waren in der Vergangenheit
       immer wieder Gegenstand von Kopierversuchen. Allerdings nicht so plump wie
       in diesem Fall. taz-Leser wissen zudem: An das Original kommt keine Kopie
       heran.
       
       ## 15.50 Uhr: Breaking News aus dem Mörchenpark
       
       Berlin/Mörchenpark: Spatenstich am Mörchenpark bedeutet: die Besucher
       bringen Stauden, Büsche oder Bäume mit und pflanzen sie als
       Willkommensgeschenk in den Mörchenpark. Sina, 22, und Lene, 31, wollten
       nicht so viel schleppen und haben einfach Samen mitgebracht und in die Erde
       gesetzt. „Sehr voll, mehr Menschen als bei dem Tag der offenen Tür im
       letzten Jahr“, freut sich Mörchenpark-Sprecher Simon Wöhr. Junge Familien,
       Studenten, Kinder und Kreative feiern den kommenden Holzmarkt und den
       1.Mai. (Aber wo sind die verdammten Esel?, die e-säzzer) 
       
       ## 15.40 Uhr: Ihr könnt nach Hause fahr'n!
       
       Frankfurt. Die 150 Neonazis, die in einem Richtung Würzburg fahrenden Zug
       unterwegs waren, sind inzwischen unterwegs ausgestiegen. Rund 100 Nazis
       hätten den Zug in Kahl am Main verlassen, wird von einer im Zug
       mitfahrenden Demonstrantin berichtet. Dort standen zwei Reisebusse,
       vermutlich für die Neonazis. Einer der Busse hatte das Kennzeichen SLS, für
       den Landkreis Saarlouis. Vermutlich fahren sie nach Hause. Die Information,
       dass sie mit dem Zug nach Würzburg zu einer anderen Neonazi-Demonstration
       fahren, hat sich nicht bestätigt.
       
       ## 15.34 Uhr: 1. Mai = nazifrei
       
       Berlin/Kreuzberg. Das Likörchenkollektiv „Tante Horst“ macht es heute
       richtig: „1. Mai = arbeitsfrei“ steht im Schaufenster. Das kollektivistisch
       betriebene queere Kneipenkaffee hat heute geschlossen, obwohl es sicherlich
       ein gutes Geschäft machen könnte – hier mitten in Kreuzberg bei tausenden
       Passanten. Stattdessen empfiehlt die Belegschaft des „Tante Horst“ auf
       einem großen, handgeschriebenen Poster „Nazis “ und verweist auf die
       Treffpunkte in der Stadt. Das Refugeecamp bildet in Kreuzberg sein eigenes
       kleines Zentrum. Hier, in ihrer eigenen Zeltstadt, mit der seit Monaten
       gegen die deutsche Flüchtlingspolitik demonstriert wird, gibt es Weltmusik
       aus Brasilien, Marmorkuchen und klare Sprüche: „Keine Residenzpflicht!
       Keine Lager! Keine Deportationen!“
       
       ## 15.30 Uhr: Kundgebung läuft
       
       Hamburg/Wilhelmsburg. Die Kundgebung läuft jetzt. Einzelne DemonstrantInnen
       erklären am Mikrofon warum sie bei der inzwischen neunten Euromayday-Parade
       dabei sind. Ähnlich wie bei den letzten Paraden kommen viele für den
       gemeinsamen Kampf gegen Gentrifizierung und Prekarisierung. Nun spricht
       gerade eine Menschenrechtsaktivistin und ein Minenarbeiter der größten
       Kohlemine Kolumbiens. Sie berichten über die Bedingungen und Repressionen
       der Arbeiter. Kolumbianische Kohle wird für das neu gebaute Kohlekraftwerk
       in Moorburg nach Hamburg geschifft. Ein Organisator weist auf die
       Elbblockade beim bevorstehenden Hafengeburtstag hin.
       
       ## 15.30 Uhr: Verhalten der Polizei „eine Frechheit“
       
       Frankfurt/Danziger Platz. Hier beginnt in kürze die Spontandemo von ein
       paar Hundert TeilnehmerInnen in Richtung Innenstadt. Die Veranstalter auf
       dem Lauti fordern von der Polizei die sich noch im Kessel auf den Gleisen
       befindlichen DemonstrantInnen „umgehend freizulassen“. Kim Müller vom
       Bündnis Frankfurt Nazifrei hält das dortige Vorgehen „für eine Frecheit:
       Man hätte die Leute einfach von den Gleisen lassen können, ohne ihre
       Personalien aufzunehmen.“
       
       ## 15.27 Uhr: Erwartungshaltung bei der Presse
       
       Berlin/Axel-Springer-Hochhaus. Die Straßenkreuzung
       Rudi-Dutschke-Straße/Axel-Springer-Straße ist umzäunt von
       Polizei-Absperrgittern. Ein Dutzend Polizeibusse stehen dort, ihre
       Belegschaft hält die Stellung. Das Team eines Nachrichtensenders hat sich
       vor der Kulisse postiert und gibt ihre Einschätzungen zu Protokoll. Die
       Erwartungen sind, dass es an dieser symbolischen Stelle, an der die
       BILD-Redaktion ihren zentralen Sitz hat, heute Abend zu
       Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantenInnen und Polizei kommen könnte.
       Im vergangenen Jahr war unweit von hier, in Laufnähe vor dem jüdischen
       Museum, die revolutionäre 1. Mai-Demonstration von der Polizei aufgehalten
       worden. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen PolizeibeamtInnen und
       DemonstrantInnen.
       
       ## 15.18 Uhr: Neonazis suchen neues Ziel
       
       Frankfurt/Ostbahnhof. Die rund 150 Neonazis im Zug müssen aufgeben: Sie
       fahren nun nicht nach Frankfurt, sondern zu einer anderen
       Neonazi-Demonstration nach Würzburg. Die Blockade der Bahngleise war also
       erfolgreich. Zu der Nazidemo kamen nur acht Personen. Die
       Gegendemonstranten sind auf dem Danziger Platz direkt neben dem Ostbahnhof
       und warten auf die letzten Gleisblockierer, die noch von der Polizei
       festgehalten werden. Danach soll es eine spontane Demonstration in die
       Innenstadt geben. Ein Sprecher des Bündnisses "Frankfurt nazifrei" zeigte
       sich zufrieden und sagte über Lautsprecher: "Wir haben gewonnen!" Die
       Polizei verhält sich insgesamt zurückhaltend.
       
       In der Nähe des Danziger Platzes hat ein Polizei-Mannschaftswagen ein
       technisches Problem. Die Motorhaube ist offen, zwei Beamte schauen eher
       ratlos rein und fummeln herum. Öl fließt auf den Boden.
       
       ## 15.17 Uhr: Positive Bilanz
       
       Frankfurt/Ostbahnhof. Das Bündnis Frankfurt Nazifrei zieht eine erste
       positive Blianz: „Es war eine voller Erfolg und richtig klasse, die Nazis
       mussten ihre Demo absagen, weil sie nicht nach Frankfurt kamen“, so die
       Sprecherin Kim Müller. Die spontane Kundgebung der Nazis in Hanau habe das
       Bündnis allerdings „kalt erwischt“, gibt sie kritisch zu. „Doch auch die
       Polizei war davon überrascht“, so Müller. Allerdings hätten sich in Hanau
       migrantische Jugendliche und Gewerkschafter „den Nazis wehrhaft
       gegenübergestellt“.
       
       ## 15.15 Uhr: „Ich kämpfe einfach nur“
       
       Der griechische Aktivist Christos Giovanopoulos wirbt um Solidarität für
       den „Überlebenskampf mitten in der humanitären Krise“. Der Mann mit der
       ruhigen Stimme und den fokussierten Antworten, der sich als Gastdozent an
       der Londoner Westminster-Universität und mit kleineren
       Publikationsprojekten finanziell über Wasser hält, ist einer der
       altgesottenen Aktivisten im griechischen Kampf um mehr Demokratie. [11][Wir
       porträtieren ihn] aus Anlass des 1. Mai.
       
       ## 14.48 Uhr: Straßenblockaden sind aufgehoben
       
       Berlin/Schöneweide. Die letzten übrig gebliebenen DemonstrantInnen werden
       von der Polizei zum S-Bahnhof eskortiert. Eine Frau mit Mütze verschenkt
       vegane Sandwiches. Ein Schaulustiger kommentiert das Polizeiaufgebot:
       „Schau mal die sind mit nem ganzen Bus hier. Stark.“ Die Straßenblockaden
       sind aufgehoben, Autos fahren wieder. Während die Abschlusskundgebung der
       Nazis noch läuft, zieht die Berliner Polizei bereits ein positives Fazit
       vom Demo-Geschehen in Schöneweide. „Wir haben die Aufgabe, das Grundrecht
       auf Versammlungsfreiheit zu schützen, das ist uns gelungen“, sagt
       Polizeisprecher Thomas Neuendorf zur taz. Nach seinen Angaben nahmen 480
       Nazis an der NPD-Kundgebung teil, 2000 Menschen hätten dagegen
       demonstriert. Zum jetzigen Stand wurden 16 Menschen vorläufig festgenommen,
       15 GegendemonstrantInnen und eine rechtsextreme Frau – wegen Verwendens
       verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Laut Neuendorf kam kurz ein
       Wasserwerfer zum Einsatz, um gegen Gegendemonstranten vorzugehen, die
       versuchten eine Polizeisperre zu durchbrechen. In Schöneweide war die
       Polizei mit 3000 Beamten unterwegs.
       
       ## 14.44 Uhr: Ankunft am Stübenplatz
       
       Hamburg/Wilhelmsburg. Auf dem Stübenplatz treffen nun mit leichter
       Verspätung von 30 Minuten die Lautsprecherwagen und auch die letzten Radler
       ein. Bei sommerlichen Klängen tanzen einige Demonstranten in der Sonne und
       warten auf die Zwischenkundgebung.
       
       ## 14.40 Uhr: Für die Rasse
       
       Dortmund/Semerteichstraße. Wie [12][Publikative.org twittert], skandieren
       die Nazis dort unter anderem: „Für die Rasse in den Tod.“
       
       ## 14.29 Uhr: Mörchenpark wird gestürmt
       
       Berlin/Mörchenpark. Von den Eseln ist nach wie vor keiner in Sicht.
       Inzwischen hat aber der Mörchenpark aufgemacht – und gleich von Beginn sind
       mehrere hundert Menschen auf dem Gelände. Kinder hüpfen auf einer riesigen
       Matratze (eine der üblichen Hüpfburgen hätte den Ansturm nicht stand
       gehalten). Der Mörchenpark e.V. informiert über das Projekt, die Schnuhs im
       Mörchenpark zu Schnörchen. Mit viel Farbe und Bastelmaterialien zeigen sie
       den Kindern, wie sie Möhrchen basteln können. (Wir wollen endlich die Esel
       sehen, die e-säzzer) 
       
       ## 14.16 Uhr: Nazis nach Hause geschickt
       
       Frankfurt und Hanau. Laut Polizei gab es hier bisher noch keine Festnahmen
       von Nazis oder Demonstrant_innen. Die Polizei bestätigte, eine
       unangemeldete Demonstration von rund 150 Nazis in Hanau aufgelöst zu haben.
       „Wir haben sie in Züge in Richtung ihrer Heimat verfrachtet.“ Angeblich
       wurde auch die angemeldete NPD-Kundgebung in Wiesbaden abgesagt.
       
       ## 14.10 Uhr: Blockierer bleiben ohne Erfolg
       
       Berlin/Schöneweide. Das Großbündnis, das die NPD-Demonstration aufhalten
       wollte, ist gescheitert. Die Polizei hat der NPD den Weg freigeräumt. Die
       paar hundert Neonazis kehren jetzt, am Ende ihrer Route, zum Bahnhof
       Schöneweide zurück. Auf einem kleinen Platz neben dem Bahnhof beginnt die
       Abschlusskundgebung. Auf dem Bühnentransparent steht: „Natürlich deutsch“.
       
       ## 14.07 Uhr: „Warum kann das nicht einmal in Zehlendorf stattfinden?“
       
       Berlin/Mariannenplatz. Tina und Lisa, zwei 28-jährige Mütter, führen
       nochmal ihre Kinder und Hunde aus. Beide wohnen direkt an der Dresdner
       Straße. Ab 16 Uhr, sagen sie, „können wir nicht mehr raus.“ Eine Woche
       vorher gehe die Party schon los, bis der Müll weg sei, vergehe eine weitere
       Woche. Die beiden sind sichtlich genervt. „Warum kann das nicht einmal in
       Zehlendorf stattfinden, hier sind die Leute doch sowieso cool und brauchen
       kein Infomaterial mehr“, so die Mütter.
       
       ## 14.07 Uhr: Schluss mit Tanzen, jetzt wird gepfiffen
       
       Berlin/Schöneweide: Am Bahnhof machen die Demokratie-Verteidiger weiter
       Party vor einem zur Bühne umfunktionierten Truck. Eine Ska-Band spielt, 20
       Leute tanzen. Dann erklimmt Grünenikone Christian Ströbele die Bühne. „Wir
       müssen mit unserem Protest den Nazis das Marschieren verleiden.“ Applaus.
       Parallel kehrt 50 Meter entfernt die NPD zum Bahnhof zurück, wo sie eine
       kleine Bühne aufgebaut hat. Jetzt wird bei den Demokraten nicht mehr
       getanzt, jetzt wird gepfiffen.
       
       ## 14.00 Uhr: Party hinter'm Lauti
       
       Hamburg/Eingang zur Speicherstadt. Die zwei Demozüge haben sich wieder
       zueinander gefunden. Hinter dem Lautsprecherwagen ist die Party am größten.
       Mit einem lauten „Woohooo“ grüßt ein Demonstrant drei nebenstehende
       Polizisten.
       
       ## 13.57 Uhr: „Schrei nach Liebe“
       
       Berlin/Schöneweide. Auf der Brückenstraße findet wenigstens ein kleiner
       Protest statt: zwei Frauen und zwei Männer stehen auf einem Parkplatz am
       Rande der Demo und singen lauthals den Anti-Nazisong der Ärzte „Schrei nach
       Liebe“. Ein paar Nazis, die gut fünf Meter daneben marschieren, bleiben
       irritiert stehen, einige applaudieren.
       
       Von der Blockade am Mittag in der Nalepastraße haben wir [13][hier ein
       kurzes Video], inklusive Pfeffersprayeinsatz.
       
       ## 13.54 Uhr: „Die Rechte funktioniert nicht“
       
       Frankfurt/Ost. Um den Ostbahnhof ist die Stimmung nun gelöster. Einige
       verlassen die Demo, die meisten wollen aber bleiben, „falls die Nazis doch
       noch kommen“. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Der taz-Reporter sitzt
       inzwischen in einem Café und schreibt seinen Bericht für die Print-Ausgabe.
       Der Wirt weist ihn darauf hin: „Die rechte Steckdose funktioniert nicht,
       nur die Linke.“ Dort sitzt ein älteres Paar. Zuerst waren die beiden auf
       dem Römerberg, doch dann „hat es mir in den Fingern gejuckt“, so die Frau.
       „Ich musste noch zum Ostbahnhof kommen. Wenn die Glatzen meinen, nach
       Frankfurt kommen zu müssen, sehe ich es als meine Pflicht an, das zu
       verhindern.“
       
       ## 13.51 Uhr: „Eine, Schande, eine Schande!“
       
       Berlin/Schöneweide. An der Brückenstraße zieht die Nazidemo ungehindert
       wieder über die Brücke Richtung Bahnhof Oberschöneweide. Am Straßenrand
       steht eine ältere Frau. „Das ist eine Schande“, sagt sie. „Eine Schande,
       eine Schande, das ist eine Schande!“ Sie kriegt sich gar nicht mehr ein.
       Ein paar hundert Meter weiter die Spree runter sind in der Ferne weitere
       Gegendemonstranten leise zu hören.
       
       ## 13.48 Uhr: „Trödelei bei Kaffeekränzchen“
       
       Hamburg/Rödingsmarkt. Der Demozug wurde gespalten. Der Lautsprecherwagen
       düst mit einer kleinen Vorhut vorneweg, die Polizei stoppt den Rest und
       wirft den DemonstrantInnen „Trödelei bei Kaffeekränzchen“ vor. Die Stimmung
       ist weiterhin super.
       
       ## 13.46 Uhr: Nazis fast durch
       
       Berlin/Schöneweide. Die NPD-Demo kommt nahezu ungehindert und zügig voran.
       Die Spitze ist bereits wieder auf der Brücke über der Spree auf dem Rückweg
       zum Bahnhof Oberschöneweide. Die Polizei hat die Route perfekt abgeriegelt.
       Nur ab und an sieht man in weiter Ferne ein paar Gegendemonstranten.
       
       ## 13.39 Uhr: Stubenrauchbrücken abgeriegelt
       
       Berlin/Schöneweide. Die beiden parallelen Brücken der
       Karlshorsterstraße/Stubenrauchbrücken sind von der Polizei abgeriegelt.
       Auch hier sind Wasserwerfer aufgefahren. Mehr als 700 Blockierer sind auf
       der Straße. Ein Mann bahnt sich seinen Weg durch die Menge, Fahrradhelm auf
       dem Kopf, sein Fahrrad schiebt er. Er müsse hier durch, er komme nirgends
       durch, aber er müsse doch zur Arbeit. Kopfschütteln. „Dann geben sie mir
       das wenigstens schriftlich, dass ich das meinem Chef zeigen kann.“ Bekommt
       er nicht. Dafür legt der Wasserwerfer den Rückwärtsgang ein. Jubel. Die
       Blockierer geben den Punkt auf.
       
       ## 13.35 Uhr: „Ihr habt den Krieg verloren!“
       
       Berlin/Schöneweide. Nach der dritten Räumungsdurchsage der Polizei, folgt
       die Durchsage des Veranstalters: „Die Kundgebung hier ist aufgelöst.“
       Gespanntes Warten, dann wieder die Polizei: „Unterlassen sie das Rütteln am
       Absperrgitter, sonst machen wir Gebrauch von Wasserwerfer und
       Schlagstock!“. Als die Nazis in Sichtweite sind, wird es laut: „Ihr habt
       den Krieg verloren!“ Nach ein paar Minuten sind die Nazis vorbeigezogen,
       die GegendemonstrantInnen verlassen die Absperrung. Letztendlich kam der
       Wasserwerfer nicht zum Einsatz. Die Leute zerstreuen sich.
       
       ## 13.34 Uhr: NPD-Kundgebung abgesagt
       
       Frankfurt/Ostbahnhof. Die Blockade am Ostbahnhof war erfolgreich. Ein
       Polzeisprecher bestätigt, dass der Veranstalter der NPD-Kundgebung diese
       abgesagt hat. Die acht am Ostbahnhof verbliebenen Nazis wurden von der
       Polizei herausgeleitet. Währendessen wird es bei der Blockade auf den
       Gleisen etwas ruppiger, teilweise werden DemonstrantenInnen weggetragen.
       
       ## 13.33 Uhr: Blockade unmöglich
       
       Berlin/Schöneweide. In der Griechischen Alle und der Edisonstraße stehen in
       etwa 100 Meter Entfernung von der geplanten Demo-Route jeweils mehrere
       Hundert Gegendemonstranten. Sie spielen Musik oder fordern lautstark:
       „Nazis raus!“ Beiden Ansammlungen gegenüber stehen auch hier Wasserwerfer,
       die ihre Kanonen auf die Gegendemonstranten gerichtet haben. Die NPD-Demo
       ist kaum noch 100 Meter entfernt in der Siemensstrareße. Eine Blockade
       scheint hier absolut unmöglich.
       
       ## 13.32 Uhr: Wir brauchen Bass!
       
       Hamburg/Helgoländer Allee. Kurz vor den Landungsbrücken, aus dem mit
       Luftballons behangenen Lautsprecherwagen heizen laute Bässe der Absoluten
       Beginner den DemonstrantInnen ein.
       
       ## 13.30 Uhr: Wackeldackel im Wasserwerfer
       
       Berlin/Schöneweide: Die geplante Demoroute der Nazis auf der Siemensstraße
       ist rappelvoll mit Polizei. In den Seitenstraßen haben sich die
       GegendemonstrantInnen versammelt. Allein in der Deulstraße stehen mehr als
       200 von hinter einem Absperrgitter. Zwischen ihnen und der Demoroute steht
       ein blauer Wasserwerfer aus Hannover. Im Führerhaus hat der Fahrer neben
       dem Lenkrad einen Wackeldackel stehen. Vielleicht ist auch er ein
       Wackelpitbull.
       
       ## 13.26 Uhr: Treffpunkt: Stübenplatz
       
       Hamburg/ Landungsbrücken. Ab hier nimmt die Euromayday-Parade jetzt
       unterschiedliche Wege auf die andere Elbseite nach Wilhelmsburg. Ein
       Demozug fährt mit Wagen und Fahrrädern über den Freihafen in Richtung
       Veringstraße; mit dem Barkassen fährt eine andere Truppe. Ein paar
       Demonstranten können mit einem Amerikanischen Schulbus mitfahren. Um 14 Uhr
       treffen sich dann alle wieder zur Zwischenstation am Stübenplatz in Veddel.
       
       ## 13.25 Uhr: Es wird voller
       
       Berlin/Mariannenplatz. Um die Buden der politischen Initiativen wird es
       langsam voller. Eltern schlendern mit ihren Bratwurst kauendem Nachwuchs
       über den Platz. Eine Gruppe Spanier glüht mit Bier vor. Die Polizei hat ein
       Stück Straße abgesperrt – für den Fahrradparcour der Kinder.
       
       ## 13.22 Uhr: Langer Weg nach Wilhelmsburg
       
       Hamburg/Millerntorplatz. Am Anfang der Reeperbahn stoppt der Euromayday-Zug
       für eine spookige Darbietung zu den vom Abriss bedrohten Esso-Häusern an
       der Reeperbahn. Einige Hundert Demonstrant_innen, viele davon mit
       Fahrrädern, bereiten sich auf den langen Weg nach Wilhelmsburg vor.
       Sonnencreme wird rumgereicht. Vom Lautsprecherwagen aus verteilt einer der
       Organisatoren Maulwurfsmasken – passend zur Station bei der internationalen
       Gartenschau, die derzeit in Wilhelmsburg stattfindet.
       
       ## 13.20 Uhr: Nazidemo abgesagt?
       
       Frankfurt/Ost. Wie der Frankfurter sagt: “gude Laune“ vor dem Ostbahnhof.
       Es spielt Musik, die Leute sind gelassen. Hinter dem Bahnhof sieht es etwas
       anders aus. In der Menge der Gegendemonstranten wird ein älterer Mann als
       Nazi identifiziert. Zwei jüngere Antifas packen ihn und zerren ihn aus der
       Menge. Die Polizei übernimmt ihn und geleitet den Mann hinter das
       Absperrgitter und tatsächlich: Er schließt sich den sieben Nazis an, die
       sich im Ostbahnhof versteckt haben. Sie stehen hinter einem Absperrgitter,
       teils mit Sonnenbrillen und Kapuzen. Aus dem Lauti heißt es, die Blockade
       sei erfolgreich. Der Versammlungsleiter der NPD soll die Veranstaltung
       abgeblasen haben.
       
       ## 13.18 Uhr: „Neupack, Neupack!“
       
       Hamburg/Fischmarkt. Die DGB-Kundgebung neigt sich langsam ihrem Ende zu und
       wird in einer Brückenveranstaltung zum in Hamburg stattfindenden Kirchentag
       mit Kirchenvertretern und Bürgermeister Olaf Scvholz fortgesetzt. Die Rede
       des Hauptredners Michael Vassiliadis, dem Vorsitzenden der IG BCE, ist
       immer wieder durch Sprechchöre behindert worden. Viele der Versammelten
       wollten von ihm kein politischen Rundumschlag, sondern konkrete Angaben zum
       Streik bei dem Verpackungsmittelhersteller Neupack hören. „Neupack,
       Neupack!“, skandierten sie immer wieder, was allerdings an dem
       Gewerkschaftschef abprallte. Zu guter letzt versprach er aber dennoch, dass
       der sechsmonatige Arbeitskampf erfolgreich zu Ende geführt werde und keiner
       der Streikenden Nachteile zu erwarten habe.
       
       ## 13.14 Uhr: Wasserwerfer halten die Route frei
       
       Berlin/ Schöneweide. In der Wilhelminenhofstraße muss die Nazi-Demo erneut
       anhalten. Die Polizei verkündet über Lautsprecher, es müsse gerade geklärt
       werden, ob die geplante Demo-Route zur Verfügung stünde, um Verständniss
       werde gebeten. In Sichtweite sind auf der Siemensstraße zwei Wasserwerfer
       aufgefahren, die Gegendemonstranten in eine Seitenstraße drängen.
       
       ## 13.08 Uhr: „Kraftlose“ Nazis
       
       Berlin/Schöneweide. Direkt hinter dem NPD Aufzug flaniert Berlins
       Verfassungsschutzchef Bernd Palenda mit, in Jacke und Poloshirt.
       „Kraftlos“, kommentiert er den Aufmarsch. „Weit weniger Teilnehmer als
       Schmidtke angekündigt hat und alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit.“
       Palenda sieht nicht sehr beunruhigt aus, „Der Dampf lässt nach.“
       
       ## 13.07 Uhr: NPD: „Zu wenig Polizei“
       
       Berlin/ Schöneweide. In der Wilhelminenhofstraße Ecke Edisonson Straße
       fordert jetzt der NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke: „Die Kunstwährung
       Euro muss weg.“ Dann hetzt er gegen zu viele Migranten, außerdem gebe es
       bei der Veranstaltung „viel zu wenig Polizei vor Ort.“ Zwei Polizisten
       unterbrechen seine Rede. Dann fährt Schmidtke fort: „Liebe Kameraden, die
       Polizei sagt uns, wir müssten hier ein wenig verweilen, weil sie erst einen
       angesammelten Haufen von Blockierern und Straftätern abräumen muss.“ In
       Sichtweite parkt ein Wasserwerfer.
       
       ## 12.59 Uhr: Die Esel sind auf dem Weg
       
       Berlin/Holzmarkt. Der Veranstalter der Esel-Demo hat große Probleme. Erst
       jetzt hat er einen Fahrer für den Anhänger gefunden, sodass nun endlich
       losfahren kann um die Esel zu holen. Er rechnet mit dem Eintreffen am
       Mehlbeerenweg gegenüber dem Mörchenpark frühestens um 14 Uhr. Es waren
       jetzt sowieso noch keine Mit-DemonstrantenInnen gekommen.
       
       ## 12.55 Uhr: Who let the dogs out?
       
       Berlin/Schöneweide. Als einige Demonstranten am Asperrgitter rütteln, holt
       die Polizei zwei Polizeihunde aus dem Auto. Zuerst gehen die belgischen
       Schäferhunde aufeinander los, dann fast auf ihre menschlichen Kollegen.
       Einer verbeißt sich im Rucksack eines Fotografen. „Tierquäler“, schreit die
       Menge.
       
       ## 12.56 Uhr: Tränengas und Wasserwerfer
       
       Berlin/Schöneweide. Es wird ungemütlich: Team Pink ist jetzt in Sichtweite
       zur Siemensstraße, wo gleich die Nazis entlangmarschieren sollen. Es ertönt
       die Ansage: „Seid laut und habt ein bisschen Spaß dabei!“ Die Swing Musik
       ist erstmal aus, ein Anwohner versorgt die Wartenden mit Wasserflaschen vom
       Balkon. Jetzt müssten sie gleich kommen. „Alerta, Alerta, Antifacista“,
       dann Gerangel in der ersten Reihe: die Polizei sprüht Tränengas dort
       hinein. Beißender Geruch macht sich breit, ein paar Augen werden
       ausgespült, dann wird weiter geschrien: „Deutsche Polizisten schützen die
       Faschisten.“ Übers Megaphon kommt die Durchsage, dass hier kein gewaltsamer
       Protest erwünscht ist, „lasst euch nicht ärgern“. Gespanntes Warten. Und
       shcon kommt der Wasserwerfer. Er wird mit Sprechchören empfangen: „wo, wo,
       wo wart ihr in Rostock?“
       
       ## 12.51 Uhr: Köfte brutzelt schon
       
       Berlin/Kreuzberg. Kreuzberg läuft sich warm für das größte Straßenfest des
       Jahres: das Myfest. 30.000 bis 40.000 Besucher waren es im letzten Jahr,
       soviel werden auch diesmal erwartet. Die Sonne hat sich zwar etwas
       verkrochen, aber die Bässe wummern schon. Auf insgesamt 19 Bühnen zwischen
       Kottbuser Tor, Oranienplatz, Görtlitzer Bahnhof und Mariannenplatz wid ein
       breites Musikspektrum dargeboten: Punk, Rock, Folk oder Girattenmusik wird
       später zu hören sein. Grillschwaden ziehen durch die Straßen, die aber noch
       nicht verstopft sind. 200 Stände sind angemeldet, Kreuzberger
       Kleingewerbetreibende bieten dort Salate, belegte Brötchen aber vor allem
       Grillgut wie Köfte an. Der Verkauf von Bier in Flaschen und Dosen ist wie
       in den Vorjahren verboten – in Plastikbechern aber zu haben. In Neonwesten
       gekleidete Polizisten vom Antikonflikt-Team streifen bereits über das Fest.
       Sie sagen, dass sie allein mit 80 BeamtInnen auf dem Myfest unterwegs
       seien. Um die Buden der politischen Initiativen wird es langsam voller.
       Eltern schlendern mit ihrem Bratwurst kauendem Nachwuchs über den Platz.
       Eine Gruppe Spanier glüht mit Bier vor. Die Polizei hat ein Stück Straße
       abgesperrt - für den FahrradParcour der Kinder.
       
       ## 12.50 Uhr: Gröhlende Nazis
       
       Berlin/Schöneweide. Rund 300 Neonazis demonstrieren ungehindert über die
       Brückenstraße Richtung Osten. Der berliner NPD-Landesvorsitzende Sebastian
       Schmidtke erinnert per Lautsprecherdurchsage die Teilnehmer an die
       Polizeiauflage, nach der es nicht erlaubt sei zu rufen „Nationalsozialismus
       jetzt!“ Statt dessen solle man rufen „Nationaler Sozialismus jetzt“. Die
       Menge gröhlt.
       
       ## 12.47 Uhr: Und was machen eigentlich die Nazis?
       
       Frankfurt/ Ost. Genau 10 von ihnen haben sich im Ostbahnhof versteckt.
       Vermutlich wurden sie von der Polizei dort reingeschleust. Währenddessen
       befinden sich 150 Nazis in Hanau, einschließlich dem dem stllvertretenden
       NPD Bundesvorsitzenden Udo Pastörs. Wahrscheinlich werden sie dort bleiben,
       denn die Gleise nach Frankfurt sind immer noch dicht. „Die Blockade hier an
       den Gleisen hat doch prima funktioniert“, lobt Christian Heimpel,
       Stadt-Abgeordneter der SPD. „Die Polizei war bisher recht deeskalierend –
       im Gegensatz zum Danziger Platz.“ Dort sei sie „brutal gegen ältere
       Menschen vorgegangen“.
       
       ## 12.45 Uhr: Nazis auf der Brückenstraße
       
       Berlin/Schöneweide. Die vier abgeräumten Blockierer sind ganz zufrieden.
       „Ja“, sagt einer „Das war schon ein Erfolg. Hätte aber gerne auch ein paar
       Stunden länger dauern können. Wir hatten ein bisschen Pech, dass die
       Polizisten aus niedersachsen hier waren. Die hatten für alle Fälle was
       dabei.“ Auf die Frage wie sie jetzt wieder rauskommen, antworteten die
       vier: „Wir haben die Polizei um eine Nagelfeile gebeten. Damit werden wir
       uns dann innen drin losfeilen.“ Derweil ziehen mehrere hundert Nazis über
       die gerade geräumte Brückenstraße.
       
       ## 12.41 Uhr: Doch frei am Tag der Arbeit
       
       Berlin/Schöneweide. Eine junge Frau irrt mit Handy am Ohr durch die
       abgeriegelte Edisonstraße: „Eigentlich wollte ich grad zur Arbeit, Dunkin
       Donuts, aber hier kommt man ja nirgends durch!", klagt sie. Sie ruft
       nochmal ihren Chef an. Der hat ein Nachsehen. „Ich hab frei“, sagt die Frau
       noch etwas ungläubig. „Naja, auch gut.“
       
       ## 12.40 Uhr: Gorlebenerprobte Polizei in Berlin
       
       Berlin/Oberschöneweide. Die Betonpyramide wurde 250 Meter weiter in eine
       Seitenstraße gefahren. Dort soll sie nun auf einem Parkplatz mit Spreeblick
       abgestellt werden. Der technische Leiter des Einsatzes der Polizei sagt,
       dass dies jetzt wohl die zwölfte Pyramide sei, die seine Truppe im Laufe
       der Jahre bereits abgeräumt habe. „Früher in Gorleben konnte man ja schon
       die Uhren danach stellen, dass es so etwas gibt“, ergänzt er noch. Seine
       Truppe sei extra für solche Fälle hier nach Berlin gereist. Die Blockierer
       (4 Leute) seien nun selbst dafür verantwortlich wie sie aus der Pyramide
       wieder herauskommen.
       
       ## 12.37 Uhr: „Kirche ist der mieseste Arbeitgeber“
       
       Hamburg/ Fischmarkt. Die letzten Teilnehmer_innen des Hamburger 1. Mai sind
       am Fischmarkt eingetroffen. Dort herrschen ein wenig chaotische Zustände.
       Während von der Hauptbühne der DGB-Vorsitzende Uwe Grund das offizielle
       Programm abwickelt und Gemeinsamkeiten mit der Kirche hervorhebt, beschallt
       von der anderen Seite ein Lautsprecherwagen die
       Kundgebungsteilnehmer_innen. Sprecher heben hervor, dass die Kirche und die
       Diakonie die miesesten Arbeitgeber in Deutschland seien. Dort würden Leute
       zu Billiglöhnen angestellt - wenn vom Streikrecht Gebrauch gemacht wird,
       würden Kirche und Diakonie die Arbeitsgerichte in Anspruch nehmen, um
       Streiks zu unterbinden.
       
       ## 12.36 Uhr: Zoom is verboten
       
       Berlin/Kreuzberg. Die Kreuzberg-Crew hat ihre erste Meldung aus dem
       Prinzenbad: Ein Polizeihubschrauber fliegt in West-Ost-Richtung darüber
       hinweg. Die Schwimmer blicken auf. „Was will der denn hier“, fragt einer.
       „Übersichtsaufnahme“, sagt eine mit roter Badekappe. „Wahrscheinlich
       stellen die grade ihre Kamera scharf“, meint noch ein anderer. „Aber
       ranzoomen ist verboten“. Übersichtsaufnahmen sind eigentlich dazu da,
       Verkehrsströme zu regeln, aber im Prinzenbad ziehen alle ganz geordnet ihre
       Bahnen. Angesichts der etwas kühlen Temperaturen, kann man die Leute jedoch
       an zwei Händen abzählen.
       
       ## 12.35 Uhr: „Einer muss es ja machen“
       
       Frankfurt/Ost. Die Demonstranten auf den Gleisen am Ostbahnhof werden von
       der Polizei einzeln rausgeführt, abgefilmt und durchsucht – das volle
       Programm. Eine Frau, die die Szenen vom Rand aus beobachtet, sagt zu einem
       Polizisten: „Das ist doch ein Scheiß-Job, für die Nazis seinen Kopf
       hinzuhalten! Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Der
       Polizist erwidert: „Einer muss es ja machen“ und geht. Währenddessen gibt
       es eine Durchsage aus dem Lauti: „200 Nazis machen sich von Hanau auf den
       Weg nach Frankfurt. Sie werden mit der S-Bahn genau hier vorbeikommen.“ Auf
       dem Römerberg ist inzwischen von bis zu 10 000 Demonstranten die Rede. Ein
       Fotograf berichtet dem taz-Reporter, dass bei einer Rangelei am Danziger
       Platz vor dem Ostbahnhof ein älterer Mann von einem Polizisten mit der
       Faust ins Gesicht geschlagen wurde. Der Mann blutete danach aus Nase und
       Mund.
       
       ## 12.31 Uhr : Alle Seitenstraßen der Nazi-Route dicht
       
       Berlin/Schöneweide. Die taz ist alle Blockadepunkte (5!) in
       Oberschöneweide, nördlich der Brückenstraße, abgelaufen. Inzwischen sind
       alle Seitenstraßen an der NPD Route dicht. Allerdings nur die
       Seitenstraßen. Die NPD-Strecke an sich hält die Polizei mit Gittern und
       Mannschaftswagen frei. Die Nazi-Gruppe von etwa 50 Mann vor den Spreehöfen
       steht aber nach wie vor. Kurzer Blockade-Check: lauteste ist die
       Wilhelminenhofstraße, dort schallt Michael Jackson aus dem Lauti, viele
       rote Fahnen sind zu sehen, gut 150 Leute sind dort. Peacigste: Griechische
       Allee, Seifenblasen, Senioren und Antifas lauschen dort Schulter an
       Schulter Buena-Vista-Social-Liedgut gespielt auf einer Gitarre. Am nahsten
       dran: Deulstrasse, nur eine Wasserwerferlänge, aber auch nur knapp 100
       Blockierer.
       
       ## 12.30 Uhr: Proteste in ganz Europa
       
       Auch in anderen europäischen Ländern wird am [14][1. Mai demonstriert und
       gefeiert]. In der Türkei hat es gescheppert, in Griechenland geht nichts
       mehr, Putin verleiht Ehrentitel.
       
       ## 12.25 Uhr: Mörchenpark-Einweihung erwartet
       
       Berlin/Mitte. Am Mörchenpark ist noch Aufbau, ab 14 Uhr wollen die
       Veranstalter das Gelände an der Holzmarktstraße einweihen. Der
       Bürgermeister kommt und gibt den Fußweg an der Spree offiziell frei.
       
       ## 12.23 Uhr: Nazis scheinen orientierungslos
       
       Frankfurt/Ost: Um den Ostbahnhof herum befinden sich einige Blockadepunkte,
       mehrere Hundert DemonstrantInnen sind auf den Gleisen. Von diesen nimmt die
       Polizei nun die Personalien auf. Laut einem Gerücht würden sich die Nazis
       auf dem Weg zum Ostbahnhof machen, allerdings wird dies vom Polizeisprecher
       nicht bestätigt. Dieser sagt lediglich, dass „am Bahnhof Mainkur eine
       Handvoll Nazis rumstehen und nicht wissen was sie machen und wohin sie
       sollen.“
       
       ## 12.22 Uhr: Euromayday startet
       
       Hamburg/Spielbudenplatz. Bei der Esso-Tankstelle an der Reeperbahn, die
       Demonstranten der Euromayday-Parade versammeln sich und schauen der
       Perfomance des Schwabinggrad-Balletts zu. Gleich geht es weiter. Auftakt
       ist am Millerntorplatz. Von dort aus zieht die Parade über die Elbe bis zum
       Gelände der internationalen Gartenschau. Es sind kaum Polizisten vor Ort.
       
       ## 12.20 Uhr: Mehrere tausend bei DGB-Demo auf dem Römerberg
       
       Frankfurt/Römerberg: Laut Polizeiangaben demonstrieren dort 5.000 Menschen
       bei DGB-Kundgebung. Harald Fiedler, Regionsvorsitzender des DGB in
       Frankfurt, spricht hingegen von 8.000 TeilnehmerInnen.
       
       ## 12.15 Uhr: BlockerInnen schwärmen aus
       
       Berlin/Schöneweide. BlockiererInnen in haben sich an der Ecke
       Kunheimstraße/Nalepastraße geteielt. Die Polizei versperrt den Weg zur
       Nazi-Route und drängt die Leute immer wieder zurück. Weil es hier nicht
       weitergeht, hat sich die Gruppe geteilt: Team Blau sucht eine andere
       Stelle, Team Pink hält die Stellung und schwingt zu Swingmusik
       ([15][Video]) das Tanzbein.
       
       ## 12.10 Uhr: Pyramide abgeräumt
       
       Berlin/Schöneweide. Die Pyramide an der Brückenstraße wird gerade
       abgeräumt. Eine Stahlplatte ist komplett unter die Pyramide geschoben
       worden. Die Polizei hat Stahlseile befestigt, um die komplette Blockade
       anzuheben. Einer der 4 Blockierer raucht erstmal eine, bevor die Pyramide
       samt Blockierern auf einen bereitstehenden Lastwagen gehoben wird. Die
       Blockierer rufen „Erster Mai – nazifrei.“ Bestimmt 50 Fotografen machen
       ihre Bilder.
       
       ## 12.08 Uhr: „Das gab es noch nie“
       
       Berlin/Schöneweide. Journalisten, die innerhalb die Polizeiabsperrung
       wollen, müssen nicht nur Presse- und Personalausweis vorzeigen, sondern
       auch angeben, für welches Medium sie arbeiten. Ein Fotograf wundert sich:
       „Ich mache das seit 15 Jahren, das gab es noch nie“" Der Polizist
       entgegnet: „Wir wollen halt wissen, wer alles drin ist.“
       
       ## 11.55 Uhr: Gretchenfrage zum 1. Mai
       
       Hamburg/ Fischmarkt. Auf dem Fischmarkt treffen die ersten
       Kundgebungsteilnehmer_innen ein. An den Seiten der DGB-Bühne hängt das Logo
       des 34. evangelischen Kirchentages. Schon an der Route waren christliche
       Pfadfinder und Kirchentagsbesucher_innen zu sehen. Ein Aufkleber gegenüber
       der Hafenstraße mit dem Spruch „Die Bibel ist ein Märchenbuch“ irritierte
       einzelne Pfadfinder.
       
       ## 11.50: „Die Idioten haben's nicht geschafft“
       
       Frankfurt/ Ost. Am Himmel kreisen ständig Polizei-Helikopter. Direkt vor
       dem Ostbahnhof demonstrieren rund 300 Menschen. Die Polizei sperrt den
       Bahnhof. Sonst ist es ruhig. Hinter dem Ostbahnhof, nahe der
       Ferdinand-Happ-Straße – auf der die festgelegte Route der Nazis verläuft –
       versammeln sich etwa genauso viele Menschen um einen Lauti. Die
       Ferdinand-Happ-Straße ist komplett abgesperrt, außer Polizei ist aber
       nichts zu sehen. Mit einem süffisanten Lächeln sagt ein Polizist: „Hier
       sind keine Nazis. Ist doch gut. Die Idioten haben's nicht geschafft.“
       
       ## 11.47 Uhr: Profis bei der Arbeit
       
       Berlin/Schöneweide. Nach stundenlanger Vorbereitung hat die Polizei jetzt
       begonnen mit Hilfe eines Krans eine Stahlplatte unter die Betonpyramide zu
       ziehen. Es geht nur millimeterweise voran. Immer wieder tauschen sich
       Polizisten und Blockierer über den Stand der Dinge aus. Manchmal wird auch
       gelacht. Hier sind offensichtlich auf beiden Seiten Profis am Werk. Die
       Balkone der Nachbarhäuser sind mittlerweile gut gefüllt.
       
       ## 11.45 Uhr: „Revolution: Bildung“
       
       Hamburg/ Landungsbrücken. Ein gemischter Chor empfängt die
       Demonstrationsspitze. „Vorsätze nicht vergessen“, stimmen sie an. Das
       Solidaritätslied kommt gut an. Wenige Schritte weiter tritt eine kleine
       Irritation auf: Auf einer Fußgängerbrücke über die Straße, auf der die
       Demonstrant_innen gehen, stehen schwarz gekleidete Jugendliche mit einem
       Transparent „Revolution: Bildung“. Doch es sind keine Autonomen, sondern
       Mitglieder der IG Metall Jugend, die kleine Papierschnipsel auf die Demo
       rieseln lassen, um auf den Bildungsnotstand hinzuweisen.
       
       ## 11.42 Uhr: Kapitalismus abschaffen
       
       Hamburg/St. Pauli, Neustadt. Zur Zeit schlängelt sich der kilometerlange
       Demonstrationszug des DGB zum 1. Mai durch die engen Straßen von St. Pauli
       und unterhalb des Michels entlang. Während im vorderen Teil des Zuges vor
       allem die klassischen gewerkschaftlichen Themen dominieren – soziale
       Gerechtigkeit, Frieden, Kampf gegen Neonazis, Erhalt der Arbeitsplätze in
       privaten Unternehmen und harsche Kritik an der Sparpolitik der hamburger
       Senats – ist im hinteren Teil der Demo auch ein großer
       internationalistischer und revolutionärer Block vertreten. Dort wird den
       DGB-Gewerkschaften das beharren auf der Sozialpartnerschaft vorgeworfen,
       statt fundamentale Kritik am System zu äußern. „Kapitalismus abschaffen“
       lautet die Formel, „Gegen Ausbeutung und Unterdrückung“ ist das Motto.
       
       ## 11.36 Uhr: Grüne nicht auf der Gewerkschaftsdemo
       
       Berlin/Unter den Linden. Die gewerkschaftliche Demonstration in Berlin ist
       am Morgen mit etwa 3100 Teilnehmer_innen gestartet. Der Demozug bewegt sich
       auf der Repräsentativmeile Unter den Linden Richtung Brandenburger Tor,
       vorbei an der Parteizentrale der FDP und Bürogebäuden des deutschen
       Bundestages. Die Stimmung ist gemütlich und ausgelassen. Das
       Teilnehmerspektrum breit: die Berliner Stadtreinigung fährt mit
       orangefarbenen Reinigungswagen mit, ein Berliner Fanfarenzug spielt Musik,
       auch internationale Gruppen sind vertreten – Kommunisten aus der Türkei,
       Sozialisten aus Frankreich sowie Anarchisten aus Griechenland. Verlierer
       des Tages: die Grünen, mit handgezählten 24 Teilnehmer_innen. Die linke
       Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen Union (FAU) kommt auf die doppelte
       Teilnehmerzahl.
       
       ## 11.35 Uhr: 12 Nazis
       
       Frankfurt/Ost. Auf den Bahngleisen, wo die Blockierer sitzen, geht es
       gelassen zu. Die Polizei lässt aber niemanden mehr aus dem Kessel. Eine
       Mutter ist mit ihrem Kind auf der Demo. Sie will „Solidarität gegen die
       Nazis zeigen.“ Aus dem Lauti, der neben den Gleisen steht, umringt von
       zahllosen Polizeifahrzeugen, heißt es: „Und 12 Nazis marschieren auf der
       Hanauer Landstraße mit Polizeibegleitung.“
       
       ## 11.30 Uhr: Polizeiführung entspannt
       
       Berlin/Schöneweide. Edisonstr/Wilhelminenhofstr: Exakt 52 Neonazis haben
       sich hier bisher auf der Kreuzung eingefunden, zwischen Spreehöfen und
       „Curryweide“, viele im Möchtegern-Autonomenstyle, aus einem blauen Van
       krakeelt Rechtsrock: „Fürs Vaterland sterbe ich.“ Polizeipräsident Klaus
       Kandt und Innensenator Frank Henkel treten dazu, entspannt. „Wenn alles so
       friedlich bleibt, gibts am Ende des Tages nur Gewinner“, frohlockt Henkel,
       locker in Lederjacke und Adidas-Sneakers. Polizeivize Margarete Koppers
       reicht eine Tüte Brownies herum. Henkel mundet's: „Hm, sie haben 'nen guten
       Geschmack.“
       
       ## 11.25 Uhr: Arme Polizei
       
       Berlin/Schöneweide. Innensenator Frank Henkel (CDU) kommt kurz bei der
       Betonblockade in der Brückenstraße vorbei. Er lobt die Arbeit der Polizei.
       Sie sei „gut aufgestellt und besonnen“. Dann kritisiert er die Blockierer:
       „Ich weiß nicht, ob diese Art von Protest angemessen ist an einem Tag, wo
       die Polizei eh schon so viel zu tun hat.“
       
       ## 11.19 Uhr: Olaf Scholz ist dabei
       
       Hamburg/Seewartenstr. Bei der DGB-Kungebung geht Bürgermeister Olaf Scholz
       in der ersten Reihe mit. Zusammen mit Gewerkschaftsfunktionären hält er das
       Transpi mit dem Motto: „Gute Arbeit, sichere Rente, soziales Europa“.
       Wenige Schritte hinter ihm gehen Angestellte von Neupack. Seit sechs
       Monaten sind sie im Streik um einen Tarifvertrag.
       
       ## 11.15: Kessel am Ostbahnhof
       
       Frankfurt/Ost. Über 150 Polizisten kesseln die Demonstranten auf den
       Gleisen ein. Die setzen sich einfach hin. Am Römerberg kommen indes immer
       mehr Menschen zur DGB-Kundgebung zusammen, es spielt eine spanische Band.
       
       ## 11.11 Uhr: Gewerkschaft vs. Kirchentag
       
       Hamburg/St Pauli. Pünktlich um 11 Uhr – ohne akademisches Viertel – setzt
       sich der gewerkschaftliche 1. Mai-Aufzug durch St Pauli in Bewegung. Auf
       dem Sammelplatz hat es zuvor einen Dissens gegeben, weil der revolutionäre
       Block bei der Begrüßungsrede des DGB Landesvorsitzenden Uwe Grund nicht
       sofort den Lautsprecherwagen abgestellt hatte. Da der gewerkschaftliche 1.
       Mai in diesem Jahr im Einklang mit dem evangelischen Kirchentag in Hamburg
       steht, steht auf dem Transparent eines Protestlers: „Hungerlöhne in der
       Diakonie“.
       
       ## 11.09 Uhr: „Das wäre ganz lieb“
       
       Berlin/Schöneweide. Die Demonstranten versuchen noch einmal über die
       Helmholtzstraße zum S-Bahnhof Schöneweide zu kommen. Zunächst schaffen es
       zwei Dutzend Polizisten nicht, die Menge aufzuhalten. Schon leichter tun
       sich zwei Beamte mit einem Mann, der sich mit einer Einzelsitzblockade
       versucht und vor einem Polizeiauto auf die Straße wirft. Die Blockierer
       stehen nun etwas ratlos auf der Napelastraße. Hinten die Polizisten. Und am
       Ende der Straße steht der Wasserwerfer. Die Polizei meldet sich per
       Lautsprecher. Ein Verantwortlicher der Menschenmenge möge doch mal
       vorbeikommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Das wäre ganz lieb.“
       Pfiffe.
       
       ## 11.02 Uhr: Rauchbomben und Tee trinken
       
       Frankfurt/Ost. Der Schwarze Block hat auf den Gleisen zum Ostbahnhof eine
       Rauchbombe gezündet, sonst heißt es: abwarten. Laut Polizei sind noch keine
       Nazis am Ostbahnhof. Weitere Demonstranten haben sich an der Hanauer
       Landstraße versammelt, um eine Blockade zu errichten.
       
       ## 11.00 Uhr: „Bekannte Pyramiden-Problematik“
       
       Berlin/Oberschönweide. Die vier Blockierer an der Brückenstraße sitzen
       mittlerweile auf Holzpaletten. Ein Fachmann der niedersächsischen Polizei
       hat ihnen erklärt, dass als nächstes eine mit Schmierseife versehene
       Holzplatte unter die Pyramide geschoben werden soll. Inzwischen versuchen
       die Beamten, die Pyramide auch mit Stahlstangen leicht anzuheben.
       Polizei-Vizepräsidentin Margarete Koppers ist vor Ort – sie sagt, sie
       vertraue ganz den Spezialisten aus Niedersachsen. „Die
       Pyramiden-Problematik ist ja eine bekannte in Deutschland“, sagt der
       Einsatzleiter der Berliner Polizei.
       
       ## 10.52 Uhr: Kaffeetassen umklammern
       
       Berlin/Schöneweide. Die Brückenstrasse steht immer noch im Zeichen der
       Pyramide. Die Polizei hat alles dicht gemacht, von den Balkonen beobachten
       Anwohner das Geschehen, Kaffeetassen umklammernd. Der Naziladen Hexogen ist
       verwaist, der Henker auch, nur zwei Wasserwerfer warten hinterm Haus. Dafür
       spazieren gerade drei Jungnazis im Polizeispalier gen Bahnhof, einer von
       ihnen Björn Wild, mutmaßlicher Kopf des NW Berlin.
       
       ## 10.50 Uhr: Warten auf Ansage
       
       Berlin/ Oberschönweide. An der Deulstraße schauen rund 400 Demonstranten
       auf die „Aktionskarten“ und warten auf eine Ansage, wie es weitergehen
       soll. Ein Mann ist auf einen Baucontainer geklettert, spielt Gitarre und
       singt. Ein weiterer Demopulk stößt hinzu, gefolgt von Polizisten, die den
       Rückweg dichtmachen. Auch am anderen Ende der Straße wartet die Polizei
       auf, inklusive Wasserwerfer. Nebenan ein Kinderspielplatz, dahinter
       Polizisten. Insgesamt sind hier rund 1000 Menschen versammelt.
       
       ## 10.45 Uhr: Polizei in vollem Riotgear
       
       Frankfurt/Ost. Vom Sammelpunkt Eisporthalle laufen mehrere 100
       Antifaschisten in Richtung Ostbahnhof. Viele Demonstarnen hoffen, „dass die
       Bullen keinen großen Bock haben, uns wegzuräumen.“ Ihr Ziel ist es, die
       Gleise zum Ostbahnhof zu blockieren. Dort empfangen die Polizisten die
       teils schwarz vermummten Demonstranten in vollem Riotgear.
       
       ## 10.37 Uhr: Erste Auseinandersetzungen
       
       Berlin/Schöneweide. Erste Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und
       Polizei an der Helmholtzstraße. Ein Dutzend Beamte versucht die Menge
       aufzuhalten. Einige Demonstranten brechen durch. Ein paar kann die Polizei
       aufhalten. Ein paar Beamten greifen zum Schlagstock. Die Protestierer
       suchen sich einen anderen Weg. „Das Katz-und-Mausspiel beginnt“, sagt
       einer.
       
       ## 10.36 Uhr: Polizeifahrzeuge in Frankfurt ausgebrannt
       
       Frankfurt/ Ostbahnhof. Die Antifaschist_innen treffen sich ab 10 Uhr an
       zwei Sammelpunkten, jeweils nur wenige hundert Meter vom Ostbahnhof
       entfernt (Danziger Platz und Eissporthalle). Von dort aus werden sie
       versuchen, den Naziaufmarsch mittels drei Blockaden zu verhindern. Außerdem
       gibt es an mehreren Orten in der Stadt Infopunkte.In der Nacht zum Mittwoch
       sind in Frankfurt acht Polizeifahrzeuge ausgebrannt, die für den Einsatz am
       1. Mai benötigt wurden. Die Polizei vermutet, dass die Autos, die in der
       Nähe der Messe abgestellt waren, angezündet wurden.
       
       ## 10.35 Uhr: Notarzt an der Pyramide
       
       Berlin/Schöneweide.Die Polizei hat soeben verkündet, dass sie die
       Betonblockade jetzt abräumen will. Dazu will sie Platten unter die Pyramide
       und die 4 Blockierer schieben. Anschließend soll alles komplett
       wegtransportiert werden. Die Blockierer weisen eindringlich darauf hin,
       dass ihnen die Arme gebrochen werden könnten, wenn die Pyramide bewegt
       werde. Sie fragen, wer die Verantwortung habe, der Berliner Einsatzleiter
       oder die Fachpolizisten aus Niedersachsen. Der berliner Polizist antwortet:
       „Ich vertraue den Kollegen aus Hannover. Wir beginnen jetzt.“ Inzwischen
       ist ein Kranfahrzeug direkt an die Pyramide gefahren. Neben den blockierern
       steht ein Notarzt.
       
       ## 10.27 Uhr: Auftakt in Hamburg
       
       Hamburg/St. Pauli. Bei strahlenden Sonnenschein aber dennoch nordischer
       Frische soll um 11 Uhr der traditionelle 1.Mai Aufzug des deutschen
       Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Herzen des Hamburger Kiezes vom
       Spielbudenplatz an der Reeperbahn starten. Die Demonstration soll durch St.
       Pauli entlang der Elbe zum Fischmarkt führen. Mit Spannung wird der
       Auftritt des Hauptredners, dem Vorsitzenden der Industriegewerkschaft
       Bergbau Chemie und Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, erwartet. Die IG
       BCE-Führung in Hannover steht unter harscher Kritik, weil sie den seit
       sechs Monaten Streikenden Belegschaften odes verpackungsmittelherstellers
       Neupack in Hamburg- Stellingen und im niedersächsischen Rotenburg immer
       wieder ihre versönlicherischen und sozialpartnerschaftlichen Streikkonzepte
       diktiert. Die Belegschaften und die betrieblichen Streikleitungen
       verlangen, dass sie die jStrategie zur Durchsetzung eines
       Haustarifvertrages selbst bestimmen. Die DGB-Kundgebung geht dann in eine
       Brückenveranstaltung „Soviel Gerechtigkeit brauchst du - da geht was
       zusammen“ über, die den gewerkschaftlichen 1.Mai mit den in Hamburg
       stattfindenden evangelischen Kirchentag verbinden soll.
       
       ## 10.22 Uhr: „Echt gesundheitsgefährdend“
       
       Berlin/Oberschönweide. An der Brückenstraße versucht die Polizei
       mittlerweile, die Betonpyramide aufzuflexen. Die vier Blockierer haben zum
       Schutz Bauhelme und Ohrschützer aufgesetzt bekommen. Sie bleiben
       optimistisch. „Unser Plan ist, dass wir hier bleiben“, sagt einer der vier
       zur taz. Deshalb habe man die Blockade auch als „Kundgebung für
       Antifaschistische Verankerung“ in Schöneweide angemeldet. Eine am Rand
       stehende Ärztin schüttelt besorgt den Kopf: „Die gefährden echt ihre
       Gesundheit.“ Die Polizei gib sich optimistisch, dass das hier gleich schon
       vorbei sei.
       
       ## 10.20 Uhr: „Hier sind wir richtig“
       
       Berlin/Schöneweide. Der Neukölln-Finger: Er rennt, umläuft auf der Straße
       fuchtelnde Polizisten, rennt weiter und steht jetzt auf der Schnellerstraße
       vor Polizeigittern, Höhe Pitstop. „Wir habens geschafft, hier sind wir
       richtig“, ruft der Langhaarige am Megafon. „jetzt setzen wir uns schön
       gemütlich hin.“ So wirds gemacht. Damit ist die Ausweichroute der NPD gen
       Westen mit rund 400 Leuten dicht. Das nennt man wohl Schwarmintelligenz.
       Allerdings mit einem Verletzten: Ein Demonstrant hat einen Faustschlag
       eines Beamten abbekommen. Der Rest verschnauft.
       
       ## 10.10 Uhr: Auf dem Weg
       
       In Karlshorst sind rund 300 Menschen auf dem Weg Richtung Schöneweide.
       
       ## 10.03 Uhr: Blockierer nicht wegzukriegen
       
       Berlin/ Oberschönweide. Brückenstraße: Auf der Strecke der Nazi-Demo haben
       seit etwa halb acht vier Männer mit einer Betonpyramide die Straße
       blockiert. Ihre Arme stecken so in dem Gerät, dass man sie nicht
       herausholen kann, ohne sie zu verletzen. Die Polizei versucht derzeit, die
       Anlage zu überprüfen und hat bisher nur festgestellt, dass sich unter der
       Pyramide ein aufgeblasener Schlauch befindet. Würde man den beschädigen,
       würden die vier Blockierer unweigerlich auch verletzt. „Wir setzen darauf,
       dass die Polizisten hier erprobt sind“, sagt einer der Blockierer zur taz.
       Sowohl die Betonpyramiede als auch die umstehenden Polizeieinheiten sind
       offensichtlich Gorleben-geschult. Die Fachtruppe der Polizei hier kommt aus
       Niedersachsen.
       
       ## 10.00 Uhr: Über den Friedhof
       
       Berlin/Treptow. Der Neukölln-Finger weicht über den Friedhof Baumschulenweg
       aus. Zwei Polizeiwagen hatten den direkten Weg nach Schöneweide versperrt.
       
       ## 9.55 Uhr: Polizisten schauen zu
       
       Berlin/Baumschulenweg. „Alle der gelben Fahne nach“ ruft der Mann mit dem
       Megafon – und der Neukölln-Finger läuft los, mitten auf der
       Baumschulenstraße, dann links in die Kiefholzstrasse Richtung Schöneweide.
       Die wenigen Polizisten schauen nur zu.
       
       ## 9.50 Uhr: Und schon wieder raus
       
       Berlin/ Neukölln. Der eine Neukölln-Finger steigt am Baumschulenweg schon
       wieder aus, sammelt sich vorm Bahnhof. Die Gruppe ist doch größer als
       gedacht: Etwa 400 Leute zählt die taz. Ein Teil davon tankt nochmal Kaffee
       nach beim Knusperbäcker. Der Rest blinzelt in die Sonne.
       
       ## 9.45 Uhr: Codewort „Kaffee“
       
       Berlin/ Neukölln. Am S Bahnhof Neukölln entert der neuköllner „Finger“ die
       Bahn, die Hälfte gen Treptower Park, die andere Richtung Schöneweide. Auch
       ein dutzend Polizisten, locker mit Basecaps, steigen dazu. Drinnen drängt
       sich's in den Waggons, zwei Fahrradausflügler in rosa Polohemden schauen
       besorgt. Umsonst: alles entspannt, alles fröhlich! Berlin S Bahnhof
       Neukölln. Welches Codewort haben wir eigentlich? Fragt eine junge Frau mit
       Dreads. „Frühstück“, sagt ihr bärtiger Begleiter. „Kaffee“, schlägt eine
       Dritte vor. Sie setzt sich durch.
       
       ## 9.40 Uhr: Und Frankfurt?
       
       Hier ein paar Vorabinfos vom taz-Reporter Timo Reuter aus Frankfurt am
       Main:
       
       Das Verbot 
       
       Die NPD wollte zunächst vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in der
       Frankfurter Innenstadt demonstrieren, doch das haben die städtischen
       Ordnungsbehörden wegen „erheblicher Gefahr für die Sicherheit“ untersagt.
       Schließlich urteilte das Frankfurter Verwaltungsgericht, dass die
       rechtsextreme Partei in der Nähe des neuen, sich noch im Bau befindlichen
       Gebäudes der EZB am Ostbahnhof demonstrieren darf. (Ordnungsdezernent
       Markus Frank sagte, es sei „schon mal ein Teilerfolg, dass die NPD nicht in
       der Innenstadt demonstrieren kann“.)
       
       Die NPD-Demo 
       
       So will die NPD ab 12 Uhr auf der Rückseite des Ostbahnhofs in der
       Ferdinand-Happ-Straße unter dem Motto „Raus aus dem Euro – Gegen Euro und
       Großkapital“ eine Kundgebung abhalten. Auf der Rednerliste stehen unter
       anderem der stellvertretende Parteivorsitzende Udo Pastörs und Siegrid
       Schüssler vom „Rind nationaler Frauen“ – dazu spielt der Nazimusiker
       "Fylgien" Nazimusik. Die NPD erwartet mehrere hundert Anhänger zu der
       Kundgebung, die neben der Veranstaltung in Berlin als zentraler Treffpunkt
       der Partei bundesweit gilt.
       
       Die Gegendemos 
       
       Gegen die Ankündigung der Nazis, in Frankfurt auf die Straße zu gehen,
       regte sich bereits früh Widerstand. Laut einem Polizeisprecher gibt es in
       Frankfurt „über 40 Veranstaltungen“. Es werden mehrere tausend
       Gegendemonstranten erwartet.
       
       Das Römerbergbündnis, dem die christlichen Kirchen, die Jüdische Gemeinde,
       der Frankfurter Jugendring und der DGB angehören, ruft unter dem Motto „für
       ein weltoffenes Frankfurt“ zur Demo auf. Vor dem Rathaus der Mainmetropole,
       auf dem Römerberg, wird ab 11 Uhr unter anderem Frankfurts
       Oberbürgermeister Peter Feldmann sprechen. Die Auschwitzüberlebende Esther
       Bejarano macht dort gemeinsam mit der Rapgruppe „Microphone Mafia “ Musik.
       
       Der „Antifaschistische Ratschlag“, dem rund 120 linke und antifaschistische
       Initiativen angehören, plant zudem, die Nazidemo durch Massenblockaden und
       Aktionen des zivilen Ungehorsams zu verhindern. Die Autonome Antifa
       kündigte an: „Wir wollen den Naziaufmarsch auf jeden Fall verhindern“ Dem
       Bündnis „Antifaschistischr Ratschlag“ gehören unter anderem die
       Gewerkschaftsjugend, Attacgruppen, die Linkspartei, MigrantInnenvertreter,
       die Antifa, Occupy, die Jusos Frankfurt und Friedensorganisationen an.
       
       Die Polizei 
       
       Die Polizei wird auf eine konsequente Trennung von Nazis und
       AntifaschistInnen setzen, sie ist mit einem Großaufgebot in Frankfurt
       präsent., Über die Truppenstärke und die Taktik wollte ein Polizeisprecher
       keine Auskunft geben. Er hegte aber bereits am Dienstag Zweifel, ob die
       Nazis überhaupt an den Ort ihrer Veranstaltung gelangen würden: „Dahinter
       setzte ich ein großes Fragezeichen.“
       
       ## 9.35 Uhr: „Schöneweide nazifrei“
       
       Berlin/Ostkreuz. Rund 600 Menschen haben sich am Ostkreuz versammelt und
       warten auf die Anfahrt gen Schöneweide. „Das schaut gut aus“, sagt die Frau
       am Megaphon. „Der ganze Bahnsteig ist voll, wir sind richtig richtig
       viele.“ Die mehrheitlich jungen Leute haben Schilder mitgebracht.
       „Schöneweide nazifrei“ steht auf einem. Die Sonne scheint. Die
       Bundespolizisten, die entspannt am Bahnsteigrand stehen, haben Schildkappen
       auf dem Kopf.
       
       ## 9.31 Uhr: Gleich fahrn wa los
       
       Berlin/Neukölln. Der 1. Mai Widerstand ist in diesem Jahr ein
       Frühaufsteher. Der Bahnsteig am S Bahnhof Neukölln ist bereits knacke voll:
       gut 400 leute sammeln sich hier, um gleich gemeinsam nach schöneweide zu
       fahren, um dort am Mittag die npd zu blockieren. Viele junge, erstaunlich
       ausgeschlafene Gesichter, schwarze Kapuzenpullover. Auch Grüne, Linke,
       Piraten, Demosanis - alle da. Ein junger Mann mit Megafon: "Gleich fahrn wa
       los".
       
       ## 9.30 Uhr: Sonniger Start
       
       Berlin/Kreuzberg. In den Straßen rund um den Oranienplatz werden die
       letzten parkenden Fahrzeuge abgeschleppt, die ersten Stände mit Getränken
       und Essen stehen bereits, an den Musikbühnen wird noch geschraubt. Derweil
       sind unsere reproter erneut unterwegs nach Schöneweide, trinken ihren
       ersten Kaffe im Hamburger Schanzenviertel oder machen sich auf in die
       Straßen Frankfurts.
       
       Was heute in [16][Berlin zu erwarten] ist, haben wir aufgeschrieben,
       [17][was in Hamburg], auch. Gestern berichteten wir aus Berlin und Hamburg
       im Walpurgisnacht-Ticker. Nachzulesen sind unsere Beobachtungen, inklusive
       Tageszusammenfassung und die [18][vergebliche Suche nach einer Pizza hier].
       
       Die Temperaturen heute werden fast sommerlich sein. Wir wünschen allen
       einen schönen 1. Mai.
       
       1 May 2013
       
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