# taz.de -- „Revolutionäre 1. Mai“-Demo in Berlin: „Wir stellen keine Forderungen“
       
       > Was die Autonomen von der Bundesregierung wollen? Die bedingungslose
       > Kapitulation – sagt Jonas Schiesser, Mitorganisator der Berliner
       > Mai-Demo.
       
 (IMG) Bild: „Mein Eindruck war, dass der militante Ausdruck heftiger war als im Vorjahr."
       
       taz: Glückwunsch Herr Schiesser, Ihre „Revolutionäre 1. Mai“-Demo ist
       erstmals bis vors Brandenburger Tor gekommen. Aber was ist daran eigentlich
       der Erfolg? 
       
       Jonas Schiesser: Dass wir mit bis zu 20.000 Leuten bis in die Mitte der
       Stadt ziehen, ins Herz der Bestie, war von der Gegenseite vorher politisch
       nicht gewollt. Wir haben unsere Kritik trotzdem an den Ort gebracht, der
       exemplarisch für das neue deutsche Großmachtstreben steht, für
       Sozialschweinereien und Militarismus.
       
       Welche Forderung stellt man denn als Autonomer an die Bundesregierung? 
       
       Die bedingungslose Kapitulation, wir stellen keine Forderungen. Wichtig war
       uns das Zeichen, raus aus der Kreuzberger Saufmeile zu kommen, rein ins
       politische Zentrum des deutschen Imperialismus. Und Ende Mai fahren wir
       dann nach Frankfurt/Main, um mit dem Blockupy-Protest auch das finanzielle
       Zentrum des Landes zu stürmen.
       
       Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) feiert den Demozug als den
       friedlichsten seit Gedenken. Sind Sie auf dem Weg zur zweiten DGB-Demo? 
       
       Die Glückwünsche kann sich der Senator an den Hut stecken. Mein Eindruck
       war, dass der militante Ausdruck heftiger war als im Vorjahr, die Sparkasse
       jedenfalls hat mehr gelitten. Nur haben wir uns diesmal nicht
       auseinanderprügeln und spalten lassen, in gute griechische Gewerkschafter
       und böser schwarzer Block.
       
       Trotzdem gab es diesmal nur Minirandale. Befindet sich die autonome Szene
       im Wandel? 
       
       Unsere Demo ist ja schon lange kein reine Autonomendemo mehr, sondern eine
       der radikalen Linken in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit. Gerade in der
       Krise rücken da die verschiedenen Akteure wieder näher zusammen, auch
       nichtradikale. Aber von den Bratwurstenfesten des DGB unterscheiden wir uns
       bei Weitem, allein schon in der Radikalität der Aussagen. Keine Sorge:
       Unsere Demo ist 1987 aus einem Kreuzberger Aufstand entstanden und dieses
       Erbe pflegen wir gerne weiter. Militante hat es hier immer gegeben und wird
       es immer geben. Eine reine Latschdemo wird das nie.
       
       Und ab jetzt geht’s jedes Jahr vors Brandenburger Tor? 
       
       Wohin es nächstes Mal geht, entscheiden wir im Frühjahr 2014. Aber mir hat
       der Anblick von 20.000 Linken auf dem Protzboulevard Unter den Linden Lust
       auf mehr gemacht.
       
       2 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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