# taz.de -- Seekabel im Visier der Geheimdienste: Die Schlagadern des Internets
       
       > Wenn ein Unterseekabel ausfällt, können ganze Länder vom Internet
       > abgeschnitten werden. Es ist kein Wunder, dass Geheimdienste ausgerechnet
       > dort lauschen.
       
 (IMG) Bild: Schöne Leitung: leuchtendes Ende eines Glasfaserkabels
       
       HAMBURG afp | Sie heißen AC-1 oder TAT-14 und transportieren unvorstellbar
       große Datenmengen: Die Seekabel, die nun in den Mittelpunkt der
       Enthüllungen um ein mutmaßliches Spähprogramm US-amerikanischer [1][und
       britischer Geheimdienste] gerückt sind, sind so etwas wie die Schlagadern
       der weltweiten Kommunikation. Als unterseeische Daten-Autobahnen verbinden
       sie die Kontinente und sorgen mit ihrer immensen Kapazität dafür, dass
       E-Mails, Internetabfragen und das Streamen von Fernsehfilmen selbst in
       HD-Qualität reibungslos klappen.
       
       Betrieben wird das globale Netz von Telekommunikationsfirmen. Sie schließen
       sich üblicherweise in Konsortien zusammen, um sich die Kosten für die
       Glasfaserkabel zu teilen. Ein zentraler Knotenpunkt auf deutschem Boden ist
       die von der Deutschen Telekom betriebene sogenannte Seekabelendstelle im
       ostfriesischen Norden. Dort landet das SEA-ME-WE3-Kabel, das Europa mit
       Asien verbindet und bis nach Australien reicht. Auch das Kabel TAT 14, das
       die USA mit Europa verbindet, hat dort eine seiner Verbindungen zu den
       Datennetzen auf dem Festland.
       
       An den beiden Kabeln ist unter anderem die Telekom beteiligt. Sowohl
       SEA-ME-WE3 als auch TAT-14 verfügen über Anlandungspunkte in Großbritannien
       und [2][werden deshalb verdächtigt], zu jenen zu gehören, die der britische
       Geheimdienst GCHQ laut den Enthüllungen des US-Informanten Edward Snowden
       im Rahmen des Überwachungsprogramms „Tempora“ auspäht. Zumindest für TAT-14
       soll dies nach Berichten deutscher Medien vom Dienstag aus geheimen
       Unterlagen in Snowdens Besitz auch explizit hervorgehen.
       
       Bevor TAT-14 in die USA führt, landet es bei Bude im britischen Cornwall
       an. Dort unterhält der britische GCHQ auf einer früheren Militärbasis einen
       Außenposten, wie aus Berichten des Guardian hervorgeht, mit dem Snowden bei
       der Veröffentlichung kooperiert.
       
       ## Satelliten abgelöst
       
       Die Glasfaserkabel haben aufgrund ihrer immensen Kapazitäten in den
       vergangenen Jahrzehnten die Verbindung über Satelliten als das wichtigste
       Bindeglied für die globale Kommunikation abgelöst. Ein weiterer großer
       Vorteil ist die wesentlich bessere Qualität der Übertragung in den
       Leitungen, in denen Lichtimpulse praktisch ungehindert fließen können.
       Alles von diplomatischen Berichten über Internettelefonie bis hin zum
       Austausch von Börsendaten erfolgt heute über solche Verbindungen.
       
       TAT-14 etwa kann nach Angaben der Betreiber 1,87 Terabit Daten pro Sekunde
       transportieren – eine unglaubliche Menge, die kaum in vernünftige
       Alltagsrelationen zu übersetzen ist. Das entspricht vielen Millionen
       gleichzeitigen Telefongesprächen oder hunderten DVD, die binnen 60 Sekunden
       parallel übermittelt werden.
       
       Wie wichtig Seekabel sind, zeigt sich, wenn eine Leitung ausfällt. Im März
       beschädigte vermutlich ein Schiffsanker das SEACOM-Kabel im Mittelmeer
       zwischen Europa und Nordafrika, was zu Störungen im Internetverkehr in
       Afrika führte. Sicherheitsbehörden stufen die Leitungen auch als kritische
       Infrastruktur ein. Vor einigen Jahren schon veröffentlichte die
       Enthüllungsplattform Wikileaks geheime Dokumente, wonach die USA die beiden
       Seekabel TAT 14 und AC 1 mit ihren deutschen Endpunkten bei Norden und auf
       Sylt als mögliche Anschlagziele einstufen.
       
       26 Jun 2013
       
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