# taz.de -- Springer stellt sein Onlinekonzept vor: „Bild“ sucht zahlende Nutzer
       
       > Die „Bild“-Gruppe des Springer-Konzerns hat ihr neues Bezahlangebot
       > vorgestellt. Paywall darf man nicht sagen. Ein Abend in Rot.
       
 (IMG) Bild: Präsentation am 27. Mai im Berliner Axel-Springer-Haus: Geht Plan A schief, wird Plan B ausgepackt
       
       BERLIN taz | Die Bild-Gruppe des Springer-Verlags stellt ihr neues
       Markenabo vor. Dafür wird der Raum sogleich abgedunkelt und das Rotlicht
       angeschaltet. „Das Licht sieht scheiße aus“, sagt der ARD-Kameramann.
       „Alles geflutet. Unprofessionell.“ Die Präsentation ist blau, das beißt
       sich.
       
       Andreas Wiele, Vorstand der Bild-Gruppe gibt schnell noch ein Interview.
       Summa summarum: Bild ist toll. Und ab jetzt kostenpflichtig. So halb. Es
       gibt neben den sogenannten Bild-plus-Inhalten auch weiterhin kostenlose
       Inhalte. Man will niemand vergraulen. Das Wort „Paywall“ werde nicht
       fallen, ich solle es daher nicht benutzen, heißt es.
       
       Dann spricht Donata Hopfen, Geschäftsführerin von Bild-digital. „Wir
       versuchen, die Marktführerschaft zu erhalten“, sagt sie. „Wir bauen die
       Marktführerschaft aus“, steht in der Presseinformation. Beruht die neue
       Bezahlschranke auf Hoffnung und Hilflosigkeit? „Wir hoffen, die Leser
       zumindest im Test begrüßen zu können“, sagt sie.
       
       ## Krieg gegen die Nichtzahler im Netz
       
       Der erste Monat kostet 99 Cent. Jeder weitere Monat zwischen 4,99 und 14,99
       Euro, je nach Umfang des Abos. Bundesliga, genannt „persönliche
       Sportschau“, 2,99 Euro extra. Was genau die Bild-plus Inhalte auszeichnet,
       warum man sofort für sie bezahlen möchte, wird nicht richtig klar. Alles
       halt noch viel exklusiver. „Einzigartige Fotos“, weiß das Pressematerial.
       
       Weiterhin möchte Frau Hopfen „den Nutzer befrieden“ und ihn direkter
       binden. Was das heisst? Werbung, wahrscheinlich. Und befrieden, weil man im
       Krieg ist mit dem Nichtzahler im Netz.
       
       „Die Einfachheit wird es dem Nutzer nicht schwer machen, das Produkt zu
       kaufen“, so Hopfen. Ich stelle mir kurz ein Bild-minus-Angebot vor, in dem
       Unübersichtlichkeit dem Nutzer den Kauf nicht exklusiver Inhalte erschwert.
       „Drücken Sie uns wenigstens heimlich die Daumen“.
       
       ## Das Bild-plus-System werde die Redakteure befeuern
       
       Nun ist Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, an
       der Reihe: Das Bild-plus-System werde die Redakteure befeuern, jeder werde
       nur für Bild-plus produzieren wollen. Sofort denke ich an Profilneurosen
       und Grabenkämpfe.
       
       „In der Lage, Abozahlen zu kalkulieren, sind wir nicht. Wer das kann,
       kriegt sofort einen Job bei Springer“, sagt Döpfner. Das Angebot schießt
       also wirklich ins Blaue. Funktioniere es nicht, probiere man Plan B, danach
       Plan C. Das Alphabet lässt zur Not noch mehr Freischüsse zu. Im Anschluss
       sehen wir noch ein paar Clips, kurze Zusammenfassung: Bild ist spitze.
       
       Für den Umtrunk bleibe ich nicht, nehme schnell wieder den Aufzug mit der
       rot bekleideten Fahrstuhlführerin. Die fummelt an ihrem iPad und möchte mir
       den gleichen kleinen Einspieler zeigen, den ich schon auf dem Weg nach oben
       präsentiert bekam. Sie ist nervös, drückt auf 19., da sind wir doch schon.
       „Hat Ihnen die Veranstaltung gefallen?“ möchte sie wissen. Wir kommen
       schließlich sicher unten an.
       
       28 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Andre
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bild-Zeitung
 (DIR) Mathias Döpfner
 (DIR) Paywall
 (DIR) Journalismus
 (DIR) Bundesligarechte
 (DIR) Axel Springer
 (DIR) bild.de
 (DIR) Mathias Döpfner
 (DIR) Spiegel
 (DIR) Bezahlmodell
 (DIR) Paywall
 (DIR) Axel Springer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Paywall-Erfolg in Norwegen: Fast nichts mehr gratis im Netz
       
       „Innlogging, sikker betaling!“, einloggen und sicher zahlen: Eine
       norwegische Zeitung hat mit Erfolg eine Paywall eingeführt. Andere Blätter
       wollen nun folgen.
       
 (DIR) Sky setzt Springer unter Druck: Fiese Grätsche
       
       Mit aktueller Bundesliga-Berichterstattung will Bild.de zahlende User
       gewinnen. Doch eine App des Pay-TV-Senders Sky macht Springer Konkurrenz.
       
 (DIR) Verschiebung auf dem Zeitungsmarkt: Springer verkauft Regionalzeitungen
       
       Das Medienunternehmen gibt die „Berliner Morgenpost“ und das „Hamburger
       Abendblatt“ ab. Auch „Hörzu“ und andere Blätter gehören bald der Funke
       Mediengruppe.
       
 (DIR) Bezahlinhalte bei „Bild.de“: Schmutzige Geschichten gibt's gratis
       
       Seit sechs Wochen ist ein Teil von „Bild.de“ kostenpflichtig. Doch welchen
       Mehrwert kriegen die Leser dafür geboten? Eine Zwischenbilanz.
       
 (DIR) Kolumne Die Liebeserklärung: Von Springer lernen, heißt …
       
       Jedes Quartal macht Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner deutlich,
       wohin die Reise des Journalismus führt. Einer muss es ja tun. Danke!
       
 (DIR) Journalistik-Professor über den „Spiegel“: „Ohne crossmediale Strategie“
       
       Für Klaus Meier ist die „Spiegel“-Krise ein Symptom für die Probleme vieler
       Medien, deren gedruckte Auflagen sinken, während Online kein Geld bringt.
       
 (DIR) Flattr-Chef über Paywalls: „Wir respektieren die Privatsphäre“
       
       Linus Olsson über den Onlinespendendienst Flattr, eine Revolution, die
       ausgeblieben ist, und die deutsche Diskussion über Paywalls.
       
 (DIR) Zeitungen im Netz: Paywall versus Pay-Wahl
       
       Welt.de führt eine Bezahlschranke ein. Künftig muss der User nach dem 20.
       Text, den er anklickt, bezahlen. taz.de macht's anders.
       
 (DIR) Springer-Verlag führt Paywall ein: Die Welt ist nicht umsonst
       
       Die Online-Ausgabe der Tageszeitung „Die Welt“ kostet ab Mittwoch Geld.
       Nutzer müssen ab dem 21. Artikel im Monat zahlen. Die Werbefinanzierung
       habe nicht ausgereicht.