# taz.de -- Münchner Asylbewerber im Trinkstreik: „Wir gehen bis zum Ende“
       
       > In München protestieren 65 Asylbewerber mit einem Hunger- und Trinkstreik
       > für Asyl. In Bayern sei die Lage für Flüchtlinge am schlimmsten.
       
 (IMG) Bild: Drei Tage lang nur Wasser, jetzt gar nichts mehr: Asylbewerber-Protest in München
       
       BERLIN taz | Die Ansage der Asylbewerber ist deutlich: Aus dem Non-Citizen
       muss ein Citizen werden. 65 Asylbewerber sind am Dienstagmorgen in der
       Münchner Innenstadt auf dem Rindermarkt in einen Hunger- und Trinkstreik
       getreten. Sie fordern von der deutschen Regierung die Anerkennung ihrer
       Asylanträge.
       
       Kritik üben die Streikenden an der Art ihrer Unterbringung in isolierten
       Heimen, an der fehlenden Bewegungsfreiheit durch die Residenzpflicht und
       die ständige Angst vor einer Abschiebung. In einer Erklärung an die
       Regierung heißt es: „Wir wissen, dass Wohlfahrt und Sicherheit ein Recht
       für Alle ist.“ Die einzige Lösung ebenfalls freie Rechte zu genießen, ist
       für die Asylbewerber in München ein Stück Papier: die Anerkennung ihres
       Asyls.
       
       Nachdem es drei Tage allein Wasser gab, nehmen die Streikenden nun auch
       keine Flüssigkeit mehr zu sich. „Wir gehen bis zum Ende, bis die deutsche
       Regierung keine Scheiße mehr macht,“ erklärt ein Flüchtling der sagt, wir
       können ihn Omid nennen. Für ihn ist klar: „Wenn etwas passiert, ist die
       deutsche Regierung schuld.“
       
       Omid erzählt, dass er von irgendeinem „Platz in der Welt“ kommt. „Jetzt
       aber bin ich in Deutschland.“ Die anderen Streikenden stammen vor allem aus
       dem Iran, Afghanistan, Äthopien, dem Kongo und Sierra Leone. Zusammen sind
       sie aus Berlin nach München zurückgekommen, weil „die gesetzliche Lage für
       Flüchtlinge in Bayern am schlimmsten ist,“ wie Omid erklärt.
       
       Am 19. März 2012 begann in Würzburg ein Protestmarsch von Flüchtlingen bis
       nach Berlin. Bekannt ist das Zeltlager auf dem Berliner Oranienplatz, wo
       sich Flüchtlinge niedergelassen haben.
       
       ## Acht Pavillons am Rindermarkt
       
       Nun gibt es auch Zelte im Süden Deutschlands. Acht Pavillons stehen am
       Rindermarkt. Den Hungerstreik haben die Flüchtlinge gemeinsam entschieden
       und organisiert. Auf einem Plenum am 21. Juni 2013 wurde der Hungerstreik
       beschlossen. Omid ist schon seit 15 Monaten auf der Straße und stellt fest:
       „es passiert nichts für die Rechte der Flüchtlinge in der deutschen
       Regierung.“
       
       Medizinische Versorgung haben die Hungerstreikenden nicht. Omid erzählt von
       Aktivisten, die helfen. Drei Freunde gebe es, welche ärztliches Wissen
       mitbringen.
       
       Die Reaktionen in München sind unterschiedlich. Der Bayerische
       Flüchtlingsrat erklärt sich solidarisch mit den protestierenden
       Flüchtlingen und ihren Forderungen. Sprecher Alexander Thal erklärt: „Trotz
       der vielfältigen Proteste von Flüchtlingen in den letzten Monaten und
       Jahren halten Bundes- und Landespolitik unverändert an ihrer rigiden
       Abschiebungs- und Abschreckungspolitik fest. Dass die Situation jetzt
       eskaliert, ist deshalb kein Wunder.“
       
       Das Innenministerium Bayern äußert sich nicht zu der Lage der
       Hungerstreikenden auf dem Rindermarkt. Von der Münchner Polizei wird der
       Hungerstreik auf dem Rindermarkt als „Versammlung“ angesehen, wie Alexandra
       Schmeitz aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums München erklärt.
       
       Pläne, den Platz zu räumen, gibt es nicht. Am späten Nachmittag soll über
       das weitere Vorgehen abgestimmt werden. „Wir sind in Verbindung mit der
       Stadt und den Beteiligten,“ sagt Schmeitz.
       
       26 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mareen Ledebur
       
       ## TAGS
       
 (DIR) München
 (DIR) Asylsuchende
 (DIR) Flüchtlingslager
 (DIR) Hungerstreik
 (DIR) Flüchtlingscamp Oranienplatz
 (DIR) München
 (DIR) Hungerstreik
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Berlin
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Asyl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ein Jahr Flüchtlingscamp Oranienplatz: Der ständige Ausnahmezustand
       
       Ein Camp mitten in Berlin, mitten in der Stadt: Viele der Flüchtlinge sind
       von ihrem Kampf zermürbt. Aufgeben wollen sie deswegen trotzdem nicht.
       
 (DIR) Flüchtlingscamp in München: Räumung im Morgengrauen
       
       In München befanden sich Asylsuchende im Durst- und Hungerstreik. Der wurde
       am Sonntagmorgen von der Polizei gewaltsam beendet.
       
 (DIR) Hungerstreikende Flüchtlinge in München: Keine Ärzte von der Stadt
       
       Der Protest der Asylbewerber in München geht weiter. Bürgermeister Ude
       fordert, die Stadt solle die Streikenden ärztlich versorgen. Das lehnen die
       Streikenden ab.
       
 (DIR) Kommentar Hungerstreik: Bis einer stirbt!
       
       Seit Dienstag weigern die Asylsuchenden in der Münchner Innenstadt sich zu
       trinken. Es ist höchste Zeit, dass die Politik die verzweifelte Lage der
       Asylsuchenden anerkennt.
       
 (DIR) Flüchtlinge in München: Hungern für ein Bleiberecht
       
       In München protestieren Flüchtlinge für einen Abschiebestopp – und
       verweigern Nahrung und Flüssigkeit. Immer mehr kollabieren. Die Politik
       bleibt stur.
       
 (DIR) Kommentar Umgang mit Flüchtlingen: Human ist das nicht
       
       Die Menschen, die es nach Europa geschafft haben, verdienen einen humanen
       Umgang mit ihrem Schicksal.
       
 (DIR) Integration durch Fußball: Flüchtlinge mit Kick
       
       Am Samstag spielen bei einem Turnier in Kreuzberg erstmals Flüchtlingsteams
       gegeneinander. Der Zugang zum Sport ist für Asylbewerber nicht
       selbstverständlich.
       
 (DIR) Protest am Berliner Flughafen Tegel: Last-Minute-Abschiebung verhindert
       
       Er saß schon im Flieger: Ein pakistanischer Flüchtling sollte nach Ungarn
       abgeschoben werden. Protest im Terminal und ein rebellischer Fluggast
       verhinderten das.
       
 (DIR) Flüchtlingscamp: Gespräche gegen Spannungen
       
       Nach dem Messerangriff auf einen Flüchtling wird der Täter noch gesucht.
       Bezirksbürgermeister Schulz lädt zum Runden Tisch.
       
 (DIR) Wachposten vor Berliner Flüchtlingsheim: Angst vor Windpocken
       
       In einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Reinickendorf sind die Windpocken
       ausgebrochen. Die Polizei kontrolliert, die Nachbarn wüten, der Betreiber
       erstattet Anzeige.
       
 (DIR) Flüchtlinge in Europa: EU bekommt einheitliches Asylgesetz
       
       Künftig müssen alle Asylbewerber in der EU gleichbehandelt werden. Doch
       einige Punkte des neuen Gesetzes bleiben fragwürdig.